Jedi-Padawan 06 - Der ungewisse Weg
goldgrün gestreiften Augen. Schon als Sechsjährige hatte Tahl eine scharfe Zunge gehabt und war sehr stolz gewesen.
Nun, da er ihre blinden Augen und die weiße Narbe sah, die von ihrer linken Augenbraue bis zum Kinn verlief, zog sich sein Herz vor Schmerz zusammen. Tahl war noch immer wunderschön, aber die sichtbaren Zeichen ihres Leidens taten weh.
»Ich habe gehört, die Heiler waren gestern bei Euch«, sagte Qui-Gon.
»Ja, das war ein weiterer Grund, warum Yoda zu mir kam. Er wollte sich davon überzeugen, dass es mir gut geht«, sagte Tahl. Ein leichtes Lächeln umspielte einen ihrer Mundwinkel. »Gestern habe ich erfahren, dass ich niemals wieder sehen werde.«
Während Qui-Gon die schlechte Nachricht vernahm, sank er langsam auf einen Stuhl neben ihr. Er war froh, dass sie den Schmerz auf seinem Gesicht nicht sehen konnte. »Es tut mir Leid.« Wie Tahl hatte auch er gehofft, dass die Heiler auf Coruscant ihre Sehkraft wieder herstellen konnten.
Sie zuckte mit den Schultern. »Yoda kam, um mir zu sagen, dass ich bei den Ermittlungen gebraucht würde. Ich denke, unser Freund gibt mir eine Aufgabe, damit ich meine Gedanken auf etwas anderes lenken kann.«
»Wenn Ihr nicht möchtet, kann ich einen anderen Partner finden «, sagte Qui-Gon. »Der Rat wird das verstehen.«
Sie berührte seine Hand und griff nach der Teekanne. »Nein, Qui-Gon. Yoda hat Recht, wie immer. Wenn der Tempel bedroht ist, möchte ich helfen. Jetzt trinkt etwas Tee.« Sie fühlte an der Kanne. »Er ist noch warm.«
»Lasst mich ...«, sagte Qui-Gon schnell.
»Nein«, unterbrach Tahl ihn scharf. »Ich muss die Dinge selbst tun. Wenn wir zusammenarbeiten, müsst Ihr das akzeptieren.«
Qui-Gon nickte, doch dann fiel ihm ein, dass sie ihn nicht sehen konnte. Er musste sich an die neue Tahl gewöhnen. Sie hatte vielleicht ihr Augenlicht verloren, aber ihre Gedanken war klarer denn je.
»Ja«, sagte er sanft. »Ich hätte gern etwas Tee.«
Tahl griff nach einer Tasse. »Wisst Ihr nicht, was ich die letzten Wochen getan habe? Ich habe geübt. Ich arbeite mit den Meistern, um mein Hörvermögen zu verbessern, meinen Geruchssinn, meinen Tastsinn. Ich habe schon große Fortschritte gemacht. Ich hatte keine Ahnung, wie gut ich hören kann.«
»Und ich dachte immer, Eure Schlagfertigkeit wäre nicht zu übertreffen«, sagte Qui-Gon.
Sie lachte, als sie die Tasse mit einer Hand ruhig hielt und einzuschenken begann. »Und Yoda hat eine Überraschung für mich arrangiert. Eine eher lästige Überraschung, wie ich zugeben muss, aber sagt es ihm bitte nicht. Er ...«
»Einen Zentimeter weiter nach links!« Eine singende Stimme erklang plötzlich hinter ihnen. Überrascht schüttete Tahl den Tee über ihr Handgelenk.
»Sterne und Galaxien!«, rief sie.
Qui-Gon gab ihr eine Serviette. Er drehte sich um und sah einen Droiden ins Zimmer rollen. Er hatte die silberne Hülle eines Protokoll-Droiden, aber Qui-Gon konnte sehen, dass er auch noch mit anderen Fähigkeiten ausgestattet war. Zusätzliche Sensoren waren in den Kopf eingebaut und die Arme waren länger. Jetzt schossen diese Arme hervor und nahmen Tahl die Tasse ab.
»Seht Ihr, Master Tahl, Ihr habt den Tee verschüttet«, sagte der Droide mit einer weibliche Stimme, wie Qui-Gon bemerkte.
»Ich habe ihn verschüttet, weil du mich überrascht hast, du Haufen aus recyceltem Dosenblech«, meinte Tahl ungelassen, »und nenn mich nicht Master Tahl.«
»Ja, natürlich, Sir«, gab der Droide zurück.
»Ich bin kein Sir. Ich bin eine Frau. Wer ist hier blind?«
Qui-Gon versuchte sein Grinsen zu verbergen. »Was ist das?«, fragte er und zeigte auf den Droiden - oder die Droidin.
»Darf ich vorstellen: Yodas Überraschung«, erklärte Tahl mit einer Grimasse. »2JTJ, aber nennt sie ZwoJot. Sie ist ein Navigations-Droide. Sie soll mir im Haushalt helfen, bis ich mich selbst zurechtfinden kann. Sie scannt alles nach Hindernissen ab und ich kann sie programmieren, mich an jedes beliebige Ziel zu bringen.«
»Keine schlechte Idee«, bemerkte Qui-Gon, als ZwoJot sehr effizient den verschütteten Tee aufwischte und neuen Tee eingoss.
»Ich laufe lieber gegen ein Wand«, grummelte Tahl. »Das ist sehr umsichtig von Yoda, aber ich bin es nicht gewohnt, ewig einen Begleiter zu haben. Ich habe auch nie einen Padawan angenommen.«
Qui-Gon nippte an seinem Tee. Er hatte einmal so wie Tahl gedacht. Er hatte keinen Padawan haben wollen, hatte es genossen, allein zu sein. Er mochte es, nur für sich
Weitere Kostenlose Bücher