Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)

gemacht! Es gibt einen medizinischen Grund. Und der muss gefunden werden. Sagen Sie das so knallhart Ihrem Arzt. So hab’ ich es auch gemacht.
    Nur weil ich immer wieder auf neue Tests bestanden und meine Recherchen mit eingebracht habe, konnten die meisten Beschwerden behoben werden – oder zumindest weiß ich jetzt, woran es liegt. Sicher ist noch nicht alles wieder hundertprozentig in Ordnung, aber ich kenne jetzt all meine Schwachstellen und weiß zu reagieren, wenn es an dem ein oder anderen Ende zwickt. Ich bin ein mündiger Patient.
    Ich lese viel, im Internet, in Büchern. Ich verschlinge die Infos geradezu, weil ich wissen möchte, was da in und mit mir passiert. Denn nur wenn man selbst versteht, wie der eigene Körper funktioniert, kann man dem Arzt Parolie bieten und ihn womöglich auf die richtige Fährte locken. Das macht zwar vielen Ärzten Angst, aber meine beiden vertrauten Experten finden das gut. Und ich bin ihnen sehr dankbar dafür.
    Ich kann immer nur allen Hashimoto-Patienten, die unzufrieden sind mit ihrer Situation, raten: Suchen Sie sich auch solche Verbündete. Denn sonst kämpfen Sie ständig auf zwei Kriegsschauplätzen: gegen die Krankheit und deren Symptome und gegen die Ignoranz vieler Ärzte. Und irgendwann werden auch Ihre Freunde und Ihre Familie genervt und kopfschüttelnd reagieren. Denn wenn man es nicht selbst erlebt und am eigenen Leib spürt, kann man nicht nachvollziehen, was da in einem vorgeht. Das darf man seinem Umfeld aber nicht übel nehmen.
    Ich war überrascht, wie viele Menschen Verständnis für mich und meine Situation hatten. Aber ich habe – und das versuche ich auch heute noch – nie von mir aus besonders viel über meine Beschwerden erzählt. Wenn jemand fragt, gebe ich gern Auskunft. Aber alles im Rahmen. Zu viel jammern ist in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen. Das ist schade und traurig, es ist aber eben einfach so. Mit meinen Freundinnen oder meinem Mann spreche ich natürlich ganz offen. Aber darüber hinaus halte ich mich zurück.
    Nur wenn es um mein Gewicht geht, das noch immer Achterbahn fährt, bin ich ehrlich. Denn insgeheim habe ich, seit das Auf und Ab der Kilos begann, unglaubliche Angst vor einem blöden Spruch, einer kränkenden Bemerkung oder einem Witz diesbezüglich. Natürlich ist das ein wunder Punkt! Wer gibt denn schon gern zu, dass er innerhalb von drei Wochen drei Kilo zugenommen hat. Und dass man definitiv nicht weiß warum, glaubt einem eh keiner.
    Aber, wie gesagt, für alles gibt es eine Erklärung, einen Grund, eine Ursache, einen Auslöser. Ich bin mir sicher, Sie werden auf den folgenden Seiten ein paar Anregungen und Anhaltspunkte finden, um Ihre »unerklärlichen« Probleme zu lösen. Bitte geben Sie nicht auf! Ich weiß, das ist manchmal hart und erscheint oft unmöglich. Mir geht es da nicht anders. Aber Sie sind dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert. Je mehr Sie über sich und Ihren Körper lernen und wissen, umso besser werden Sie verstehen, was da gerade mit Ihnen passiert. Und ich verspreche Ihnen, die Angst und die Verzweiflung werden mit der Zeit weniger.

Hormone, die heimlichen Herrscher
    Hormone, das haben Sie schon gemerkt, haben eine unglaubliche Macht über unseren Körper. Sie machen uns jung, lebendig, fit, strahlend, schön, schlank, schlagfertig und gut gelaunt. Aber sie können uns auch übellaunig, aggressiv, faltig, dick, müde, kraftlos und schwabbelig werden lassen. Und: Sie hängen alle irgendwie zusammen!
    Da wir Hashimoto-Patienten mit einem hormonproduzierenden Organ – der Schilddrüse – große Probleme haben, liegt es nahe, dass recht schnell das ganze System ins Wanken gerät. Das spüren Sie und ich als Betroffene – nur leider kommen recht wenig Ärzte auf die Idee, auch in den anderen Regelkreisen mal nachzuschauen: der Nebenniere, den Eierstöcken, der Hypophyse und so weiter!
    Nicht zu Unrecht sind Hormonexperten die neuen Beautyhelden in Hollywood. Stars haben eben auch schon erkannt, dass es viel praktischer ist, die mächtigsten Stoffe im Körper im Optimum zu halten, als später die Folgen des Ungleichgewichts operativ zu entfernen. Sprich, wenn es heute möglich ist, mit einem optimalen Hormonstatus länger jung und gesund zu bleiben (und auszusehen) – warum nicht? Am nötigen Kleingeld mangelt es Sharon Stone und Co. ja nicht. Und die besten Experten auf dem Gebiet haben zumindest eine Dependance in Los Angeles und New York, wenn nicht gleich eine ganze Klinik.