Jedi-Padawan 06 - Der ungewisse Weg
selbst verantwortlich zu sein. Dann war Obi-Wan in sein Leben getreten. Er hatte sich daran gewöhnt, ihn bei sich zu haben.
»Es tut mir Leid, Qui-Gon«, sagte Tahl sanft. »Das war eine dumme Bemerkung. Ich weiß, dass Ihr Obi-Wan vermisst.«
Vorsichtig setzte Qui-Gon seine Tasse ab. »Wenn ich schon nicht Euren Tee eingießen darf, kann ich dann wenigstens darum bitten, dass man mir nicht sagt, wie es mir geht?«
»Vielleicht wisst Ihr nicht, dass Ihr ihn vermisst«, sagte Tahl. »Aber das tut Ihr.«
Qui-Gon stand ungelassen auf. »Habt Ihr vergessen, was er getan hat? Er hat den Raumjäger gestohlen, um die Deflektor-
Türme zu zerstören. Wenn man ihn abgeschossen hätte, wäret Ihr auf Melida/Daan gestorben!«
»Ah, Ihr habt also ein neues Talent. Ihr könnt Dinge sehen, die vielleicht geschehen wären.«
Qui-Gon ging vor ihr auf und ab. »Er hätte den Raumjäger noch einmal gestohlen, wenn ich ihn nicht aufgehalten hätte. Er hätte uns ohne Transportmittel auf dem Planeten zurückgelassen.«
Tahl schob Qui-Gons Stuhl mit dem Fuß in seine Richtung. »Setzt Euch, Qui-Gon. Ich kann Euch nicht sehen, aber Ihr macht mich nervös. Warum solltet Ihr Obi-Wans Verhalten als schuldhaft empfinden, wenn ich es nicht tue? Wir reden immerhin über mein Leben.«
Qui-Gon setzte sich nicht, hörte jedoch auf, unruhig umherzugehen. Tahl legte den Kopf schief und versuchte, seine Stimmung einzuschätzen.
»Die Trennung ist Euch schwer gefallen«, sagte sie in sanfterem Ton. »Ihr seid einen Weg gegangen, Obi-Wan einen anderen. Aber mir scheint, als wäret Ihr der Einzige, der dem Jungen die Schuld gibt. Und er ist nur ein Junge, Qui-Gon. Vergesst das nicht.«
Qui-Gon schwieg. Einmal mehr musste er über Obi-Wan sprechen. Und er wollte mit Tahl nicht über den Padawan reden, nicht einmal mit Yoda. Niemand wusste, wie viel er von sich selbst in der so kurzen Zeit in den Jungen investiert hatte. Niemand wusste, wie sehr ihn Obi-Wans Entscheidung getroffen hatte.
»Lasst uns über die Ermittlungen reden«, sagte er schließlich. »Das ist wichtiger. Wir verschwenden sonst nur unsere Zeit.«
»Stimmt«, sagte Tahl und nickte. »Ich glaube, der Rat hat Recht. Wir können die Vorgänge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Situation ist gefährlich.«
»Wo fangen wir an?«, fragte Qui-Gon und setzte sich. »Habt Ihr Vorschläge?« »Einer der Diebstähle fand in einem Bereich des Tempels statt, zu dem der Zutritt teilweise verboten ist«, sagte Tahl. »Es fehlen einige Aufzeichnungen über Schüler. Lasst uns überprüfen, wer Zugang zur Datenbank des Tempels hat. Wenn man nicht weiß, wo man beginnen soll, ist das Naheliegendste ein guter Ausgangspunkt.«
Kapitel 5
Obi-Wan schnallte einen Blaster an seine Hüfte und vergewisserte sich, dass sein Vibro-Schwert im Holster steckte. Er hatte einen Bericht über Rebellen im Melida-Sektor erhalten, die sich weigerten, ihre Waffen abzugeben.
Er lebte noch immer mit Cerasi und Nield im unterirdischen Gewölbe der Jungen, bis eine andere Unterkunft gefunden war. Es wäre nicht richtig, jetzt in ein Haus zu ziehen, da noch so viele kein Dach über dem Kopf hatten. Er ging hinaus ins Hauptgewölbe, wo die Sicherheitsgruppe wartete. Er nickte Deila zu, seiner Stellvertreterin. Sie waren bereit.
Sie stiegen eine Leiter zur Abdeckung hoch und kletterten auf die Straße. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Obi-Wan Schritte hinter ihnen hörte. Er drehte sich um und sah Cerasi.
»Ich habe von den Rebellen gehört«, sagte sie, als sie näher kam und ihre warme Kapuzentunika zuzog. »Ich komme mit euch.«
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Cerasi, das könnte gefährlich werden.«
Ihre grünen Augen glitzerten. »Und der Krieg, in dem wir zusammen gekämpft haben, war nicht gefährlich?«
»Du hast keine Waffe«, sagte Obi-Wan voller Unbehagen. »Sie könnten auf uns schießen.«
»Beruhige dich, Obi-Wan«, meinte Cerasi und schlang einen breiten Gürtel um ihre Hüfte. »Ich habe meine eigene Trickkiste.«
Obi-Wan musste trotz seiner Sorge lächeln. Cerasi hatte mehrere solcher Trick-»Waffen« entworfen. Es waren Schleudern, deren Geschosse beim Aufprall das Geräusch von Blasterfeuer abgaben.
»In Ordnung«, stimmte er zu. »Aber dieses eine Mal wirst du meinen Anweisungen Folge leisten, ja?«
»Ja, Captain«, antwortete Cerasi schelmisch.
Es war ein kalter Tag und ihr Atem vermischte sich in der kühlen Luft. Sie kamen an einem Platz vorbei, an dem ein paar
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