Jedi-Padawan 06 - Der ungewisse Weg
ihn zu, schlecht ausbalanciert. Qui-Gon wirbelte herum und griff an. Bruck stolperte überrascht rückwärts. Er schlug mit seinem Lichtschwert nach Qui-Gon. Noch ein Fehler. Qui-Gons nächster Hieb enthielt all seine Kraft. Bruck verlor beinahe sein Lichtschwert.
Qui-Gon nutzte seinen Vorteil. Er griff an. Sein Lichtschwert war jetzt nur noch eine Leuchtspur im Dämmerlicht. Er schlug, parierte und wirbelte herum, um wieder und wieder aus einer anderen Richtung auf Bruck zuzukommen und drängte den Jungen so zurück in eine Ecke. Jetzt war das Gemurmel, das er von den Zuschauern hörte, voller Bewunderung für die Fähigkeiten des Jedi-Meisters. Qui-Gon hörte es nicht. Der Kampf war nicht vor dem letzten Hieb zu Ende.
Bruck versuchte einen letzten Angriff, doch der Junge war müde. Es war für Qui-Gon nicht schwer, Bruck die Waffe aus der Hand zu schlagen und dessen Hals mit seinem Lichtschwert leicht zu berühren.
»Der Endpunkt dies ist«, verkündete Yoda.
Die beiden verbeugten sich gemäß des Rituals und sahen sich freundlich an. Am Ende eines jeden Kampfes zeigten die Jedi einander Respekt und Dankbarkeit für die Lektion, bei Sieg oder Niederlage. Qui-Gon hatte schon oft auf diese Art gekämpft. Manchmal konnten Jedi-Schüler während der rituellen Verbeugung ihre Enttäuschung oder ihren Ärger nicht verbergen.
In Brucks festem Blick sah Qui-Gon jedoch Respekt. Das war ein Fortschritt.
Doch er sah auch andere Dinge. Neugierde. Verlangen. Bruck würde in ein paar Tagen dreizehn werden. Er war noch nicht als Padawan ausgewählt worden. Die Zeit lief ab. Er fragte sich wahrscheinlich, ob Qui-Gon ihn erwählen würde.
Qui-Gon wusste, dass alle sich dieselbe Frage stellten. Die
Lehrer, die Schüler, sogar der Rat. Warum war er zum Tempel zurückgekehrt? War er gekommen, um einen neuen Schüler auszuwählen?
Qui-Gon wandte sich von Brucks fragenden Augen ab. Er würde niemals mehr einen Padawan annehmen.
Er steckte sein Lichtschwert wieder an seinen Gürtel. Bruck hängte seines an einen Ständer, an dem die älteren Schüler ihre Waffen nach dem Training verwahrten. Qui-Gon ging schnell durch die Umkleide- und Waschräume und aktivierte die Tür zum Saal der Tausend Quellen.
Er spürte erleichtert die kühle Luft. Das riesige Gewächshaus hatte ihn schon immer erfrischt. Der Klang des rauschenden Wassers und die vielen Grüntöne beruhigten eine aufgewühlte Seele. Er hörte das Plätschern der kleinen Quellen, die in den Farnen entsprangen und das sanfte Tosen der größeren Wasserfälle entlang der Wege. Der Garten hatte Qui-Gons Gedanken schon immer in ruhigere Bahnen gelenkt. Er hoffte, dass er auch jetzt sein aufgewühltes Herz beruhigen würde.
Das Bedürfnis nach Ruhe wurde im Tempel stets respektiert. Keiner hatte Qui-Gon seit seiner Ankunft Fragen gestellt. Dennoch wusste er, dass unter der ruhigen Oberfläche die Neugierde so plätscherte wie die versteckten Quellen, die durch die Gärten flossen. Schüler und Lehrer wollten wissen, welcher Art das Zerwürfnis zwischen ihm und seinem Pada-wan, Obi-Wan Kenobi, war.
Doch hätte er darauf eine Antwort gewusst, selbst wenn jemand ihm diese Frage stellen würde? Qui-Gon seufzte. Es gab doch nur nebulöse Motive und eine ungewisse Zukunft. Hatte er seinen Padawan falsch eingeschätzt? War er zu hart mit Obi-Wan umgegangen? Oder nicht hart genug?
Qui-Gon hatte keine Antwort. Er wusste nur, dass Obi-Wan eine unerwartete und erstaunliche Wahl getroffen hatte. Er hatte sich seiner Jedi-Ausbildung entledigt, als wäre sie eine abgetragene Tunika.
»Verwirrt du bist, wenn den Garten du aufsuchst«, sagte Yoda hinter ihm.
Qui-Gon drehte sich um. »Nicht verwirrt. Nur verschwitzt vom Kampf.«
Yoda nickte sanft. Er antwortete nicht, wenn er spürte, dass ein Jedi einem Thema auswich. Qui-Gon wusste das nur zu gut.
»Aus dem Weg gegangen du mir bist«, bemerkte Yoda. Er setzte sich auf eine Steinbank neben einer Quelle, die über glatte, weiße Kieselsteine floss. Das Plätschern des Wassers klang beinahe wie Musik.
»Ich habe mich um Tahl gekümmert«, antwortete Qui-Gon.
Tahl war die Jedi-Ritterin, die Qui-Gon und Obi-Wan vom Planeten Melida/Daan gerettet hatten. Sie hatte in einem Kampf das Augenlicht verloren und war dann als Kriegsgefangene festgehalten worden.
Wieder nickte Yoda leicht. »Bessere Heiler im Tempel haben wir als dich«, sagte er. »Und keine ständige Pflege braucht Tahl. Sie will es nicht, glaube ich.«
Qui-Gon konnte ein
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