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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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Menschen,
    die dich mit einer Selbstverständlichkeit
    in ihre Herzen aufnehmen,
    dass dir schwindlig wird).
    Von alldem würde ich so gerne
    schreiben.
    Was man sich merken muss
     
    Hinterausgänge, am besten überwachsene, uneinsichtige,
    solche, die man direkt vom Keller aus erreichen kann
    (wobei hier der romantische Aspekt weniger zu berücksichtigen ist
    als der zweckmäßige der schnellen Flucht).
     
    Gute Freunde, unkontrollierte und noch nicht registrierte,
    die im Parterre wohnen und eines ihrer Fenster immer angelehnt lassen.
    Ferner: dass dieses berühmte Knacksen in der Telefonleitung
    immer seltener auf eine normale Störung zurückzuführen ist.
     
    Dass bestimmte Gespräche mit guten Bekannten in Kneipen
    am besten leise oder noch besser nicht in Kneipen
    oder höchstens in ganz bestimmten Kneipen geführt werden sollten.
     
    Flussläufe und Parks sind weniger zu beachten,
    dagegen wäre es gut, einen exakten Plan
    der städtischen Kanalisation mit sich zu führen.
     
    Auch sollte man sich merken,
    dass heftiges Pochen an der Tür
    meistens nicht den Besuch
    gut gelaunter Freunde verkündet.
     
    Doch was man sich vor allem merken muss:
    Irgendwann hat es keinen Sinn mehr,
    sich zu verstecken.
    Dann:
    Kein Ticket nach Übersee,
    sondern hierbleiben.
    Brüllen.
    Widerstehn.
    Das Stöhnen meines Mitmenschen im Klo nebenan
     
    Vorher über Kapitalmärkte gesprochen,
    mit allem geschmückt,
    was man in seiner Situation
    benötigt,
    unter anderem dieser schwungvolle
    Südafrikagang,
    dieses Miniimperialistenlächeln,
    selbst in den Ellenbogenspitzen
    noch als Senatorklassemensch
    erkennbar.
    Und jetzt hockt er auf dem
    Airportscheißhaus,
    kaum eine Armlänge entfernt von mir,
    unüberriechbar,
    und stöhnt.
    Ich kann leider seine Anstrengungen nicht
    sehen,
    diesem Akt der nackten Menschlichkeit
    vornehme Würde zu verleihen   –
    umsonst.
    Er stöhnt nicht anders als einer dieser
    stinkenden Nigger,
    die er so gerne zum Arschauswischen
    abkommandieren würde,
    nur eben ängstlicher, hilfloser.
    Ich denke,
    das ist der Punkt, wo man sie
    kriegen müsste:
    Beim Scheißen.
    Knöpfchen drücken.
    Runterspülen.
    Fertig.
    Deutscher Herbst
     
    Da liegt was in der Luft.
    Die Liebenden treibt’s noch einmal in die Parks,
    und die Gärtner schlafen mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
    Selbst die eisernen Lungen pulsieren beherzter,
    und meine Mutter spielt wieder mit dem Gedanken,
    endlich ein Transvestit zu werden.
    Da liegt doch was in der Luft.
    Die Prokuristinnen schweben zum Fenster und schnuppern.
    Ihre Schreibmaschinen duften nach Lilien.
    (Jetzt müssten all diese schmalhüftigen, wippenden Männer eintreten, das Glied gehalftert, zum Abzug bereit.)
    Die Prokuristinnen schließen die Augen.
    Da muss doch was in der Luft liegen.
    O   – dieses Ausatmen der Sonne!
    Spitzbübische Staatssekretäre basteln am Grundgesetz.
    Ihre Hände sind schlank und konturiert.
    Unter den Brücken dampft das Leben.
    Ich lieg auf irgendeinem wuscheligen Bauch und träume davon, John Wayne zu kastrieren.
    Da tut sich was in der Luft.
    Der Mond ist endlich schwul geworden und stakst mit Netzstrümpfen durch einen violetten Spiralnebel.
    In den schwarzen Kammern der Gefängnisse stapeln sich die Tränen.
    Die Strafverteidiger träumen vom freien Leben der Konditoren,
    und die Eliteeinheiten sind seit Neuem päpstlicherseits autorisiert,
    im Bedarfsfall die Letzte Ölung vorzunehmen.
    Da liegt was in der Luft.
    Licht und das graziöse Sinken der Blätter und noch ein Fetzen
    Wärme auf der Haut,
    Und am Horizont zeichnen sich braun die Umrisse
    einer großen, starken und tödlichen Hand ab.
    Angst vorm Fliegen
     
    Immer in diesen blödsinnigen Flugzeugen
    – und natürlich denkt man daran,
    wie schnell das wohl geht, wenn man
    runterfällt, und was die andern dann denken
    und ob man die Kälte spürt und das Fehlen der Luft
    im Hirn   –
    immer in diesen idiotischen Flugzeugen
    sitzt ein Rudel Versicherungsvertreter
    hinter mir oder neben mir
    oder über mir oder unter mir
    und kann den Schnabel nicht halten.
     
    Und dann geht’s über Schulungen und Kurse und Superprämien
    und Aufstieg und Fall der
    Columbia oder Eurania oder der
    Spitzbergischen Internationalen,
    manchmal wird auch noch eine Kundin
    zwischen zwei Unterschriften gewaltig hergenommen,
    und ich denke mir dann immer in diesen
    blödsinnigen, idiotischen Flugzeugen,
     
    warum die nicht einfach alle in der Luft bleiben,
    zwischen ein paar

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