Jeans und große Klappe
nichts davon.«
Recht hat er, der Knabe. Bei meinem nächsten Kaufhausbummel würde ich wohl doch mal einen Abstecher in die Radioabteilung machen und mich über die gängigen Angebote informieren müssen. Wer weiß, was da noch alles auf mich zukam.
Entgegen allen Befürchtungen verlief die erste Fete in unserem Haus ausgesprochen friedlich, wenn man den kurzen Besuch des uns nun schon hinlänglich bekannten Polizisten Zimmermann ausklammerte. Dabei war er keineswegs von ruhebedürftigen Nachbarn herbeizitiert worden. Sein Langhaardackel hatte beim abendlichen Gassigehen höchst unwillig in Richtung Garage geknurrt, woraus man folgern kann, daß er kein Anhänger der BeeGees war. Polizist Zimmermann, seit drei Stunden außer Dienst, klingelte also als Privatmann an der Haustür und bat um Dezimierung der Phonstärke, ein Wunsch, den ich nur zu gern an die Katakombe weitergab. Hier hatte ich dann Gelegenheit, mich wieder einmal über die heutigen Tänze zu wundern, die aus gliederverrenkenden Gymnastikübungen zu bestehen schienen. Das waren noch Zeiten, als man Wange an Wange tanzte, statt Kniescheibe an Kniescheibe!
Auch Rolf betrachtete kopfschüttelnd das Getümmel und brüllte mir schließlich ins Ohr: »Wenn das nicht Regen bringt, weiß ich nicht, was ihn bringen soll.«
Sonst wäre noch zu berichten, daß außer zwei Gläsern, die unseren ohnehin schon sehr zusammengeschmolzenen Bestand auf nunmehr 16 reduzierten, keine weiteren materiellen Schäden zu beklagen waren. Auch die Aufräumungsarbeiten am nächsten Tag verliefen planmäßig. Und die große Kristallbowle, die genau neben Wolfgang gestanden hatte, als er von der Leiter rutschte, hatten wir ohnehin nur ganz selten mal benutzt.
Regel Nr. 7:
Ein Teenager hat nie Zeit. Melden Sie deshalb unerläßliche Termine, die seine Anwesenheit erforderlich machen, mindestens 8 bis 10 Tage vorher an. Finden Sie sich aber damit ab, daß im letzten Augenblick doch noch etwas dazwischenkommen kann, das wichtiger ist als der geplante Hosenkauf oder der seit drei Monaten hinausgeschobene Besuch bei Tante Elfriede. (Steht letzterer auf dem Programm, kommt garantiert etwas dazwischen. Teenager sind an Erbtanten noch nicht. interessiert.) Nehmen Sie Ihrem Teenager notfalls Maß und kaufen Sie die Hose ohne ihn. Sie werden zwar das Verkehrte bringen, aber zum Umtauschen geht er dann freiwillig und allein.
Regel Nr. 8:
Erwarten Sie von einem Teenager keinen Bildungseifer, weil er gar keinen hat. In die Schule geht er nur, weil er muß. In diesem Zusammenhang ist es empfehlenswert, wenn man ihn früh genug von der bestehenden Schulpflicht unterrichtet und ihn ausreichend über die gesetzlichen Folgen bei Mißachtung dieses Gesetzes informiert.
Ein Teenager lernt nicht für sich, sondern für die Lehrer. Und da er die ausnahmslos nicht leiden kann, lernt er vorsichtshalber gar nicht. Lehrer werden in zwei Kategorien eingeteilt: Alle über dreißig sind verkalkt, die anderen frustriert. (In der Regel bleibt diese unumstößliche Meinung nicht nur auf den Berufsstand der Lehrer beschränkt, sie umfaßt eigentlich die gesamte Menschheit. Übrigens sind auch die Eltern von Teenagern zwangsläufig über dreißig.)
Geistige Anstrengungen, die über das in der Schule geforderte Mindestmaß hinausgehen, lehnt ein Teenager ab. Bei etwaigen Vorhaltungen wird er antworten, daß die bisher erworbenen Kenntnisse ausreichten, um das angestrebte Leben eines Hippies oder Gurus führen zu können. Wenn man ihn nur ließe, würde er auch sofort damit anfangen. (Man verweise dann nochmals auf die Schulpflicht.)
Als Freizeitlektüre bevorzugen Teenager bunte Heftchen, die ›Rocky‹ oder ›Poppy‹ heißen und so bedeutsames Wissen vermitteln wie beispielsweise die Tatsache, daß Stevie Stone Nüsse mit den Zähnen knackt oder Little Lucy 28 Teddybären besitzt.
Als sehr bildend erweist sich auch das sorgfältige Studium der Asterix-Hefte. Sven besaß sämtliche Ausgaben und pflegte schon im zarten Kindesalter jeden zweiten Satz mit lateinischen Brocken zu durchsetzen. Die paßten zwar nicht immer, aber es klang doch recht eindrucksvoll, wenn er seine Ablehnung, doch endlich mal das Fahrrad zu putzen, mit den Worten krönte: »Alea iacta est!«
Teenager interessieren sich weder für Politik noch für Kultur und lesen die Tageszeitung – wenn überhaupt – von hinten nach vorne, also von den Anzeigen bis zum Sportteil. Über die Mitte gehen sie nicht hinaus.
Teenager bezeichnen
Weitere Kostenlose Bücher