Jede Nacht mit Charlie
weiter hörbar. Dann eben nicht. Allie hatte schon genug Probleme, ohne dass sie auch noch karrierebesessene Radioproduzenten kurieren musste.
Sie hatte Charlie.
„Weißt du, Charlie, ich habe nachgedacht“, verkündete Harry in aller Seelenruhe Dienstagnachmittag vor dem Fernseher. „Du reist im November ab, stimmt’s?“
„Stimmt.“ An seinem Enthusiasmus musste er unbedingt arbeiten.
„In dem Fall versuche ich mein Glück bei Allie.“
„Was?“ Mach das, und du bist ein toter Mann!
Abwehrend hob Harry die Hand. „Selbstverständlich erst, wenn du von der Bildfläche verschwunden bist. Ich falle doch keinem Freund in den Rücken. Oder würdest du sie lieber mit Mark liiert sehen?“
„Das ist Allies Angelegenheit.“
„Genau. Also dachte ich, ich bitte sie, meine Sendung zu produzieren, und warte einfach ab, was sich entwickelt. Es ist Zeit, dass ich wieder eine Heirat ins Auge fasse. Du hattest recht. Langsam glaube ich nicht mehr an Sheilas Rückkehr.“
Auch seine Geduld kannte Grenzen! „Nun, man weiß ja nie …“
„Nein.“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich muss mit meinem Leben weitermachen. Plan B ist angesagt. Von allein wäre ich nie darauf gekommen. Danke, Kumpel.“
„Kein Problem.“ Mit einer Serie wortreicher Verwünschungen machte Charlie sich auf den Weg in die Küche, um seine seltsamen Herzschmerzen mit Harrys Biervorrat zu lindern. Warum, zum Teufel, musste er bloß ständig seinen vorlauten Mund so weit aufreißen?
Ist WBBB-Wunderknabe Charlie ‚Ten‘ Tenniel ein Ex-Drogendealer? … Wegen Drogenhandel in Lawrenceville verhaftet… monatelang untergetaucht… Wollen wir dieses kriminelle Element in unserer Stadt?
„Ich vermute, du hast die Zeitung gelesen.“ Aufmerksam versuchte Charlie, Allies Reaktion einzuschätzen.
„Das bist nicht du!“ Dieses Schundblatt! Charlie war kein Dealer! Er rauchte nicht einmal! Sein Limit waren zwei Bier! Er war kein Junkie! „Ich weiß zwar nicht, was vorgeht, aber Drogendealen ist nicht dein Stil!“
Lässig verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Bürotür. „In diesem Artikel steckt eine Menge Beweismaterial, Allie. Wo Rauch ist, ist meistens auch Feuer.“
„Ich kenne dich.“ Es klang schärfer als beabsichtigt. „So tief würdest du nie sinken.“
Charlie schloss die Augen. „Ich verdiene dich zwar nicht, aber ich bin trotzdem verdammt dankbar.“
„Sicher verdienst du mich! Willst du noch irgendwas loswerden, bevor ich sämtliche Journalisten aus meinem kleinen schwarzen Notizbuch anrufe und der Sache auf den Grund gehe?“
„Ja. Ruf niemanden an. Lass es darauf beruhen.“
Ihr Mund klappte auf. „Bist du jetzt restlos übergeschnappt? Wir müssen dieses üble Gerücht sofort stoppen. Wir müssen …“ Trotz seiner abweisenden Miene versuchte sie es erneut. „Charlie, das wird der Untergang unserer Sendung. Drogenhandel ist kein Kavaliersdelikt.“
„Tut mir leid, Al. Es geht nicht anders.“
„Warum?“ Plötzlich taten sich Abgründe zwischen ihnen auf.
„Du musst mir vertrauen.“
Vertrauen! Der Dreh- und Angelpunkt jeder Beziehung. Charlie erwartete grenzenlose Loyalität, verriet ihr im Gegenzug jedoch kein Sterbenswörtchen. Tolle Aussichten für eine gemeinsame Zukunft. „Also soll ich brav herumsitzen und Däumchen drehen, während dieser verdammte Artikel uns ruiniert!“ Allie sprang auf. „Was zur Hölle geht hier vor?“
Sicherheitshalber trat er einen Schritt zurück. „Mach dir keine Sorgen. Es ist bald vorbei.“
„Ich soll mir keine Sorgen machen?“ fauchte sie. „Natürlich. Wieso auch? In einer Woche arbeite ich einen neuen DJ ein, und Mr. Sorgenfrei lässt dieses Chaos einfach hinter sich, richtig?“
„Allie …“
Rücksichtslos schnitt sie ihm das Wort ab. „Geh weg! Ich will nicht mehr darüber sprechen.“
„Allie, es ist wichtig.“ Beschwörend umfasste er ihre Schultern. „Ich bin fast am Ziel. Was den geplanten Beitrag über die Legalisierung von Drogen angeht, zähle ich auf deine Mitarbeit. Du wirst dagegen plädieren, ich dafür.“
Fassungslos starrte sie ihn an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Nach diesem Artikel …“ Plötzlich ging ihr ein Licht auf. Joes Verdacht … der ominöse Auftrag. „Du kannst unmöglich glauben, ich helfe dir, diese Sendung zu ruinieren – ganz zu schweigen von meinem Ruf -, ohne jede plausible Erklärung deinerseits!“
Charlie wollte etwas sagen, dann seufzte er nur. „Das
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