Jedes Kind Kann Regeln Lernen
bist du tatsächlich pünktlich nach Hause gekommen. Tausendmal mußte ich es dir sagen, bis es endlich mal geklappt hat!"
Sehr leicht kommen uns solche Nachsätze von den Lippen, und das ist schade. Machen Sie nach einem Lob einen Punkt und beißen Sie sich notfalls auf die Zunge - aber lassen Sie das Gute stehen!
• Zeigen Sie Ihrem Kind Ihr gutes Gefühl
Unter einem Lob verstehen wir meistens Sätze, in denen das Wort "du" vorkommt: "Du bist mutig!", "Das hast du gut gemacht!", "Du hast schön aufgeräumt." Noch wesentlich wirkungsvoller ist unser Lob, wenn wir eine Ich-Botschaft damit verbinden: "Ich bin sehr beeindruckt." - "Ich bin stolz auf dich!" -"Ich freue mich!" Ein "normales" Lob zeigt Ihrem Kind: "Meine Eltern sehen, was ich gut mache." Ein Lob mit einer Ich-Botschaft zeigt Ihrem Kind: "Was ich tue, ist für meine Eltern anscheinend sehr wichtig. Ich kann in ihnen gute Gefühle wecken. Wir gehören wirklich zusammen." So ein Lob schafft Nähe.
Sie können Ihre Gefühle auch völlig ohne Worte zum Ausdruck bringen. Ihr Baby sieht den Glanz in Ihren Augen, wenn Sie in manchen Momenten ganz stark Ihre Liebe und Verbundenheit empfinden. Eine spontane Umarmung, ein zärtlicher Blick, ein Lächeln, ein liebevolles Streicheln - all dies trifft Ihr Kind direkt ins Herz und wirkt auf Sie zurück: Ihr Baby lächelt Sie an, Ihr Kleinkind krabbelt auf Ihren Schoß und legt die Ärmchen um Ihren Hals, Ihr Kindergartenkind schenkt Ihnen einen stürmischen Kuß. Unsere Kinder haben die Fähigkeit, auf vielfache Weise gute Gefühle in uns auszulösen. Ein positiver Kreislauf kommt in Gang, wenn wir unseren Blick dafür offen halten und ihnen unsere guten Gefühle auch zeigen.
• Zusammenfassung:
Nur, wenn Sie gleichzeitig auf das Gute achten, können Sie Ihrem Kind Regeln und Grenzen vermitteln. Ihre Ermutigung, Ihr Lob, Ihre liebevollen Gesten stärken Ihr Kind und bilden ein notwendiges Gegengewicht zu allen unbequemen Forderungen und notwendigen Einschränkungen, die Sie Ihrem Kind zumuten.
Erster Schritt: Klartext reden
Die Voraussetzung zum Grenzen-Setzen und Regeln-Lernen ist Ihnen klar: Sie achten bei Ihrem Kind auf das Gute - und zwar immer. Was können Sie noch tun? Sie können den ersten Schritt tun und Klartext reden.
Nicht immer reden wir mit unseren Kindern "Klartext". Manchmal machen wir Spaß, manchmal ist es uns auch nicht so wichtig, ob unsere Kinder das tun, was wir sagen. Erst einmal müssen wir Eltern selbst wissen, was uns wichtig ist. Dabei sind folgende Fragen hilfreich: "Welches Verhalten stört mich bei meinem Kind am meisten? Kommt es mehrmals am Tag vor und belastet den gesamten Tagesablauf? Entstehen daraus immer neue Machtkämpfe? Welche Regel soll mein Kind zuerst lernen?". Es ist wichtig, sich zunächst auf ein bestimmtes Verhalten zu konzentrieren. Unsere Kinder sollten erkennen können, wann wir es wirklich ernst meinen. Dafür brauchen sie von uns eindeutige Signale .
Klare Anweisungen geben
• Sagen Sie Ihrem Kind ganz genau, was es Ihrer Meinung nach tun soll. Drücken Sie sich dabei klar, knapp und verständlich aus.
Was ist damit gemeint? Eine Gegenüberstellung von unklaren, indirekten und klaren, eindeutigen Aufforderungen soll es verdeutlichen:
Unklare Aufforderung
Eindeutige Aufforderung
Schrecklich, schon wieder läuft der Fernseher! Du kriegst noch Kopfschmerzen davon!
Ich möchte, daß du den Fernseher ausschaltest!
Du bist ja immer noch nicht angezogen!
Lukas, du ziehst jetzt deine Strümpfe an!
Wie sieht es denn in deinem Zimmer aus!
Du räumst erst die Legosteine in die Kiste!
Wie oft habe ich dir gesagt, Laß sofort deine Schwester daß du deine Schwester in los!
Ruhe lassen sollst!
Erinnern Sie die unklaren, indirekten Aufforderungen an einen der im letzten Kapitel erwähnten beliebten Elternfehler, nämlich an das "Vorhaltungen-Machen"? Es ist besser, dem Kind genau zu sagen, was es tun soll, statt ihm vorzuhalten, was es mal wieder falsch macht.
Zu ungenau sind auch Aufforderungen wie "Sei lieb!", "Benimm dich!", "Sei ordentlich!". Sogar "Räum dein Zimmer auf oder "Zieh dich an" kann zu ungenau sein: Je kleiner Ihr Kind ist, desto klarer und überschaubarer muß die Aufforderung sein.
Wichtig ist, eine Aufforderung immer positiv statt negativ auszudrücken, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt:
Negative Formulierung
Positive Formulierung
Fall nicht!
Achte auf die Stufe!
Lauf nicht auf die Straße!
Geh' auf dem Bürgersteig!
Renn doch nicht
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