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Jeder stirbt für sich allein

Jeder stirbt für sich allein

Titel: Jeder stirbt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Kommissar, ich möchte aber feststellen, daß meine Frau und ich, seit wir aus der Zelle ausgetreten sind, uns nicht mehr politisch betätigt haben. Ja, wir haben die Zelle zum Platzen gebracht, noch ehe irgend etwas gearbeitet wurde. Wir haben nämlich gemerkt, daß wir zu so was nicht taugen.»
    «Ich hab's auch gemerkt! Ich auch!» spottete der Kommissar.
    Aber Karl Hergesell fuhr unbeirrt fort: «Seitdem haben wir
    nur an unsere Arbeit gedacht, wir haben nichts gegen den Staat getan.»
    «Bloß das mit dem Koffer, vergessen Sie doch bloß den Koffer nicht, Hergesell! Aufbewahrung kommunistischer Druckschriften, das ist Hochverrat, das kostet Sie das Köpfchen, mein Lieber! Na, Frau Hergesell! Frau Hergesell! Was regen Sie sich denn so auf? Fabian, machen Sie mal die junge Frau von ihrem Mann los, aber ganz zart, Fabian, um Gottes willen, Fabian, tun Sie dem Herzchen nur nicht weh! Hat grade 'ne Fehlgeburt gehabt, die süße Kleine, will durchaus dem Führer keine Soldaten mehr liefern!»
    «Trudel!» bat Hergesell. «Hör doch nicht, was er sagt.
    Es müssen ja gar keine Druckschriften in dem Koffer sein, ich hab es nur manchmal gedacht. Es kann ja wirklich Wäsche und Kleidung drin sein, Grigoleit muß mich ja nicht angelogen haben!»
    «So ist's recht, junger Mann», lobte Kommissar Laub,
    «machen Sie der jungen Frau wieder ein bißchen Mut!
    Haben wir uns gefaßt, mein Herzchen? Können wir uns weiter unterhalten? Nun wollen wir vom Hochverrat des Karl Hergesell auf den Hochverrat der Trudel Hergesell, geborene Baumann, übergehen .»
    «Meine Frau hat von all diesen Dingen nichts gewußt!
    Meine Frau hat nie etwas getan, was gegen das Gesetz ist!»
    «Nein, nein, ihr seid alle beide brave Nationalsozialisten gewesen!» Plötzlich packte den Kommissar Laub der Zorn.
    «Wißt ihr, was ihr seid? Feige kommunistische Schweine seid ihr! Wühlratten seid ihr! Aber ich bring euch ans Licht, ich bring euch beide an den Galgen! Beide will ich euch baumeln sehen! Dich mit deinem Lügenkoffer! Und dich mit deiner Fehlgeburt! Vom Tisch da bist du so lange runtergehuppt, bis es geklingelt hat! War's so? War's so?
    Sag ja!»
    Er hatte Trudel gefaßt und schüttelte die halb Ohnmächtige.
    «Lassen Sie meine Frau in Ruhe! Sie sollen meine Frau nicht anfassen!»
    Hergesell hatte den Kommissar gepackt. Ein Faustschlag von Fabian traf ihn. Drei Minuten später saß er mit Handfesseln versehen, von Fabian bewacht, in der Küche und wußte - wilde Verzweiflung im Herzen - Trudel ohne seinen Beistand in den Händen des Quälers.
    Und Laub quälte die Trudel redlich weiter. Sie, die aus
    Angst um ihren Karli halb besinnungslos war, sollte sich nun zu den Postkarten Quangels äußern. Er glaubte ihr das zufällige Zusammentreffen nicht, sie hatte stets in Verbindung mit den Quangels gestanden, feiges kommunistisches Verschwörerpack, und ihr Mann, Karli, hatte auch davon gewußt!
    «Wieviel Karten haben Sie denn nun so abgelegt? Was hat auf den Karten gestanden? Was hat Ihr Mann dazu gesagt?»
    So quälte er sie, Stunde um Stunde, während Hergesell verzweifelt in der Küche saß, die Hölle im Herzen.
    Schließlich kam das Auto, kam der Koffer, kam das Öffnen des Koffers.
    «Tändeln Sie mir das Ding da mal auf, Fabian!» hatte Kommissar Laub gesagt. Karl Hergesell war nun auch wieder in der Stube, aber bewacht. Durch die ganze Breite des Zimmers voneinander getrennt sahen sich die Hergesells bleich und verzweifelt an.
    «Hübsch schwer für Wäsche und Kleider!» sagte der Kommissar spöttisch, während Fabian mit Drahthaken am Schloß hantierte. «Nun, wir werden ja gleich den Salat zu sehen bekommen! Wird, fürchte ich, ein bißchen peinlich für Sie beide, oder was meinen Sie, Hergesell?»
    «Meine Frau hat nie etwas von diesem Koffer gewußt, Herr
    Kommissar!» versicherte Hergesell wieder.
    «Ja, und Sie haben nichts davon gewußt, daß Ihre Frau für diesen Quangel Postkarten mit hochverräterischem Inhalt in Treppenhäusern abgelegt hat! Jeder ein kleiner Hochverräter für sich allein! Eine feine Ehe, muß ich schon sagen!»
    «Nein!» schrie Hergesell. «Nein! Das hast du nicht getan, Trudel! Sag, daß du es nicht getan hast, Trudel!»
    «Sie hat's aber gestanden!»
    «Nur ein einziges Mal, Karli, und da war es reiner Zufall ...» «Ich verbiete Ihnen jede Unterhaltung miteinander!
    Noch ein einziges Wort, und Sie wandern wieder in die Küche ab, Hergesell! Na also, ist das Dings offen. Und was haben wir denn da?»
    Er

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