Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
Trauerfeier Trost und Halt. Sie erweisen dem Verstorbenen damit die letzte Ehre und geben ihm das letzte Geleit. Die Trauerfeier ist ein öffentliches Ritual, dessen Gestaltung sich aus traditionellen und modernen Elementen zusammensetzen kann. Daneben können Sie Ihre ganz privaten Rituale entwickeln, um dem Gedenken einen Platz in Ihrem Leben einzuräumen.
Der äußere Umgang mit der Trauer
Das Thema Trauer steht im Widerspruch zu dem sehr lustbetonten Lebensstil unserer Gesellschaft. Jeder ist laufend mit seiner Selbstoptimierung beschäftigt, alles hat gefälligst jung und schön auszusehen. Das Tabuthema Tod würde andere belasten. So zieht sich die Trauer allgemein aus der Öffentlichkeit zurück. Abgesehen von Staatsbegräbnissen und den Trauerfeiern von Prominenten findet sie fast nur noch im kleinsten privaten Rahmen statt.
Als sichtbare Symbole spielen immer noch Blumen und Kerzen eine große Rolle. Auch schwarze Kleidung ist noch üblich – jedoch nur bei der Trauerfeier. Früher wurde je nach Verwandtschaftsgrad zum Toten für eine bestimmte Dauer Voll- oder Halbtrauer getragen. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert trug eine Witwe ein ganzes Jahr lang in der Öffentlichkeit nur Schwarz. Heute lassen sich Hinterbliebene im Beruf die Trauer kaum noch anmerken.
Fast niemand trägt am Arbeitsplatz längere Zeit Trauerkleidung. Ebenso wenig ist Schwarz heute der Trauerkleidung vorbehalten.
Trauer und Alltag im Widerspruch
Den Betroffenen fällt der öffentliche Umgang mit dem Todesfall schwer. So bleiben öffentliche Anteilnahme und Unterstützung meist aus, und viel rascher als früher wird wieder zur Tagesordnung übergegangen. Das führt dazu, dass die Hinterbliebenen mit ihrer Trauer allein bleiben und sich hilflos fühlen. Sie stecken im Zwiespalt zwischen ihren Gefühlen und Gedanken einerseits und ihren Handlungen andererseits. Man funktioniert halt irgendwie, weil man muss. Die Diskrepanz zwischen innen und außen löst zusätzlichen Stress aus. Es fällt schwer, eine adäquate Form für die Trauer zu finden und den nötigen Abstand vom Alltag zu nehmen.
Trauer- und Bestattungsriten
In jeder Kultur und in allen Epochen haben die Menschen ihre besonderen Rituale der Trauer gestaltet. Die Bestattungsriten richteten sich schon immer hauptsächlich nach drei Gesichtspunkten: dem sozialen und materiellen Status, der Kultur und dem Glauben. Dabei war und ist alles Mögliche und Unmögliche denkbar und gebräuchlich. Die Vorstellung, der Mensch bestehe aus einem sterblichen Leib und einer unsterblichen Seele, hat die Bestattungskultur genauso geprägt wie der Glaube an die Auferstehung der Toten. Entsprechend wurde und wird in manchen Kulturen der toten leiblichen Hülle keine weitere Bedeutung beigemessen und in anderen der Leichnam möglichst unversehrt fürs Jenseits erhalten.
Am Anfang war die Trauer
Trauerrituale sind sogar älter als die Menschheit, denn auch manche Tierarten – und zwar nicht nur Primaten – zeigen nach einem Todesfall in der Herde oder Gruppe ein typisches verändertes Verhalten. Unser Bedürfnis nach Trauerriten ist demnach sehr tief in der Evolution verankert.
Traditionen auf dem Rückzug
In Deutschland galt bis in die letzten Jahrzehnte ein Sittenkodex, der heute weithin auf dem Rückzug ist. Seine Wurzeln liegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dazu gehörten im Wesentlichen die Aufbahrung des Toten inmitten von Blumen und Kerzen, der schwarze Trauerflor und die öffentliche Prozession zum oder auf dem Friedhof. Auf die katholische Messe oder den evangelischen Gottesdienst folgte die Beerdigung beziehungsweise Einäscherung. Schwarze Trauerkleidung war unabdingbar, bestimmte Trauerzeiten wurden eingehalten. Der Abschied von einem Menschen war ein öffentliches Anliegen, und ein großer Personenkreis nahm daran teil. Auf den Grabsteinen wurden nicht nur der Name und das Geburts- und Sterbedatum eingemeißelt, sondern auch die Berufsbezeichnung, Titel, Ränge oder Lebensleistungen.
Sitten, Gebräuche und technische Abläufe
Die überlieferten Trauerbräuche werden heute – vor allem im städtischen Kulturraum – immer weiter zurückgedrängt. Das heutige Bestattungsritual geht sehr oft kaum noch über eine pragmatische Routine hinaus. Zeitlich knapp bemessene Abläufe bestimmen den Umgang mit dem Tod. Aufwendige Zeremonien sind selten und meist ehemaligen Amtsträgern oder anderen Prominenten vorbehalten. Der Normalbürger wählt immer häufiger – und nicht allein
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