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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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zu trimmen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kurz zweifele ich, ob ich hier tatsächlich in einem Krankenhaus gelandet bin, lasse es aber über mich ergehen, nachdem »der Patrick« mir erklärt hat, dass das für die OP notwendig ist. Na gut. Vielleicht tut mir so eine Intimrasur sogar ganz gut. Wir alle wissen schließlich: Je niedriger die Hecke, desto größer erscheint das Haus – und das ist schließlich in keinem Alter verkehrt.
    Ritsch-ratsch ist mein botanischer Garten weg. Frisch rasiert werde ich in den OP-Saal gebracht. Da liege ich also, auf dieser Schlachtbank, Dr. Frank und Schwester Mechthild, die Herrin über die Urinproben, sind auch da, ein paar andere Schwestern ebenso. Ich werde verkabelt, überall stehen Bildschirme, auf denen mein Herz blinkt, mich förmlich vorwurfsvoll anschreit: »Hol mich hier raus!« Geht aber nicht. Prof. Dr. Eisenhart – der Name ist Programm – kommt auf mich zu und sagt: »Herr Mockridge, ich möchte Ihnen erklären, was wir gleich mit Ihnen machen werden, damit Sie nicht beunruhigt sind.«
    Beunruhigt? Ich? Wieso sollte ich denn beunruhigt sein? Man will mir doch lediglich ein klein bisschen am Herzen rumoperieren !
    »Die Schwester wird Ihnen gleich eine Spritze geben«, fährt Prof. Dr. Eisenhart fort. Leider nur verbal, nicht aus diesem OP-Saal. »Damit Sie sich frei fühlen und nicht krampfen während des Eingriffs. Ich werde dieses Skalpell nehmen und Ihnen die Leiste hier aufschneiden. Dann werde ich diesen Draht – hier oben ist ein Sensor – unten in Ihre Leiste hineinführen, an Ihrem Körper hoch und dann in Ihr Herz hinein. Und dann werden wir versuchen, mit gezielten Stromstößen Ihr Herz dazu zu bringen, rhythmisch zu schlagen. Sollte Ihr Herz aufhören zu schlagen, ist Dr. Frank hier. Der setzt, falls es so weit kommt, seine Elektroschocks links und rechts an, mit zwei oder drei gezielten Stößen – bumm, bumm, bumm – bringt der Sie sofort wieder dazu zu leben … Haben Sie irgendwelche Fragen?«
    Ich hebe mühsam den Kopf vom Operationstisch. »Ja. Ausgang, da oder da?«
    Dr. Eisenhart ignoriert mich einfach und zieht wie die anderen seine Maske hoch. Gemeinsam kommen sie auf mich zu, es ist wie in der spanischen Inquisition, nur grausamer.
    Plötzlich: »Halt, Herr Doktor, Herr Doktor, stopp! Der Sinusrhythmus … Der Sinusrhythmus ist wieder da.«
    Wir alle schauen verwundert die Schwester an, die das gerade gesagt hat. Schnell stellt sich heraus: Es stimmt. Mein Herz hat es sich anders überlegt. Der Rhythmus, bei dem selbst mein Hausarzt Dr. Peters immer mit muss, das »Ave Maria« ist wieder da. Vermutlich hilft die Schocktherapie hier genauso gut wie bei Schluckauf. Dr. Eisenhart und seine Komplizen ziehen ihre Masken wieder runter. Fast meine ich, enttäuschte Blicke zu erkennen, dass sie bei mir nicht zum Schnippel-Zug gekommen sind. Jetzt nur schnell raus hier, bevor es sich mein Herz wieder anders überlegt.

    Zur Beobachtung muss ich zunächst im Krankenhaus bleiben. Zwei Tage später jedoch werde ich zum Glück entlassen. Das alles ist jetzt gute vierzehn Jahre her. Falls Sie dies deshalb für eine Geschichte mit rosarotem Happy End halten, irren Sie allerdings: Die Rhythmusstörungen kamen zurück. Und zwar schon bald. Mein Herz, bei allem Respekt für seine Lebensleistung, ist eine echt linke Pottsau. Mir sollte zeitweise sogar ein Schrittmacher eingesetzt werden – quasi ein Rollator fürs Herz. Nee, danke. Umso mehr freut mich, und dafür bin ich unendlich dankbar: Die Ärzte und ich haben meine Rhythmusstörungen inzwischen gut im Griff. Darum, bei allen Witzen und Scherzen über meinen mindestens hundertköpfigen medizinischen Stab, an dieser Stelle einmal ganz aufrichtig: Danke, Dr. Peters! Danke, Dr. Röhrig, Professor Kuck, Dr. Ernst! Ihr seid schon spitze! Dank euch bin ich wieder ein taktvoller Mensch! Ich werde hauptsächlich mit Medikamenten behandelt, im Moment habe ich gar keine Probleme und nehme zur Vorsicht nur noch Blutverdünner und Betablocker (liebe ZDF-Zuschauer, nicht verwechseln mit Bella Block!).
    Ich weiß: Auch diesmal werden die Rhythmusstörungen irgendwann zurückkommen – da mache ich mir nichts vor. Und das kann einen verunsichern, ängstlich machen. Ist auch okay so, denn das ist normal. Man kann es aber auch positiv sehen. Für den Anfang: Nach vierzehn Jahren mit Herz-Rhythmusstörungen lebe ich immer noch. Das ist doch schon mal ganz ordentlich, oder? Und nach fast

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