Jede Nacht mit Charlie
Nachzügler. Die anderen acht schubsen Samson einfach beiseite, und seine Mom nimmt ihn überhaupt nicht zur Kenntnis.“ Tränen glitzerten in ihren Augen. „Was soll ich nur tun, Allie? Ohne deine Hilfe bin ich restlos aufgeschmissen.“
Vorsichtig breitete Allie die Decke wieder über den Korb. „Ist das Milchpräparat hier drin?“
Karen nickte. „Auch die Flasche und alles andere. Aber viel bekomme ich nicht in ihn hinein. Er geht mir ein, Allie.“
Aufmunternd klopfte Allie der Freundin auf die Schulter. „Fahr um fünf nach Hause, und schlaf dich richtig aus. Ich kümmere mich schon um den Kleinen.“
„Wenn Bill davon erfährt …“
„Er braucht es nicht zu erfahren. Charlie und ich versorgen Samson bis um zwei, anschließend kann Grady weitermachen. Du kennst ihn ja. Höchstwahrscheinlich hat er diesen Winzling bis zum Morgen so weit, dass er akrobatische Kunststücke veranstaltet.“
„Bist du sicher?“ schniefte Karen. „Hoffentlich ist Charlie nicht verärgert. Ausgerechnet an seinem ersten Tag muss er Babysitter spielen!“
„Alles ist bestens organisiert. Zur Not kann auch Harry einspringen. Hol dir einen Kaffee, damit du die letzte halbe Stunde wach bleibst. Den Rest kannst du getrost mir überlassen.“
Na also. Sie hatte ihre kleine Welt wieder unter Kontrolle. Wer sagte es denn!
Nachdem Charlie eine geschlagene Viertelstunde lang versucht hatte, einen Sinn in Bills Ausführungen über die Medienlandschaft im Allgemeinen sowie in Tuttle im Besonderen zu finden, gab er auf und machte sich auf die Suche nach dem Pausenraum. Bei seinem Eintreten waren Mark und Harry in eine Unterhaltung über Marks Vergaser vertieft. Was Charlie anbelangte, konnten sie das gerne bleiben.
„Will mir nur schnell einen Kaffee holen.“ Fast hatte er den Rückzug geschafft, da bequemte sich Mark dazu, ihn zur Kenntnis zu nehmen.
„Also, Charlie .“ Mark lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte süffisant.
„Also, Mark.“ Seelenruhig ging Charlie weiter.
„Wie man hört, bist du bei Allie und Joe eingezogen.“
„Stimmt.“ Er öffnete die Tür.
„Und? Wie war’s in den Federn mit Miss Prüde?“
„Was?“ Charlie straffte die Schultern.
Ganz Mann von Welt, übersah Mark die ersten Gefahrensignale. „Du und Allie. Wie war sie im Bett? Nicht das, was du gewohnt bist, wette ich.“
Mit zwei großen Schritten durchquerte Charlie den Raum und beugte sich drohend über den Tisch. „Mach nie wieder – und ich meine absolut nie! – eine abfällige Bemerkung über Allie! Sonst wische ich nämlich diesen Sender mit dir auf.“
Einen Augenblick verblasste Marks selbstgefälliges Grinsen. Kaum wandte Charlie ihm wieder den Rücken zu, kehrte sein Mut zurück. „War es für dich ebenso lausig wie für mich?“
Langsam drehte Charlie sich um.
Mark sprang auf, verfing sich am Stuhlbein und ging zu Boden, wobei er den Stuhl gleich mitnahm.
„Ich hatte dich gewarnt.“
„Ja.“ Harry nickte besonnen. „Ja, ich muss sagen, das hat er.“ Er wirkte nicht besonders irritiert darüber, dass WBBBs Superstar sich die Staubkörner aus der Nähe betrachtete.
Im Gegensatz zum Star des Senders, der sich mühsam wieder hochrappelte. „Es war bloß ein Scherz, Mann!“
„Über Allie solltest du nicht scherzen.“ In Charlies Augen funkelte blanke Wut. „Schon in deinem eigenen Interesse.“ Wieder wollte er gehen und fand sich plötzlich Karen gegenüber.
„Ich wollte mir nur schnell einen Kaffee holen.“ Unbekümmert schwenkte sie ihre Tasse.
„Gut. Tritt dabei nicht auf Mark!“
4. KAPITEL
E ine echte Glanzleistung, Tenniel! schimpfte Charlie auf dem Weg ins Büro. Diese Frau verdreht dir restlos den Kopf! Er hasste Kurzschlussreaktionen, obwohl er sich mittlerweile daran gewöhnt haben sollte.
„Was ist los?“ Allie spähte über einen zugedeckten Korb auf ihrem Schreibtisch. „Schlechte Schwingungen?“
Charlie schmetterte das Handbuch auf den Schreibtisch und kam sich vor wie der letzte Idiot. „Tja, Mark ist irgendwie gestürzt.“
„Gestürzt?“
„Er ist nicht verletzt. So weit war es nicht bis zum Boden.“
„Ich vermute, du hattest einen triftigen Grund.“
„Mir gefällt seine Nase nicht“, erwiderte Charlie ausweichend.
„So, so. Was hat er über mich gesagt?“
Das war ein weiteres Problem mit Allie. Sie war so verdammt schlau. „Sei nicht so eingebildet!“
„Dich kennt er nicht gut genug für etwaige Beleidigungen. Was hat er über mich
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