Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
Diese Etablissements sind ständig ausgebucht, glauben Sie mir.
Aber um solch einen Firlefanz soll es hier nicht gehen. Wir sind ja schon dankbar, wenn alles in geregelten Bahnen läuft, normal eben. Und das ist gar nicht so einfach und schon gar nicht selbstverständlich bei einer Hashimoto-Erkrankung ...
Basis von allem
Die Hormone sind die Basis von allem, das erwähnte ich schon. Aber im Laufe meiner Hashimoto-Karriere und gerade in den letzten Monaten ist mir immer klarer geworden, dass sie oder besser ihr Zuviel und/oder Zuwenig der Auslöser für einen ganz großen Teil aller Beschwerden sind, die zumindest mich plagen. Und ich wage zu behaupten: So ist das bei den meisten anderen Hashimoto-Patienten auch.
Irgendwann kam ich an einen Punkt, da war alles durcheinander: das Cortisol extrem zu hoch, das Progesteron zu niedrig, vom Östrogen zu viel, die Schilddrüsenhormone nie in der Balance, das Wachstumshormon kaum vorhanden und Testosteron im unteren Drittel. Das haben mein Hausarzt und meine Heilpraktikerin alles durch Blut- und Speicheltests herausgefunden und zusammengetragen. Das Problem war, dass jeder Arzt, der über die Jahre der Behandlung an mir »rumgedoktert« hat, nie das große Ganze im Blick hatte. Da wurde mal hier was verschrieben, mal da was substituiert. Aber dass jeder Eingriff in den Hormonhaushalt zig Auswirkungen an allen Ecken des Körpers hat, wurde leider und zu meinem Übel übersehen.
Ich will meinen Ärzten da gar keinen Vorwurf machen. Schließlich hätte ich ja auch mal was sagen können. Aber sobald einer mit einer neuen Idee um die Ecke kam (oder meine dankbar aufgriff), dachte ich, die Lösung wäre endlich gefunden. Stimmte natürlich nicht. An einem Montag im letzten Dezember keimte in mir der Wunsch, alles wegzulassen – die Tabletten, Pillchen, Cremes und Gels (natürlich nicht die Schilddrüsenhormone!). Ich hatte es so satt! Also verzichtete ich ein paar Tage darauf, nahm mir dafür meine Blutwerte zur Hand und ging jedes einzelne Hormon und die anderen Parameter durch und verglich ältere und aktuelle Werte. Dann ging ich in Gedanken Schritt für Schritt die letzten Monate rückwärts durch und überlegte mir, was ich wann geändert hatte, welche Mittel dazugekommen waren, welche ich abgesetzt hatte – und wie das alles mit der langfristigen Veränderung in Zusammenhang stehen könnte. Und so kam ich, nicht mein Arzt, durch stundenlange Detektivarbeit auf den Trichter (mehr dazu später).
Wenn Sie sich schon länger mit Hashimoto »rumschlagen« und mehrere Ärzte aller Couleur konsultiert haben, wird Ihnen diese Geschichte sicher irgendwie bekannt vorkommen. Irgendwann weiß man selbst nicht mehr, wie einem geschieht. Und die Hochs werden immer kürzer, während die schlechten Phasen nicht mehr zu enden scheinen. Aber ich kann Ihnen versprechen, es ist nie zu spät, sich richtig in das Thema reinzufuchsen – und einen Ausweg zu finden. Ganz im Gegenteil: Ich fand es wahnsinnig spannend zu verstehen, was da in meinem Körper so vor sich geht. Und wenn sich schon keiner richtig dafür zu interessieren scheint, dann wird Ihr Triumph umso größer, wenn Sie das Rätsel selbst gelöst haben. Und ganz von Null anfangen müssen Sie ja gar nicht. Mit meiner Checkliste in diesem Kapitel haben Sie zumindest die Grundlagen, das Basiswissen sozusagen. Und wenn Sie das verstanden haben, wird Ihnen das ein oder andere Licht aufgehen, versprochen!
Egal, ob Sie die Diagnose gerade erst bekommen haben oder schon länger dabei sind, ich rate Ihnen ganz dringend: Bestehen Sie darauf, wenn ein Arzt ein Symptom mit Hormonen behandelt, dass regelmäßig auch alle anderen Werte gecheckt werden. Sonst rasseln Sie sehenden Auges ins nächste Chaos – genau wie ich. Und je länger man am ganzen System herumfummelt, umso größer wird der Schaden und umso langwieriger der Weg zurück.
Hormone haben, wie gesagt, eine unglaubliche Kraft, Gutes in unserem Körper auszurichten. Aber genauso können sie uns auch ins Unglück stürzen. Weil sie einfach so einen großen Einfluss auf alle Organe, Gewebe und Systeme haben. Nichts bleibt unberührt. Und die Grenze zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist nur minimal. Sie müssen sie selbst herausfinden. Denn genau wie bei den Schilddrüsenhormonen, ist Ihr Gefühl bei Progesteron, Östrogen, Testosteron, DHEA und Co. aussagekräftiger als jeder Bluttest. Sagen Sie rechtzeitig Stopp oder hauen Sie auch mal auf den Tisch, wenn der
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