Jede Nacht mit Charlie
er seiner Mutter nicht von der Seite, fuhr sie zum Krankenhaus, kochte für sie, machte ihr Mut. Bill hat Grady schon monatelang keinen Trottel mehr genannt.“
Allmählich ergaben die Puzzlesteinchen einen Sinn. Beattie war ins kalte Wasser gesprungen. Trotzdem existierte der Sender noch. „Lass mich raten, wer Beattie die nötigen Tricks beibrachte.“
„Vielleicht habe ich ihr ein wenig unter die Arme gegriffen.“
Nach der Szene in der Lobby musste das die Untertreibung des Jahres sein. „Warum hast du dich nicht um den Managerposten beworben?“
„Dieser Dauerstress? Eher sterbe ich!“
Das konnte er verstehen. „Beattie gäbe dir Marks Show jederzeit zurück.“
„Ich will Marks Show aber nicht! Ich will Marks Sendezeit! Die Prime Time. Genau dort landen wir, Charlie!“
„Um sechs Uhr?“ Helle Empörung schwang in seiner Stimme mit. „Kurz vor Morgengrauen? In aller Herrgottsfrühe? Bist du wahnsinnig, Frau?“
„Du gewöhnst dich schon dran.“
„Nur über meine Leiche!“ Charlie beugte sich vor. „Wenn ich dein Erinnerungsvermögen auffrischen darf, Lady: Ich reise im November ab. Mach keine langfristigen Pläne für mich.“
„Okay.“ Allie lächelte zuckersüß.
Wenn sie so weitermachte, verhalf sie ihm in Rekordzeit zu einem Magengeschwür. „Hast du auch nur ein Wort verstanden?“
„Nur das, was mir gefiel“, meinte Allie vergnügt.
Charlie gab auf und widmete sich wieder Bills unausgegorenen Leitlinien.
Allie beobachtete ihn bei der Lektüre. Jetzt, wo sie nicht nackt waren, fielen ihr Entscheidungen bedeutend leichter. Künftig galt Charlie Tenniel als tabu! Eine Affäre unter Kollegen war unprofessionell! Obwohl sie natürlich hier im Büro ganz ungestört wären. Nein, auf dem Boden war es zu unbequem. Vielleicht auf dem Schreibtisch .
Nein!
Gut, dass während der Sendung eine Glasscheibe zwischen ihnen stand. Die anschließende Manöverkritik könnte per Memos geschehen statt von Angesicht zu Angesicht. „Von Angesicht zu Angesicht“ ließ Allie nämlich sofort an seinen Mund denken.
Memos waren entschieden vernünftiger!
Charlie las eine besonders stupide Anweisung und stöhnte. Eine Haarlocke fiel ihm in die Stirn.
„Ich sagte dir ja, es wäre schlimm.“ Sie musste hier weg, ehe die Fantasie vollends mit ihr durchging. Sie hatte andere Dinge zu erledigen, als gegen die Wand gedrängt zu werden, während seine Hände .
Leicht entnervt schnappte Allie sich ihre Kaffeetasse und sprang auf. „Wenn du mich eine Weile entbehren kannst, mache ich mich schnell auf meine übliche Rettungstour. Kaffee bekommst du im Pausenraum am Ende des Flurs. Die letzte Tür links. Du kannst ihn nicht verfehlen.“
„Kaffee macht diesen Schwachsinn auch nicht besser.“ Es sei denn, er ertränkte Bills Meisterwerk darin.
„Das solltest du Bill nachher unbedingt sagen“, spottete Allie und flüchtete in den Flur.
Im Pausenraum nickte Allie abwesend Mark und Harry zu, die in eine Fachsimpelei über Automarken vertieft waren. Ihre Wut auf WBBBs Superstar war völlig verflogen. Erstaunlich, was erfüllender Sex und ein frischer Karriereschub für das Ego einer Frau tun konnten! Mark bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick, den sie jedoch ignorierte. Ihr Leben war stressig genug, auch ohne eine Analyse von Marks verworrenen Gedankengängen. Besonders, da das nicht länger ihre Aufgabe war. Ein unglaublich erfreulicher Gedanke an einem Tag, der überhaupt bislang unglaublich erfreulich verlaufen war.
In Hochstimmung verließ Allie den Aufenthaltsraum und machte sich daran, das zu tun, was sie am besten konnte: organisieren. Bei Albert holte sie die Auflistung der jüngsten Einschaltquoten ab, verabredete mit Marcia einen gemeinsamen Lunch für den kommenden Tag und machte auf dem Weg zu Beattie kurz halt am Empfangstresen.
„Endlich! Dem Himmel sei Dank!“ Karen holte einen Korb unter dem Tresen hervor. „Ich muss ihn jede Stunde füttern. Zwischendurch finde ich keinen Schlaf. Ich mache es jetzt seit zwei Tagen. Ich fürchte, er wird sterben.“ Ihre Unterlippe bebte.
Allie sah die hellblaue Babydecke, und ihr üblicher Optimismus wankte bedenklich. Es gab Dinge, die entzogen sich selbst ihrem Einflussbereich. Schreiende Säuglinge in Bills Sender gehörten eindeutig dazu.
Es übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Unter der Decke, auf weichem Flanell, lag teilnahmslos ein winziger schwarzer Welpe. „Oh nein! Was ist passiert?“
„Mopsys Nachwuchs liebt keine
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