Jede Nacht mit Charlie
Zähne putzen. Anschließend sollten wir zur Abwechslung einfach nur schlafen. Langsam wird die Sache langweilig.“
„Du willst Abwechslung? Okay. Morgen bringe ich eine Ziege mit. Aber für heute Nacht .“
Entsetzt wich sie zurück. „Eine Ziege?“
„Also wirklich! Sag bloß, du kennst den Ziegentrick nicht?“
„Den Ziegentrick?“ Allie blinzelte. „Natürlich. Klar habe ich den Ziegentrick gemacht. Schon Tausende von Malen.“
„Was? Also, ich hätte nie geglaubt, dass du der Typ Frau bist, die den Ziegentrick ‚Tausende‘ von Malen machen würde. Ich bin schockiert.“
„Du kommst schon darüber hinweg.“
„Ich bin schon darüber hinweg.“ Mit seinem Gewicht drückte er sie tief in die Kissen und küsste sie, bis ihr Protest einem hingebungsvollen Seufzer wich.
Charlies nächster Abend begann gut. Soweit er es nach seiner nachmittäglichen Schnüffelei beurteilen konnte, ging im Sender absolut nichts Illegales vor. Sein einziger Anhaltspunkt blieb die Sammelleidenschaft der Studenten. Sticker als heiße Spur für einen sendereigenen Drogenring waren ziemlich dürftig, ungefähr so wahrscheinlich wie ein von Beatties Schreibtisch aus operierender Callgirl-Service.
Neben dem leisen Verdacht, dass der ominöse Brief nur ein blinder Alarm gewesen sein könnte, kam er zunehmend zu dem Schluss, dass Bill ihn ebenfalls für einen Dummejungenstreich hielt. Bills Interesse an der Aufklärung des Falls bewegte sich jedenfalls gegen Null. Im Gegensatz zu Beattie, die inzwischen bestens informiert war über seine Wohnverhältnisse, seine Essgewohnheiten und seine Pläne für die Sendung, hatte Charlie WBBBs großen Boss seit der Standpauke am zweiten Tag überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
Es war alles höchst verdächtig. Charlie beabsichtigte, der Sache auf den Grund zu gehen, doch zuerst musste er an seiner Moderation feilen, damit er sich nicht vor versammelter Zuhörerschaft zum Narren machte. Warum er sich darüber überhaupt sorgte, war ihm schleierhaft. Auch ertappte er sich dabei, wie er sich Sorgen machte über die Kollegen im Sender – Mark natürlich ausgenommen. Je sicherer er wurde, dass er hier niemanden auffliegen lassen musste, desto größer war seine Erleichterung. Joe verband die Tugend echter Freundschaft mit beneidenswerten Kochkünsten, Karen war übersprudelnd fröhlich und außerordentlich dankbar, Grady war ein wirklich netter Kerl, und Beattie betrachtete ihn mit Wohlwollen und verlas nun tägliche Appelle zur Rettung „seines“ Rathauses. Selbst Bill schien sich für ihn zu erwärmen, denn auch nachdem die
Tuttle Tribune
einen ellenlangen Artikel über Whitcombs dubiose Machenschaften brachte, wurde er nicht ins Allerheiligste zitiert.
Ganz besonders freute Charlie die allabendliche Herausforderung. Sein Job machte Spaß, aber es war mehr. Besser er dachte nicht genauer darüber nach, denn sonst kooperierte er noch mit Allie, und dann endete er schließlich doch als Star.
Natürlich würde die heutige Sendung über Tante-Emma-Läden alle diesbezüglichen Chancen endgültig zunichte machen.
6. KAPITEL
V iereinhalb Stunden später saß Allie gegen das Kopfende gelehnt im Bett. Neben ihr hockte Charlie wie ein Häufchen Elend.
„Illegale Preisabsprachen!“ Resigniert ließ Charlie sich zurückfallen, sodass sein Kopf in Allies Schoß landete. „Dieser alte Mann sagte, sie hätten vor fünf Jahren nur wegen der dürftigen Beweislage nichts unternommen. Hast du das gehört?“
„Ja, Charlie. Unglaublich, dass so viele Leute angerufen haben!“
Eigentlich war es gemein, auf Wolke sieben zu schweben, während ihr Schützling am Boden zerstört war, aber Allie konnte nicht anders. Dumpingpreise der allgegenwärtigen Supermarktkette FoodStop hatten die unabhängigen Krämerläden in den Ruin getrieben. „Wer hätte gedacht, dass so viele der damaligen Ladenbesitzer um Mitternacht zuhören?“
Zwei Skandale in drei Tagen.
Bill würde der Schlag treffen.
Ihre Karriere war gerettet!
„Wer hätte das gedacht?“ Charlie öffnete ein Auge. „Hattest du da wieder die Finger drin?“
Selbstvergessen streichelte sie sein Haar. „Nun …“
Charlie setzte sich auf. „Hast du sie angerufen?“
„Nein!“ Allie versuchte empört auszusehen, doch das war schwierig, immerhin trug sie eine Teilschuld. „Woher sollte ich sie kennen?“
„Was hast du getan?“ Sein Tonfall duldete keine Ausflüchte.
„Was bringt dich auf den Gedanken .“
„Du bedienst diese
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