Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
demographischen Wandel zunutze und präsentiert in diesem Sommer erstmals eine ganze Reihe Blockbuster als spezielle Senioren-Versionen. Die zehn vielversprechendsten Neustarts lesen Sie exklusiv bereits hier – demnächst auch in Ihrem Kino:
10
Zahnlos in Seattle
9
Stirb seeeeeeeeeeeehr langsam
8
Das Fenster zum Hof (»Ruhe da draußen!«)
7
Für eine Hand voll Kleingeld
6
Lola schlurft
5
Bis(s) zu den Dritten
4
Die Überreifeprüfung
3
Grauer Star Wars: Die Linsentrübung schlägt zurück
2
Die unendliche Geschichte (Opa erzählt)
1
Too fast, too furious – Rollator Drift
33.
Rhythm Of My Heart
PLOPP! – PLOPP! – PLOPP! – PLOPP! – PLOPP!
Mit jedem einzelnen »PLOPP!« zieht Dr. Peters mir eine der eiskalten Elektroden vom Oberkörper. Sie hinterlassen auf meiner Brust viele dunkelrote Knutschringe. Ich sehe aus, als hätte ich gerade mit einem Oktopus heftig Liebe gemacht. Und was in diesem Bild das glitschige Zeug darstellt, das Dr. Peters vorher draufgeschmiert hat und ich jetzt mit einem Papiertuch von meiner Haut wischen darf, möchte ich mir gar nicht erst ausmalen. Dr. Peters hat gerade ein EKG gemacht. Ein Elektrokardiogramm. Was aus dem Drucker mit den flinken Nadeln gekommen ist, ist sozusagen der Soundtrack meines Herzens. Dieser Beat gefällt Dr. Peters ganz und gar nicht.
»Oh oh …«, schaut er sich das Auf-und-Ab-Gekritzel an, massiert sich dabei das Kinn. Das wiederum gefällt mir ganz und gar nicht. Ich möchte nicht geohoht werden, und ganz besonders nicht von meinem Hausarzt. »Oh oh« darf man ausstoßen, wenn man wegen dieses komischen Pfeifgeräusches den Kopf hebt und von oben gerade noch die Atombombe auf einen zufallen sieht. Aber bitte nicht zu mir als Patienten. Das macht mir Bammel!
»Was ist denn?«, frage ich Dr. Peters.
»Ihr EKG befriedigt mich gar nicht.« Er massiert sich weiter das Kinn. Bei Dr. Peters immer ein schlechtes Zeichen.
»Tut mir leid, dass ich Sie nicht befriedigen kann«, entschuldige ich mich reflexartig. Nicht das erste Mal im Leben, dass mir dieser Satz über die Lippen kommt. »Aber was genau ist das Problem?«
»Ja, schauen Sie mal, der Herzrhythmus ist völlig durcheinander. Das ist gefährlich. Das passt mir überhaupt nicht.«
So wie Dr. Peters redet, schaut und sich dabei sein Kinn jetzt fast schon wundgerieben hat, könnte man meinen, er wird gleich sicherheitshalber das Etikett für meinen großen Zeh ausfüllen. Dabei kapiere ich ehrlich gesagt noch nicht mal richtig, was er mir da zeigt.
»Das hier ist der Schlag?«, frage ich und deute dabei auf das EKG. Dr. Peters nickt.
»Ach so«, wird es mir langsam klarer. »Und hier diese kleinen Dinger, die so unregelmäßig …«
»Ganz genau!«, nickt Dr. Peters. Keine weitere Erklärung nötig.
»Gut, das bin halt ich«, versuche ich, meine ramponierte Pumpe in Schutz zu nehmen. »Ich hatte schon immer den Rock im Herzen!« Ich fuhr das unregelmäßige Gehoppel auf dem Ausdruck mit dem Finger ab. »Sehen Sie das hier? Bum-bum-bum-bum-bum! Das ist ›Jumpin’ Jack Flash‹ von den Stones!«
»Mir wäre für Ihre Gesundheit ›Ave Maria‹ lieber«, entgegnet Dr. Peters.
»Ich fürchte, das hat mein Herz nicht drauf.«
»Eben. Deshalb müssen Sie ins Krankenhaus.«
»Bitte wo muss ich hin?«
»Ins Krankenhaus.«
»Hören Sie!« Ich schaue Dr. Peters fest in die Hausarztaugen, damit er das kapiert. »Ich geh mit meiner Frau am langen Samstag shoppen, ich geh mit meinen Jungs in die Riesenachterbahn auf dem Jahrmarkt, wenn’s gar nicht anders geht, gehe ich sogar mit meiner Schwiegermutter zum Konzert der ›Amigos‹ – aber ins Krankenhaus gehe ich nicht !«
»Sie gehen ins Krankenhaus. Jetzt.« Dr. Peters war wie immer stärker. »Übrigens: Die Riesenachterbahn sollten Sie mit dem EKG vorerst meiden. Und die ›Amigos‹ erst recht … Frau Schult macht Ihnen die Überweisung fertig, und dann fahren Sie bitte sofort in die Klinik.«
Dr. Peters hatte gesprochen. Na, schönen Dank. Dabei sollte das eigentlich nur eine einfache, harmlose Vorsorgeuntersuchung werden. Ich folgte Peters’ Befehl und murmelte beim Verlassen des Sprechzimmers noch sauer in mich hinein: »Na warte, Herzchen – das zahl ich dir heim …«
Eine Stunde später bin ich im Krankenhaus, eine gewisse Schwester Mechthild führt mich in ein Zimmer. Wie soll ich das dort vorherrschende Ambiente adäquat beschreiben? Ich sag mal so: Taxibeige ist hier die
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