Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
meiner Beifahrerin: »Die Rute ist berechnet. Es kann losgehen!«
23.
Mein Freund, der Laptop
Wir leben im Zeitalter der Maschinen, Tools und Toys (ausgesprochen: Tuhls und Teus ). Und ja: Ich liebe sie alle !
Äääh, ach so, das habe ich im vorherigen Kapitel ja schon geschrieben.
Moment, das muss ich kurz löschen.
Äääh, ach so, das habe ich im vorherigen Kapitel ja schon geschrieben.
So, FERTIG’#*+e :☺
Hä?
Egal.
Ich fange noch mal an: Ich habe neben meinem Freund, dem Navi, noch eine zweite große, technische Liebe: Meinen Laptop! Kennen Sie doch, diese tragbaren Computer, zu Deutsch: Klapprechner. Eine Schreibmaschine mit Fernseher. Äußerst praktisch: Wenn man keine Lust mehr hat zu arbeiten, kann man sich einen Film ansehen. Könnte man zumindest – ich habe an meinem Laptop immer noch nicht den Schlitz für die Video-Kassetten gefunden.
Laptop . Wie das Wort schon klingt? Wie eine Mischung aus Lapdance und Topmodel. Rattenscharf! Vielleicht ist das der Grund, warum ich so tiefe Emotionen für meinen Laptop empfinde.
Ich nehme meinen Laptop überall mit hin, mein elektronischer Freund ist immer dabei. Manchmal vergesse ich meine Brille zu Hause, meine Geldbörse oder meine Frau. Aber niemals meinen Laptop.
Auf dem Ding ist mein ganzes Leben gespeichert. Und das Schöne ist: Auf meinem Laptop ist noch ganz viel Platz für noch ganz viel mehr Leben. Das ist so tröstlich. Wenn ich mal einen schlechten Tag habe und mich alt fühle, dann schalte ich meinen Laptop ein und lasse mir die noch freie Speicherkapazität meines Freundes vorlesen. Und er hat noch sehr viel Speicherplatz. Demnach könnten wir locker sechshundert Jahre alt werden – wenn mein Laptop durchhält.
Deswegen pflege ich meinen Laptop auch wie ein Baby. Ich habe für ihn sogar extra meinen Energieversorger gewechselt. Aus den Steckdosen in meinem Haus fließt jetzt sauberer, nach Biogas duftender Ökostrom – für meinen Laptop nur das Beste!
Im Sommer sitzen wir beide im Schatten eines Baumes im Garten, damit wir uns keinen Sonnenbrand zuziehen. Im Winter lege ich uns beiden Angorawäsche an, damit wir uns nicht verkühlen – ich meine Prostata, er seinen Prozessor.
Und mein Laptop ist sooo praktisch! Neulich habe ich im Zug einen alten Nachbarn getroffen. Er ist vor Jahren von Bonn-Endenich zu seiner Tochter nach Köln gezogen. Ein schweres Schicksal … Als ich mich nach seiner Familie erkundigte, zog er stolz ein völlig zerknittertes Foto aus seiner Geldbörse. Es zeigte … Ja, was zeigte es? So eine Art Kind oder Auto. Man konnte rein gar nichts auf der ramponierten Fotografie erkennen. Auf dem Bild klebte der Dreck von Heerscharen von Euroscheinen, Tankquittungen und Videotheksausweisen.
Ich schaute ihn mitleidig an und sagte: »Mensch, das sieht ja toll aus!« Diese Aussage passte zumindest auf Kind und Auto.
Dann aber kam meine große Stunde. Lässig zog ich meinen Laptop aus der Aktentasche, entfernte den Neopren-Schutzumschlag (der Wetterbericht sagte leichten Niederschlag voraus) und klappte das Baby auf. »Ich kann dir schnell ein paar Bilder von Margie und den Jungs zeigen.«
Mein Klapprechner fuhr so schnell hoch wie ein Fünfzehnjähriger beim ersten Blick auf die Klappseiten im Playboy. Mit geschickten Bewegungen meiner sensiblen Fingerkuppen hatte ich im Nullkommanix das Fotoprogramm geöffnet und den Monitor mit einem Familienfoto gefüllt. Es zeigte allerdings nur einen kleinen Teil meiner Familie: Unsere beiden Möpse und mich.
»Nee, warte, das ist natürlich nicht meine Frau, äääh, jetzt kommt das richtige!«
Diesmal war wirklich ein schönes Familienfoto zu sehen, von Helga Beimer und Erich Schiller. Wohnort: Lindenstraße, München.
»Herrgott nochmal! Das gibt es doch nicht! Wieso kommt das Foto jetzt, ich hab doch … Warte, ja hier kommt es.«
Na also! Ein Foto von Margie, allen Kindern und Oma in einem senffarbenen Kleid. Ich bin auf dem Foto auch zu sehen, allerdings nur mein stattlicher Rücken. Ich hatte den Selbstauslöser eingeschaltet und war wohl nicht schnell genug. Dafür ist mein Rücken aber sehr schön scharf und verdeckt alle, außer Oma.
»So ungefähr musst du dir die vorstellen. Aber ich habe bestimmt noch ein besseres Bild. Ähh, wo habe ich denn …«
In diesem Augenblick fuhr der Zug in den Bonner Bahnhof ein, und ich musste Hals über Kopf aussteigen. Schade.
In solchen Momenten hätte ich immer gerne einen von meinen Jungs bei mir, und zwar
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