Jede Nacht mit Charlie
und trinken Unmengen Rumpunsch, dachte er. „Sehr gut, Mrs. Bonner, danke der Nachfrage.“
Kurz verengten sich Beatties Augen, was Charlie ermahnte, Beattie Bonner niemals zu unterschätzen. Sie mochte stark auf die siebzig zugehen, aber sie war vermutlich intelligenter als jeder andere im Raum, er selbst eingeschlossen.
Mit einer bezeichnenden Ausnahme. Als Charlie sich umwandte, verabschiedete Allie ihre Schützlinge auf eine verständnisvolle Seelentröstermanier, die sie ihr vom Hals schaffte, ohne sie zu enttäuschen. Sie versprach Marcia alle erdenkliche Unterstützung, verabredete mit Lisa ein Treffen direkt im Anschluss an Charlies Einweisung und bot Harry eine Kurzkonferenz vor Sendebeginn an. Albert erhielt seine Analyse der Einschaltquoten spätestens am kommenden Vormittag und Karen ihre erste freie Minute. Als sie fertig war, befanden sie sich allein in der Lobby, und Charlie verstand besser, wie er vergangene Nacht in Allies Bett gelandet war.
„Willkommen in meiner Welt!“ Mit ausgebreiteten Armen drehte sich Allie im Kreis. „Fertig für einen Rundgang?“
Mit einem unguten Gefühl folgte Charlie WBBBs Meistermanipulatorin durch den Sender: mehrere Büros, eine Tonkabine mit separatem Regieraum, ein kombinierter Sende- und Produktionsraum, ein Musikarchiv, die Satellitenanlage, ein Konferenz- und Pausenraum und schließlich Allies Büro.
„Hübsch hast du’s hier.“ Zweifelnd sah Charlie sich in dem schuhschachtelähnlichen Verschlag um: Fotos, Notizen, Zeitungsartikel und Manuskripte bedeckten jeden Quadratzentimeter der drei Wände. Ein deckenhohes Regal enthielt Nachschlagewerke, Loseblattsammlungen und verschiedene Schätze mit eher ideellem Wert: eine Specksteinrobbe, einen Felsbrocken, einen Weinkelch, eine Porzellanpuppe, eine Schale Muscheln. Direkt daneben standen ein überquellender Schreibtisch, zwei billige Holzstühle und ein weißer Aktenschrank mit einer ausgestopften Eule darauf.
Sollten sie je in diesem Büro miteinander schlafen, musste diese Eule dran glauben! Charlie mochte keine Zuschauer. Nicht, dass es hier Platz für ausschweifende sexuelle Eskapaden gab. Es sei denn auf dem Schreibtisch. Oder gegen die Wand gelehnt .
Inzwischen hatte Allie hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen und durchwühlte den obersten Stapel Papiere. „Unsere erste Besprechung dreht sich hauptsächlich um die grobe Einteilung deiner vierstündigen Sendezeit. Aha!“ Triumphierend beförderte sie eine Kaffeetasse zu Tage. „Auch möchtest du vielleicht Bill bei unserem Fünf-Uhr-Termin deine Programmideen erläutern.“
„Was gibt es da zu erläutern?“
„Er segnet die Vorschläge gerne ab.“ Zweifelnd sah Allie in die Tasse, drehte sie kopfüber und schüttelte sie. Nichts fiel heraus.
„Er segnet alles ab, was über den Äther geht?“
„Außer Marks Sachen. Bill liebt Mark.“ Sie reckte sich und zog eine dicke Mappe aus dem Regal. „Das WBBB-Handbuch – Bills persönliche Rundfunkphilosophie. Du wirst es hassen.“
Charlie las die erste Seite und seufzte. Verglichen mit Bill war Jesse Helms ein eingeschworener Liberaler. „Also hat Bill hier tatsächlich die Finger drin? Ich dachte, er wäre einer dieser prestigebetonten Besitzer, die vorrangig Wert auf die vierteljährlichen Profitberichte legen.“
„Das war er.“
Bei Allies Tonfall sah er auf. „Aber?“
„Aber dann überkam Beattie vor ungefähr sechs Monaten ihre Selbstverwirklichungsphase. Erst übergab er ihr pro forma die Leitung des Senders. Das ärgerte den Manager, und der kündigte – zu Beatties großer Freude.“
Seine Augenbrauen schossen hoch. „Also übertrug Bill ihr einfach das Management.“ So gut es ging, machte er es sich auf dem harten Stuhl bequem. „Was unterschlägst du?“
Allie biss sich auf die Unterlippe. „Beattie spricht nicht gerne darüber, also erwähn es nicht. Vergangenen Januar diagnostizierte man bei ihr Brustkrebs. Nach der Operation empfahl ihr der Arzt eine intensive Chemotherapie. Eine Weile stand es sehr schlecht um sie. Nur langsam besserte sich ihr Zustand. Als sie dann im April plötzlich ihr Interesse am Radio entdeckte .“ Allie zuckte die Achseln. „Hätte Bill keinen Sender besessen, hätte er ihr einen gekauft.“
„Es muss Chemotherapie übertreffen.“
„Die endete im Juli. Inzwischen geht es Beattie wirklich gut. Überhaupt hatte es gute Folgen. Grady beispielsweise stand jahrelang mit Bill auf Kriegsfuß, doch während der ganzen Tragödie wich
Weitere Kostenlose Bücher