Jede Nacht mit Charlie
die Sendung aufgemischt hat.“
„Nun …“ Mark wirkte sichtlich verlegen. „Ich bin vielleicht etwas weit gegangen.“
„Und dann das!“ Mit mühsam bezähmter Mordlust präsentierte Allie ihm die Titelseite der neusten
Tribune.
Unter der Überschrift
WBBB-Wunderknabe schiebt schwangere Ehefrau ab
prangte ein Foto von Charlie und Miranda am Busbahnhof. „Wirklich ein cleverer Schachzug.“
Jetzt war Mark auf der Hut. „Es könnte mir in einem Gespräch mit Norton herausgerutscht sein. Die Leute sollen ruhig Charlies wahren Charakter kennen lernen.“ Er lockerte seine Krawatte und verlagerte das Gewicht, als habe sich sein Stuhl unerwartet in einen Schleudersitz verwandelt. „Ein Mann, der seine schwangere Frau sitzen lässt, ist nicht der Richtige für dich, Allie.“
Mühsam bezwang Allie den Drang, über den Tisch zu hechten und ihren Exlover zu erwürgen. „Oh? Und wie lauten deine Alternativvorschläge?“
Mark holte tief Luft. „Nimm mich.“ Sofort blockte er ihren Protest ab. „Mir ist bewusst, welch fataler Fehler unsere Trennung war. Wenn du willst, dass ich zu dir zurückgekrochen komme, dann mache ich es.“
Voller Verachtung schüttelte Allie den Kopf. „Und was ist mit Lisa?“ Dieses Naivchen hatte sich für diesen Egomanen regelrecht verbogen!
„Lisa ist ein Kind. Die Erfahrung, zu der ich ihr verholfen habe, wird sich gut machen in ihrem Lebenslauf …“
„Oh, du willst mich zurück als Produzentin. Sorry. Ein kleines Missverständnis meinerseits.“
„Nein, nein! In jeder Beziehung!“ Mark beugte sich vor. „Ich finde, wir sollten heiraten!“
„Heiraten …“ Unglaublich! dachte sie. „Du wirst also gleich die Straße überqueren und der ahnungslosen Lisa erklären, dass du sie weder als Produzentin noch als deine Freundin brauchen kannst, weil du deine unsterbliche Liebe zu mir wieder entdeckt hast.“
„Absolut.“ Mark strahlte sie an. „Ich bin klug genug, meine Fehler einzusehen.“
„Du bist ein Trottel.“ Allie stand auf. „Solltest du je wieder auch nur den kleinsten Sabotageakt versuchen, sorge ich dafür, dass Bill dich feuert. Ich meine es ernst. Halt dich von Charlie fern. Und wenn du schon dabei bist, halt dich fern von mir!“
„Allie!“ Hektisch zwängte er sich an den anderen Gästen vorbei.
„Nein.“ Mit ausgestreckten Händen wehrte Allie ihn ab. „Ich fasse einfach nicht, dass du diese Sache abgezogen hast, nur aus Angst um deine kostbare Karriere. Kennst du gar keine Skrupel? Was hast du eigentlich geglaubt, was du da tust?“
„Das, was du mir beigebracht hast. Die Sendung an die Spitze zu bringen.“
„Der Zweck heiligt längst nicht alle Mittel. Übrigens gibt es im Leben noch mehr als Radio, Mark.“
„Nicht in meinem Leben.“
Allie verspürte einen Funken Mitleid. „Geh und vertrag dich mit Lisa. Du wirst sie brauchen.“
„Wie Harry mir erzählte, bist du mit Mark essen gegangen“, meinte Charlie bewusst beiläufig, als Allie kurz vor Sendebeginn ins Studio kam.
„Ach der gute, aufmerksame Harry!“ Kommentarlos reichte sie ihm die Notizen und Werbeeinblendungen, um sich im gleichen Moment wieder auf die Tür zuzubewegen.
„Habt ihr euch gut unterhalten?“
„Wenn du einen Heiratsantrag so nennen willst.“ Damit drehte Allie sich um, verließ das Studio und setzte sich ans Regiepult.
„Sag das noch mal!“ tönte Charlies entgeisterte Stimme über die Kopfhörer.
„Außerdem hat er mir die Prime-Time-Produktion angeboten“, informierte Allie ihn kühl. „Die Nachrichten sind fast vorbei. Bleib dran.“
„Vergiss die Nachrichten. Was hast du ihm gesagt?“
„Welchen Unterschied macht meine Antwort, wo du ohnehin morgen das Weite suchst?“
„Keinen. Hast du Ja gesagt?“
„Nein.“
Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Könnten wir unseren Streit kurz auf Eis legen und darüber reden?“
„Was gibt es da groß zu bereden? Ich sagte Mark, er solle aufhören, deine Sendung zu sabotieren, dabei ist es mir ein Rätsel, wieso mich das überhaupt noch kümmert. Du reist morgen ab. Du zeigst Grady an. Es ist sowieso alles aus.“
Die Nachrichten endeten. Charlie schob den Mikrofonregler hoch. „Guten Abend, Tuttle. Ihr hört ‚Charlie all night‘ …“
Allie setzte die Kopfhörer ab. Inzwischen kam Charlie auch allein zurecht. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Es war seine letzte Sendung. In kaum vierundzwanzig Stunden würde er fort sein. Dann konnte sie zusehen, wie sie ihr Leben wieder in
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