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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Zwillinge waren begeistert. Papi nahm es mit dem Schlafengehen nie so ganz genau, und abends gibt es meistens schöne Fernsehsendungen.
    Stefanie sah sich schon zu einem nie endenwollenden Küchendienst verdonnert und jammerte, drei Tage Berlin würden doch wohl reichen, es müßte ja nicht gleich eine ganze Woche sein.
    »Jedes Mädchen sollte etwas vom Haushalt verstehen«, konterte Rolf, »es könnte doch möglich sein, daß du mal keinen Mann kriegst.«
    Die Knaben witterten Freiheit und unterstützten mich nach besten Kräften, und Rolf meinte schließlich, auch Dienstboten hätten bekanntlich Anspruch auf einen Jahresurlaub, und einen solchen könne man mir als unbezahlter und auf Lebenszeit verpflichteter Arbeitskraft gerechterweise nicht verweigern.
    »Wie steht's mit Urlaubsgeld?« wollte ich wissen.
    »Davon ist im Vertrag zwar nichts enthalten«, sagte mein Brötchengeber, »aber wir könnten zum Beispiel mal über eine Treueprämie reden.«
    Mitte Januar kam die Einladung, handgeschrieben und mit dem Zusatz versehen: »Quasi kommt auch.«
    Du liebe Güte! Wie begegnet man seiner ehemaligen Klassenlehrerin, vor der man einstmals einen Heidenrespekt gehabt hat, den man jetzt aber bestimmt nicht mehr hat? Nun ja, man wird sehen.
    Am zweiten Februar bestellte ich die Flugkarte – sicher ist sicher. Vielleicht tagte in Berlin wieder einmal der Blumenzüchterverband oder die Heimwerker-Innung. Möglich, daß auch irgendein Kongreß stattfand.
    Am vierten Februar kam Rolf ins Krankenhaus. Der angeblich verdorbene Magen, den er ein paar Stunden später als eine Abart von Hexenschuß diagnostizierte, entpuppte sich als akuter Blinddarm. Als ich den Patienten am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, erwartete ich erfahrungsgemäß, einen Todkranken, wenn nicht gar halb Gestorbenen vorzufinden. Erstaunlicherweise war mein Gatte recht munter, klagte weder über unzumutbare Schmerzen noch über unzumutbare Behandlung, meinte im Gegenteil, es gehe ihm ausgezeichnet.
    Der Grund für seine überraschende Rekonvaleszenz wurde mir klar, als ich die bildhübsche Krankenschwester sah, die sich mitfühlend nach seinen Wünschen erkundigte. Er hatte keine. Auch etwas völlig Neues. Zu Hause genügte schon eine etwas heftige Erkältung, um meinen Angetrauten aufs Krankenlager zu werfen und die gesamte Familie in Trab zu halten.
    Beruhigt fuhr ich wieder heimwärts. Unser Ernährer würde uns bis auf weiteres wohl doch noch erhalten bleiben, wenn auch – zumindest für die nächsten zehn Tage – fern vom häuslichen Herd.
    Abends rief ich Regina an. Sie hatte nicht das geringste Verständnis für meine Absage.
    »Soweit ich begriffen habe, hat Rolf die Operation überlebt. Deine Ableger sind alle aus den Windeln heraus, die werden also auch ein paar Tage ohne dich auskommen. Wozu gibt es Konserven und Tiefkühlfutter? Wenn mir früher jemand erzählt hätte, daß du dich wie eine aufgescheuchte Glucke benimmst, dann hätte ich ihn ausgelacht. Stopf den Kühlschrank bis zum Rand voll und stell zwei Kisten Cola bereit, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Teenager können sich notfalls tagelang von Würstchen ernähren.«
    »Ich bin keine Glucke, ich habe nur ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl.«
    »Quatsch, du hast lediglich einen Vogel!« bemerkte Regina und legte auf.
    Davon war ich zwar nicht so unbedingt überzeugt, aber als ich meine fünf Helden zusammengetrommelt und ihnen meine Bedenken auseinandergesetzt hatte, erntete ich nur Empörung.
    »Natürlich werden wir alleine fertig, und zwar besser, als wenn Papi auch hier wäre. Der redet doch bloß dauernd dazwischen und kann alles besser. Wir haben schon einen genauen Plan aufgestellt, wer was tun muß, und daran werden wir uns ausnahmsweise auch mal halten«, versicherte Sven.
    »Ich kann euch ja das Mittagessen vorkochen und einfrieren. Ihr braucht es abends nur aus der Kühltruhe zu nehmen, und wer zuerst von der Schule nach Hause kommt, schiebt alles in den Backofen.«
    »Kommt gar nicht in Frage, wir kochen selber. Dann können wir endlich mal das essen, was wir sonst nie kriegen.«
    Auch Rolf war der Ansicht, ich solle ruhig fahren. »Du hast dich doch so auf dein nostalgisches Kaffeekränzchen gefreut. Den Gören schadet es gar nichts, wenn sie mal ein paar Tage auf sich allein gestellt sind. Vielleicht sehen sie dann endlich ein, was sie an dir haben.«
    Diese bemerkenswerte Einsicht hatte mein Gatte bisher noch nie geäußert, aber er würde ja

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