Jedes Kind Kann Regeln Lernen
erhebt und dem Kind absichtlich Schmerzen zufügt? - Und wenn es nun einmal passiert ist? Wenn Ihnen die Hand tatsächlich einmal "ausgerutscht" ist? Ich bitte meine Kinder um Verzeihung. Manchmal sofort, manchmal auch etwas später. Ich gebe zu: "Ich war so aufgeregt, daß ich etwas Falsches gemacht habe." Ich verspreche, mein Bestes zu tun, damit es mir nicht noch einmal passiert. Ich muß meinen Kindern dann allerdings zugestehen, daß sie nicht sofort vergeben und vergessen können, sondern mir noch eine Weile böse sind. Wenn mir eine der anderen feindseligen Reaktionen "passiert" ist, handle ich genauso. Allzu oft dürfen solche Ausrutscher allerdings nicht passieren, sonst ist die Bitte um Verzeihung nicht mehr glaubwürdig.
Bekommt Ihr Kind gelegentlich "eins auf die Finger" oder den verbreiteten "Klaps auf den Po"? Diese "Erziehungsmaßnahmen" sind immer noch sehr beliebt. Ich halte sie für ungeeignet und bedenklich. Der Übergang vom "Klaps" zum "Schlag" ist fließend.
• Schlußfolgerung :
Körperliche Gewalt wirkt verheerend und ist als Erziehungsmittel völlig ungeeignet.
Alle feindseligen Reaktionen - Drohungen und Beschimpfungen, schwere Strafen und körperliche Gewalt -
haben etwas gemeinsam: Sie sind Ausdruck unserer
Hilflosigkeit. Sie sind unsere "Rache" am eigenen Kind dafür, daß all unsere Bemühungen bisher vergeblich waren. Und sie dienen dazu, unseren eigenen Ärger und die eigene Wut abzureagieren: Wir "lassen Dampf ab". Ich selbst bin auch Mutter von drei Kindern und schließe mich ausdrücklich mit ein. Alle Eltern machen schwere Fehler . Alle Eltern haben schließlich menschliche Schwächen. Den meisten Eltern machen ihre feindseligen Reaktionen ein schlechtes Gewissen. Das hilft leider überhaupt nicht weiter. Nur eines hilft weiter: wirksame Erziehungsmethoden, die uns davor schützen, die Kontrolle zu verlieren.
Kapitel 4: Das Wichtigste in Kürze:
• Eltern zeigen oft unklare, unsichere Reaktionen Verzichten Sie in Zukunft auf
- Vorhaltungen
- Warum-Fragen
- Bitten und Betteln
- Forderungen ohne Folgen
- Wenn-dann-Ankündigungen ohne Folgen
- Ignorieren
All diese Reaktionen sind nicht geeignet, Ihrem Kind Regeln zu vermitteln. Eher bewirken sie, daß Ihr Kind Ihnen nicht zuhört und Sie nicht ernst nimmt. Der Kampf um Aufmerksamkeit wird dadurch erst recht angefacht.
• Feindselige Reaktionen belasten die Beziehung zwischen Eltern und Kind
Verzichten Sie in Zukunft auf
- Vorwürfe und Beschimpfungen
- Drohungen und strenge Strafen
- körperliche Gewalt
Ihr Kind lernt diese Reaktionen von Ihnen - und ahmt sie nach. Gleichzeitig können solche feindseligen Reaktionen das Selbstvertrauen Ihres Kindes zerstören und in ihm Angst und den Wunsch nach Rache auslösen.
WIE KINDER REGELN LERNEN KÖNNEN: EIN PLAN ZUM GRENZEN-SETZEN FÜR ELTERN
In diesem Kapitel erfahren Sie...
- wie und weshalb Sie bei Ihrem Kind immer auf das Gute achten sollten
- wie Sie mit Ihrem Kind Klartext reden können
- welche Taten Sie am besten auf Ihre Worte folgen lassen
- wie Sie mit Ihrem Kind einen Vertrag schließen können
Voraussetzung: Auf das Gute achten
Im letzten Kapitel haben wir ausführlich besprochen, was Eltern alles nicht tun sollten. Sicherlich haben Sie sich schon mehrfach gefragt: "Was soll ich denn stattdessen tun? Irgendwie muß ich doch handeln!"
Nach unserer Erfahrungen hat es sich bewährt, Schritt für Schritt vorzugehen. Reicht der erste Schritt nicht aus, wird der nächste angewendet. Lee und Marlene Canter haben einen solchen Stufenplan entwickelt und in den USA in zahlreichen Trainingsveranstaltungen mit Eltern und Erziehern erprobt. In unserer Praxis hat sich bei der Beratung von Eltern ein aus ihren Vorschlägen entwickelter Plan bewährt. Er ist gut nachzuvollziehen, kann einfach umgesetzt werden und besteht aus folgenden Schritten:
Voraussetzung: Auf das Gute achten
Erster Schritt: Klartext reden
Zweiter Schritt: Auf Worte Taten folgen lassen
Dritter Schritt: Einen Vertrag schließen
Wichtig für eine erfolgreiche Anwendung ist, daß die Eltern die Gründe für das auffällige Verhalten ihres Kindes verstanden und ihren eigenen Anteil daran erkannt haben.
Zunächst möchte ich Sie noch einmal an die Hinweise aus dem 3. Kapitel erinnern: Zuhören, Ich-Botschaften, mehr
Verantwortung für das Kind, Zeit für Zuwendung. Sie werden damit Erfolg haben. Konflikte werden seltener entstehen. Ihr Kind wird von sich aus häufiger mit Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher