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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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abhaken! Über das Alter sind wir ja nun hinaus.
    Wenn du aber unbedingt backen willst, dann mach ein paar Mafiatorten.«
    ???
    Sascha sah mich mitleidig an. »Du kennst aber auch gar nichts! Mafiatorte ist 'ne Pizza!«
    Dann eröffnete mir mein heranwachsender Sohn, wie er sich die ganze Sache vorstellte.
    »Erst mal müssen wir den Keller entrümpeln und saubermachen, aber da kommen ein paar Kumpels und helfen. Dann bekleben wir die Wände mit Postern, der Andy bringt seine Spotlights an, und von Wolfgang kriegen wir die Lichtorgel. Der Hardy will seiner Schwester die Stereoanlage aus dem Kreuz leiern. Auf den Fußboden kommen Matratzen und Kissen, und als Tische nehmen wir ein paar Holzkisten. Wolfgang seine Schwester macht uns Tischdecken aus Kreppapier.«
    »Dessen Schwester«, korrigierte ich automatisch.
    »Wie? Ach so, na schön, also dessen Schwester. Die kommt übrigens auch. Und dann noch Martina und Susi und Heike und noch ein paar andere.«
    »Aha. Und wieviel seid ihr dann insgesamt?«
    »Weiß ich nicht genau. Eingeladen habe ich vierzehn, aber es werden bestimmt noch ein paar mehr.«
    »Sag mal, bist du verrückt geworden?«
    »Wieso denn? Du hast doch überhaupt nichts damit zu tun. Das machen wir alles selber. Du müßtest bloß ein bißchen was zum Essen besorgen. Und die Getränke natürlich.«
    Als ich Rolf am Abend schonend auf das zu erwartende Spektakel vorbereitete, grinste er nur.
    »Die Kinder werden eben älter. Du kannst doch wirklich nicht erwarten, daß sie sich jetzt noch mit Kuchen und Schlagsahne vollstopfen und Sackhüpfen spielen. Hast du denn als Backfisch keine Feste gefeiert?«
    Mein vierzehnter Geburtstag war sechs Wochen vor der Währungsreform. Ich bekam eine Torte, die überwiegend aus Maismehl und Rumaroma bestand, und meinen vier eingeladenen Freundinnen hatte ich Kaffee-Ersatz und abends chemische Bowle sowie Brote mit künstlicher Leberwurst vorgesetzt. Dazu eierte eine Schellackplatte auf dem antiquierten Plattenspieler, und Bully Buhlan sang: »Ich hab' so schrecklich Appetit auf Würstchen mit Salat!«
    Nachdem nun das väterliche Einverständnis gesichert war – das mütterliche wurde ohnehin vorausgesetzt –, schöpfte Sascha aus dem vollen. Zusammen mit Sven durchstreifte er die drei ortsansässigen Supermärkte und stellte eine Einkaufsliste zusammen. Sie begann mit zehn Packungen Kartoffelchips, endete mit drei Gläsern eingemachter Maiskolben und umfaßte so ziemlich alles, was eine deutsche Durchschnittsfamilie im Laufe von 14 Tagen an Lebensmitteln benötigt.
    »Hältst du uns für Millionäre?«
    Sascha schüttelte unbekümmert den Kopf. »Das sieht bloß so viel aus, weil ich alles untereinander geschrieben habe. Außerdem sparst du ja das Geld für die diversen Kuchen. So'n labbriges Zeug wollen wir nicht mehr. Bring lieber noch ein paar Päckchen Erdnußflips mit, die habe ich vergessen aufzuschreiben!«
    »Und was ist das?«
    »Na, diese komischen Dinger, die wie Engerlinge aussehen. Du weißt schon, was ich meine.«
    In den folgenden Tagen bevölkerten Scharen von Halbwüchsigen die Kellerräume. Da sie ihren Arbeitsplatz via Garage zu betreten pflegten, wußte ich nie, wer eigentlich im Haus war, und ich fand das einigermaßen beunruhigend. Schließlich stand Rolfs teure Reprokamera auch im Keller, und wenn die beschädigt werden würde … nicht auszudenken!
    Sven hatte wohl ähnliche Befürchtungen. Er drückte mir den Schlüssel zur Dunkelkammer in die Hand und sagte beruhigend: »Ich habe da alles reingeräumt, was irgendwie kaputtgehen könnte. Sogar die Kristallvase von Tante Lotti.«
    »Na, die hättest du ruhig draußenlassen können.«
    Am Vorabend der Fete parkte ein eigenartiges Vehikel vor der Garageneinfahrt, eskortiert von einem halben Dutzend Knaben, die dieses Gefährt oder, besser gesagt, seinen Aufbau stützten. Vorneweg ein altersschwacher Traktor, auf dem ein knollennasiger Mann verschlafen vor sich hindöste, dahinter ein zweirädriger Karren, vollgepackt mit Gerümpel und offensichtlich auf dem Weg zur nächsten Müllkippe.
    Diese Vermutung erwies sich als gewaltiger Irrtum.
    Die halbwüchsige Begleitmannschaft begann nämlich, das Gerümpel abzuladen und in die Garage zu schleppen.
    »Sind die denn wahnsinnig geworden?« Ich raste zur Haustür und prallte mit Sascha zusammen, der freudig erregt die Außenbeleuchtung anknipste.
    »Wird ja auch endlich Zeit! Ich dachte schon, die kommen überhaupt nicht mehr.«
    »Warum laden die

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