Jede Nacht mit Charlie
wider. Charlie sah seinen Verdacht bestätigt: Joe und Allie waren warmherzige, wundervolle, großzügige Menschen, die man nicht ohne Aufseher herumlaufen lassen sollte.
„Ihr beide seid irre!“ Charlie stellte sein Gepäck ab. „Ich bin ein vollkommen Fremder, und ihr zeigt mir eure gesammelten Besitztümer!“
„Wir kennen Bill.“ Drei Eisteegläser balancierend, kam Joe aus der Küche. „Nichts und niemand kommt in den Sender, worüber Bill nicht bis ins Detail informiert ist. Wenn er dich eingestellt hat, kennt er deine Babyfotos.“
Höchstwahrscheinlich. Schließlich war Bill am College der Zimmergenosse seines Vaters gewesen. „Du sagst, es sei unmöglich, dass Bill einen Fiesling einstellt? Wie kam er dann an Mark?“
„Du bist voreingenommen“, meinte Allie. „So schlecht ist Mark auch wieder nicht. Er ist ein wenig unsicher, und was seine Sendung angeht, ist er sehr ambitioniert, aber wer wäre das nicht?“
„Ich. Wer zwischen zehn und zwei sendet, kann sich keine Ambitionen leisten.“
Das war Allies Stichwort. „Die Zeit könnte besser sein. Aber keine Sorge, ich mache dich schon zum Star.“
„Das wirst du schön bleiben lassen!“ Seine Augen verengten sich. Es fehlte gerade noch, dass Allie die Aufmerksamkeit halb Tuttles auf ihn lenkte, während er sich das Mikrofon ins Auge stieß oder in seiner Unbeholfenheit eine ähnlich peinliche Panne verursachte! Spätestens dann kamen Fragen auf. „Lass dir bloß nicht einfallen, mir Stichwortkarten hinzuhalten! Ich will kein Star sein!“
„Wir sprechen später darüber“, konterte Allie aalglatt. „Morgen Nacht ist deine erste Sendung, und ich dachte …“
„Tu’s nicht! Denken ist schlecht für eine Frau. Erzähl mir lieber von den Kollegen im Sender. Mark und Lisa kenne ich ja schon.“
Allie war in die Planung ihrer neuesten Erfolgsstrategien vertieft, daher beantwortete Joe die Frage. „Bill ist der Eigentümer des Senders und leitet ihn auch – theoretisch.“
„Theoretisch?“
Joe und Allie wechselten einen Blick. „Vor ungefähr sechs Monaten packte Bills bessere Hälfte der Wunsch nach einer eigenen Karriere. Da Bill Wachs in Beatties Händen ist, managt sie den Sender jetzt mehr oder weniger.“
Charlie hob eine Augenbraue. „Ist das gut?“
„Wie man’s nimmt. Sie hat Waldo gefeuert.“
„Waldo behauptete steif und fest, durch die Satellitenanlage fände eine Marsmänncheninvasion statt. Jede seiner Sendungen beinhaltete einen neuen Lagebericht. Wenn man die Logik ausschaltete, war es sogar ganz interessant. Beattie wollte ihn loswerden, Bill dagegen fand ihn unterhaltsam.“
„Und dann schoss er aufs Regiepult“, erinnerte sich Charlie.
„Genau. Letzte Woche. Hat das ganze Ding einfach umgenietet.“ Allie seufzte. „Zumindest bekamen wir dadurch eine neue Ausrüstung. Und verloren Waldo, dank Beattie.“
„Hätte an dem Punkt nicht sogar Bill ihn gefeuert?“ fragte Charlie entgeistert.
„Bills Fähigkeit, alles Unangenehme zu ignorieren, ist legendär.“
„Großartig!“ Charlie nippte an seinem Tee. Waldos Show-down im Studio, ein geistig unterbelichteter Starmoderator – und Bill hielt ein paar Zeilen unausgegorenes Gekritzel für sein größtes Problem? „Was sollte ich noch wissen?“
Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht über die restlichen Angestellten des Senders, wie Albert, den sauertöpfischen Finanzdirektor, der selbst im Schlaf noch Anzeigenverkaufspreise rezitierte, Marcia, die ehrgeizige Nachmittagsmoderatorin, Karen, die Empfangsdame, die all den nicht druckreifen Klatsch kannte, und Harry, den Heuler, der direkt vor Charlie auf Sendung ging.
„Harry heult von sechs bis zehn Uhr abends“, erklärte Allie. „Er hält sich für einen wilden Rock’n’Roller, dabei ist er privat richtig süß. Sein eigentliches Fachgebiet sind Autos. Solltest du je ein technisches Problem haben, frag Harry.“
„Und dann wäre da ich.“
„Richtig. Harrys Gefolgschaft verdünnisiert sich üblicherweise so gegen neun. Anschließend kam Waldo.“
Gekonnt verbarg Charlie seine Erleichterung. „Also hat meine Sendung im Moment eine Zuhörerschar von ungefähr .“
„Oh, sechs oder sieben, Maximum. Allerdings schalten die bloß ein, weil sie wegen der kleinen grünen Männchen auf den neuesten Stand gebracht werden wollen.“
Charlie musste lachen. „Was für ein Horrorszenario!“
„Um zwei Uhr früh kommt dann Grady.“
„Hoffentlich ist der wenigstens halbwegs
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