Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
chronische Infektionen, eine übermäßige Jodzufuhr oder anderes dazukommen, kann die Krankheit ihren Lauf nehmen. Das Epstein-Barr-Virus und das Pfeiffersche Drüsenfieber werden aktuell von Wissenschaftlern ebenfalls als Auslöser für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse diskutiert.
Raucher haben ein erhöhtes Hashimoto-Risiko. Zigaretten enthalten Thiozyanat, einen Stoff, der die Schilddrüse schädigt und wie eine Antischilddrüsensubstanz wirkt. Oft bemerken Frauen erst, wenn sie mit dem Rauchen aufhören, dass sie unter einer Unterfunktion leiden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Nikotin einen künstlich erhöhten Stoffwechsel schafft, der die typischen Hashimoto-Symptome Müdigkeit, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Verdauungsprobleme und so weiter unterdrückt.
Viele Betroffene spüren zum ersten Mal in Zeiten der hormonellen Umstellung die ersten Symptome: in der Pubertät, den Wechseljahren oder oft auch in der Schwangerschaft. Gerade am Anfang einer Schwangerschaft wird das Kind von den Schilddrüsenhormonen der Mutter mit versorgt. Wenn eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, ist das deshalb sehr gefährlich für das Kind – gerade für die geistige Entwicklung des Fötus ’ . Die Mutter rutscht rasant in eine nie gekannte Unterfunktion, die das gesamte Hormonsystem durcheinanderbringt. Das macht es nach der Geburt umso schwerer, den Körper wieder in Balance zu bringen. In dieser Zeit befindet sich die Frau sowieso in einer extremen hormonellen Umstellung und steht zudem unter der ungewohnten Belastung durch das neue Familienmitglied. Es kommt immer wieder vor, dass eine beginnende Hashimoto-Erkrankung als »gewöhnliche« Wochenbettdepression diagnostiziert wird. Die Frau wird mit dieser lapidaren Erklärung in ihrer unglücklichen Situation einfach alleingelassen. Die wenigsten Ärzte kommen bei jungen Müttern auf die Idee, die Schilddrüse zu checken. Ein Fehler!
Ein weiterer Faktor, der als Auslöser für unzählige Autoimmunerkrankungen heute von vielen (ganzheitlichen) Ärzten und Wissenschaftlern ernsthaft in Erwägung gezogen wird, ist die immer stärker werdende Umweltverschmutzung. Dazu gehört auch die ständige Vergiftung, die wir uns unbemerkt durch die Nutzung von Plastik in allen Bereichen des alltäglichen Lebens zufügen. Der Körper lagert das Gift im Fettgewebe und/oder einzelnen Organen ab. Das wiederum ruft das Immunsystem auf den Plan, das den »Eindringling« zu bekämpfen versucht. Je nachdem, welchen persönlichen Schwachpunkt man hat, können so das zentrale Nervensystem (Multiple Sklerose), Gelenke und Sehnen (Rheumatoide Arthritis), die Betazellen der Bauchspeicheldrüse (Diabetes mellitus Typ 1) oder eben bei Hashimoto die Schilddrüse angegriffen werden. Einige Ärzte bezeichnen die heute lebenden Menschen auch als die Generation der Autoimmunerkrankten. Eine wirklich traurige Entwicklung, an deren Entstehung allein wir Menschen schuld sind. Ich finde, nicht nur wir Betroffene sollten darüber nachdenken, ob wir so weitermachen und die folgenden Generationen automatisch dieser Gefahr aussetzen wollen – oder nicht.
Viele denken: Was gehen mich die verdreckten Meere an, die abgeholzten Regenwälder oder die schmelzenden Eisberge? Aber in der Form von schmerzenden Gelenken oder den Beschwerden, die zum Beispiel Hashimoto auslöst, wird die Bedrohung greifbar. Ich bin mir sicher, dass jeder, der selbst unter irgendeiner Autoimmunerkrankung leidet, diese Beschwerden seinen Kindern, Enkeln und deren Nachfahren ersparen möchte. Aber im Moment tun wir alles dafür, dass sie mit fast hundertprozentiger Sicherheit an irgendeiner Form von Autoimmunerkrankung leiden werden. Vielleicht kann das Ansporn genug sein, etwas im Leben von jedem von uns zu verändern und dafür einzutreten, dass auch andere diese Bedrohung wahrnehmen. Das ist meiner Meinung nach die bessere Alternative, als passiv auf einen Fortschritt in der Forschung zu hoffen. Denn ob der jemals kommt, ist fraglich. Die Medikamenten- und Therapie-Forschung – das ist leider auch traurige Wahrheit – wird meist von der Pharmaindustrie finanziert. Und somit wird nur Geld investiert, wenn man sich auch eine ordentliche Rendite erhoffen kann. Im Fall von Hashimoto mit den vielen unspezifischen Beschwerdebildern und unterschiedlichsten Symptomen ist das wohl eher unwahrscheinlich. Es gibt Schilddrüsenhormon-Tabletten und -Tropfen – das soll reichen. Dass die Schilddrüse nicht nur zwei
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