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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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Automaten), und sie verschwand damit in der Tankstelle. Als meine Frau mit der »Brigitte« zurückkehrte, nahm sie lächelnd wieder auf dem Beifahrersitz Platz.
    SIE: »So, wir können fahren.«
    ICH: »Ähm …?«
    SIE (in Lauerstellung) : »Wie ›ähm‹?«
    Ich wählte meine weiteren Worte vorsichtig, wollte meiner Frau nicht vorschnell unrecht tun. Schließlich hatte ich erst gestern in der »Tagesschau« gehört, dass die Inflation wieder stieg.
    ICH: »Sag mal, was kostet die ›Brigitte‹ heutzutage?«
    SIE: »2,80 Euro.«
    Okay. An der Inflation lag es also nicht.
    ICH: »Ja, das hätte ich auch ungefähr so geschätzt … Kriege ich dann kein Wechselgeld?«
    SIE: »Wie, ›Wechselgeld‹?«
    Meine Frau sprach »Wechselgeld« aus, als sei es irgendein völlig fremdes, unverständliches Wort einer längst ausgestorbenen Sprache. Das trifft es für die Ehe ganz gut. Ich Idiot konnte es natürlich trotzdem wieder mal nicht lassen.
    ICH: »Du schuldest mir noch 47,20 Euro!«
    SIE: »Was willst du auf einmal mit 47,20 Euro?!«
    ICH (kleinlaut) : »Im Moment nichts.«
    SIE: »Na also! Wenn du weißt, wofür du es brauchst, dann frag mich noch mal, ich leihe es dir. So, und jetzt fahr!«
    Meine Schatzmeisterin hatte gesprochen. Ich verabschiedete mich innerlich von meinen 47,20 Euro, die nie die Chance gehabt hatten, meine Geldbörse wirklich kennenlernen zu dürfen, und startete den Motor. Als wir den Rasthof verließen, war mir wieder einmal das erste Gesetz der Ehe vor Augen geführt worden: Mit Geld in der Ehe ist es wie beim Fleisch auf dem Grill: Mit Schwund musst du rechnen!

Regel 2: Die Geschmacks-Sublimierung
    Frauen bringen den Geschmack in die Ehe. Was auch immer du vor dem »Ja-Wort« für deinen eigenen, ganz persönlichen Stil gehalten hast – deine Frau lässt dich schnell wissen: Du hattest keinen, und du wirst auch nie einen haben. Zum Glück gibt es jetzt sie , die neue Herrin deines Kleiderschrankes. Was sie rauslegt, wird getragen. Und was sie in den Altkleidersack stopft, bleibt gefälligst auch drin. Selbst wenn es deine alte Lieblingshose ist. Die, die selbst nach dem dritten Grillschnitzel obenrum immer noch so luftig-bequem sitzt.
    Der Sack mit dem wertvollen Inhalt stand bereits an der Straße, da wollte ich mich nachts um halb zwei doch noch aus dem Ehebett schleichen, um meine geliebte Hose zu retten. Ich wartete lange, bis meine Frau neben mir im Schlaf ganz ruhig und gleichmäßig atmete – dann wagte ich es endlich, vorsichtig unter unserer Bettdecke hervorzukriechen. Ich rutschte langsam zur Seite, war mit einem Fuß schon fast auf dem Boden, da öffnete meine Frau ihre Augen. Ansonsten nicht die kleinste Bewegung – nur ihre Lider schnellten hoch wie zu früh losgelassene Jalousien. Ihre Pupillen leuchteten unheimlich im Mondschein durchs Fenster: »Wag es nicht, Bill …«
    Ich hob mein Beine unverzüglich wieder unter die Decke. In der traurigen Gewissheit: Nie wieder würden sie das Vergnügen haben, in meine Lieblingshose schlüpfen zu dürfen.
    Wie gesagt: Die Frau will dir deinen eigenen Geschmack ja nicht nehmen. Sie will dir nur überhaupt erst mal einen geben. Wenn ich mein Programm spiele, sehe ich im Publikum lauter chic angezogene Männer. Zumindest die, die weibliche Begleitung dabei haben. Keine Fragen: Selbst haben die sich nicht angezogen!
    Es ist für uns Männer einfach nicht leicht. Ich stehe oft vor dem Schrank und denke: Das und das und das, das sieht doch gut aus. Ich ziehe mich also an, gehe ins Bad – und meiner Frau rutscht vor Schreck fast der Lippenstift ab: »Bill, das ist doch nicht dein Ernst! Willst du etwa so zur Party?!«
    Margies Blick hätte nicht fassungsloser ausfallen können, selbst wenn ich mit einer blauen Mülltüte bekleidet dagestanden hätte. Ich schalte blitzschnell, um vor meiner Frau nicht als völliger Mode-Legastheniker dazustehen: »Was? Wie? Wo? Nein! Neeeeeeeeeein! Du dachtest … du dachtest wirklich, ich wolle das hier …? Hahahahaha, köstlich, köstlich … Nein, Quatsch, das ist nur für die Altkleidersammlung. Ich wollte die Sachen bloß kurz lüften, damit die in der Dritten Welt nicht so muffig ankommen!«
    Ich Fuchs ich. Schnell renne ich wieder hoch ins Schlafzimmer zu meinem Kleiderschrank. Jetzt bloß kein Risiko eingehen. Zehn Minuten später erscheine ich vor meiner Frau geschmackssicher im dunklen Anzug. Stolz posierend, dürstet es mich nach ihrem Lob, wie lernfähig ich in Sachen Mode doch

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