Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
ich morgens in seiner Praxis Blut abgenommen bekam, am Nachmittag anrief, um mit mir über die Werte zu sprechen. Und trotzdem gibt es immer noch so große Probleme, Missverständnisse, Falschinterpretationen und Verzögerungen, wenn es darum geht, sie richtig zu deuten. Oder überhaupt die richtigen zu messen!
Ein Frau schrieb vor Kurzem auf meiner »leben mit hashimoto by vanessa blumhagen«-Facebookseite, dass ihr Arzt neun (!) Wochen brauchte, um das Ergebnis der Blutentnahme zu lesen und ihr mitzuteilen. Was sich in dieser Zeit alles ändern kann! Unglaublich! Und auch unverantwortlich, wie ich finde. Kein Wunder, dass ich immer wieder von Betroffenen höre: »Ich wünsche diesen Ärzten nur einen Tag mit meiner Krankheit, in meinem Körper. Dann würden sie uns nicht so behandeln und alles als nicht so schlimm abtun!«
Meinen Blutwerten hätte man schon drei Jahre vor der eigentlichen Diagnose ansehen können, dass etwas mit meiner Schilddrüse schiefläuft. Man hätte! Aber es hat keiner getan, weil die Referenzwerte der Labore bei uns so altertümlich sind, aber viele Ärzte ihnen blind vertrauen, weil sie es einfach nicht besser wissen. Da hilft nur Aufklärung vonseiten der Patienten. Als Betroffener muss man – mal wieder – für sein Recht und die richtigen Untersuchungen eintreten. Und zwar so lange, bis auch der letzte Arzt verstanden hat, worum es hier geht.
TSH, T4 und T3
Rund um die Schilddrüse gibt es einige Parameter, die anzeigen können, dass etwas nicht stimmt. Zunächst das Thyroid Stimulating Hormone, kurz TSH. Die Hypophyse schickt dieses Hormon in Richtung Schilddrüse, um sie zur Produktion von Thyroxin (T4) anzuregen, wenn im Körper Mangel daran herrscht. Je höher der TSH-Wert im Blut, umso niedriger die Produktivität der Schilddrüse. Lange Jahre galten Werte bis 4,5 als normal. Heute weiß man, dass ab einem TSH-Wert von 2 etwas nicht stimmt. Dr. Michael E. Platt schreibt in seinem Buch Die Hormon Revolution sogar, dass ein TSH-Spiegel von über 1,0 bereits bedeute, dass die Hirnanhangdrüse der Schilddrüse befehle, mehr Schilddrüsenhormone zu produzieren. Der große Normbereich sei anhand der gemessenen TSH-Werte von 100 Medizinstudenten definiert worden, ohne die eigentliche Schilddrüsenfunktion in Betracht zu ziehen. Dr. Platt strebt bei seinen Patienten einen TSH-Wert von 0,3 an. Das zeigt an, dass der Körper die zugeführten Schilddrüsenhormone bestmöglich verwertet.
Ein weiteres Problem bei der Bestimmung des schilddrüsenstimulierenden Hormons ist aber auch, dass der TSH-Wert sehr leicht beeinflussbar ist von äußeren Faktoren wie Stress, Ernährung oder anderen Hormonen. Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto kann es zudem immer wieder passieren, dass das Immunsystem die Schilddrüse attackiert und dadurch Gewebeteile geballt voll mit Schilddrüsenhormonen in die Blutbahn gelangen. Der Betroffene rutscht in die Überfunktion, der TSH-Wert sinkt automatisch ab, weil die Hypophyse die Rückmeldung bekommt: Es ist genug T4 und T3 da! Also wird die Produktion gedrosselt.
Wird dem Körper von außen das benötigte Schilddrüsenhormon zugeführt, geschieht das Gleiche. Trotzdem fühlen sich manche Patienten immer noch nicht wohl. Das kann viele Gründe haben: Entweder sind die Level der Schilddrüsenhormone trotz allem nicht hoch genug für ihr Wohlbefinden. Oder: Man nimmt zwar genügend T4-Präparate ein, aber der T3-Wert ist noch immer zu niedrig. Oder: Es gibt noch andere Defizite oder Erkrankungen.
Leider bestimmen viele Ärzte, wenn sie die Schilddrüsenaktivität im Blut abbilden wollen, nur den TSH-Wert. Dass der aber wenig aussagekräftig ist, haben wir jetzt gesehen. Bestehen Sie deshalb immer darauf, dass noch mehr Werte im Labor untersucht werden! Und zwar die folgenden:
Thyroxin (T4): Erreicht das TSH die Schilddrüse, beginnt diese sofort mit der Produktion von Thyroxin. Dazu wird das Protein Thyreoglobulin mit vier Jodmolekülen verbunden. Dieses Paket wird dann in den Blutkreislauf gebracht. Etwa 93 Prozent der in der Schilddrüse produzierten Hormone sind Thyroxin oder T4. Nur sieben Prozent das stoffwechselaktive T3. Der Körper muss T4 allerdings erst in T3 umwandeln, damit es in den Organen und Geweben genutzt werden kann. Deshalb nennt man T4 auch das Speicherhormon.
Triiodthyronin (T3): T3 ist das eigentlich wirksame Schilddrüsenhormon im Körper. Nur ein kleiner Teil davon wird in der Schilddrüse gebildet, indem das Protein Thyreoglobulin
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