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Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Telefone so virtuos wie Glenn Gould das Piano.“ Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. „Du hast vorhin auch in Harrys Sendung angerufen und wegen Vergasern und Gängen nachgefragt, stimmt’s? Deshalb also Harrys glücksstrahlende Miene!“
    Sofort richtete Allie ihre Stacheln auf. „Wage es ja nicht, ihm das zu verraten! Außerdem habe ich bloß zwei Mal angerufen, die anderen meldeten sich ganz von selbst! Alles in allem hat Harry neben einer Neuauflage halbvergessener Straßenverkehrsregeln ein Stoßdämpferproblem gelöst, einen Motorschaden behoben, eine Ehe gerettet und die Funktion des Treibriemens erläutert.“
    „Das war verdammt anständig von dir. Und was hast du mir heute Nacht angetan?“ Um seine Mundwinkel lag ein grimmiger Zug.
    „Nun, vielleicht erwähnte ich rein zufällig dem ersten Anrufer gegenüber, dass geballte Kraft wesentlich effektiver sei …“
    „Na wunderbar!“ Charlie verlor seine hartumkämpfte Gelassenheit. „Warum erschießt du mich nicht einfach? Erst muss ich deinetwegen stündlich ‚River Of Dreams‘ spielen, und jetzt das!“
    „Du willst doch nicht, dass Samson stirbt, oder?“
    „Sam isst mittlerweile genau wie du. Tod scheidet als Gefahr aus, es sei denn, eine Überdosis Milchpräparat schadet.“
    Allie folgte bereits einem anderen Gedankengang. „Weißt du, dieser Anwalt, der eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs vorschlug, der war schon was.“ Je optimistischer sie wurde, desto tiefer versank Charlie in Hoffnungslosigkeit. Es war wirklich grausam, glücklich zu sein, während er in der Hölle schmorte. „Da waren ja auch noch andere Anrufer, schon vergessen? Der mit dem Tennyson-Gedicht. Und dann der druckreife Kommentar dieser Frau nach deinem Scherz über meinen unersättlichen Appetit.“ Triumphierend holte sie zum vernichtenden Schlag aus. „Und Johnson von der
Tribune.
Jetzt setzt die Zeitung sogar einen Enthüllungsjournalisten auf den von dir aufgedeckten Skandal an! Ist es nicht erstaunlich, wie viele Menschen sich deine Sendung anhören? Es beweist nur, wie beliebt du bist.“
    „Ich will aber nicht beliebt sein!“ Charlie knirschte hörbar mit den Zähnen.
    Allie ignorierte ihn. „Weißt du, Charlie, das könnte ein Fingerzeig Gottes sein. Erfolg ist dir vorbestimmt. Eine Menge DJs würden für eine solche Publicity ihre eigene Großmutter verkaufen!“
    Er wollte keine Publicity! Er wollte keine hohen Einschaltquoten! Die Wellen, die er vermeiden wollte, standen ihm schon bis zu den Knien und stiegen sekündlich. Doch wie sollte Allie ihn jemals verstehen? Sie in Bills Plan einzuweihen kam jedoch nicht infrage. Schon bei dem leisesten Verdacht krimineller Machenschaften in „ihrem“ Sender würde sie sich in die Nachforschungen einmischen, und dann landete die Story genau da, wo Bill sie nicht haben wollte: auf der Titelseite der
Tuttle Tribune.
    „Wir müssen diese Sache so diskret wie nur möglich behandeln.“
    Allies Augen blitzten vor Empörung. „Wieso? Du machst Furore! Deine Sendung sprengt alle Quoten! Ich sehe einfach das Problem nicht.“ Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Bei genauerem Nachdenken entdecke ich vielleicht ein kaum erwähnenswertes Problem.“
    Charlies Nackenhärchen sträubten sich. „Welches?“
    „Den Gerüchten zufolge haben die FoodStops Verbindungen zur Mafia.“
    In Tuttle? Bei seinem Glück stand morgen Al Capones Urenkel bei ihm auf der Matte! Mit einem Satz war er aus dem Bett.
    „Wo willst du hin?“
    „Mich in der Badewanne ertränken.“
    „Hey!“ protestierte Allie. „Wo bleibt das Essen? Wo bleibt der Sex?“
    Im Türrahmen drehte er sich um. „Heute nicht, Darling. Ich genehmige mir meine Migräne.“
    Allie wartete, bis das Wasser rauschte. Dann folgte sie Charlie und verführte ihn nach allen Regeln der Kunst in der Wanne. Aus reiner Nächstenliebe, versteht sich. Charlie als Wasserleiche wäre ein tragischer Verlust für das Nachtradio.
    Auch beim Frühstück hielt Charlies Stimmungstief an. Kaum hatte er verwunden, dass ein beneidenswert fröhlicher Mark sich im Radio als „Mark All Morning“ vorstellte, reichte Joe ihm die neueste Ausgabe der
Tribune.
Die reißerische Schlagzeile
Discjockey sorgt nach Diskussion um das Rathaus für neuen Zündstoff
deprimierte ihn so sehr, dass er nur zwei Nachschläge von Joes delikaten Hefepfannkuchen nahm.
    „Jetzt ist wohl nicht der ideale Zeitpunkt, dir von deinem morgigen Werbeauftritt zu erzählen“, meinte Allie vorsichtig, als er

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