Jedi-Padawan 16 - Schrei nach Vergeltung
können. Jetzt war er verwirrt, weil er Zorn darin sah.
»Dein Mitgefühl kommt zu spät«, fuhr Bant fort. »Wie konntest du mir die Tatsache vorenthalten, dass Tahl entführt wurde, Obi-Wan? Du weißt, dass Qui-Gon und du mich sofort im Tempel hätten kontaktieren müssen.«
»Ja, das weiß ich«, sagte Obi-Wan. »Aber es geschah so viel in so kurzer Zeit. Qui-Gon dachte, dass noch mehr Jedi Tahls Leben nur gefährden würden. Wir hatten beschlossen, den Tempel zu kontaktieren, wenn wir sie nicht binnen vierundzwanzig Stunden gerettet hätten.« In Wirklichkeit war es Qui-Gons Entscheidung gewesen zu warten. Doch Obi-Wan würde ebenfalls die Verantwortung dafür tragen, denn er hätte sich mit Qui-Gon darüber auseinander setzen müssen. Und das hatte er nicht getan.
»Es stand euch nicht zu, diese Entscheidung zu treffen«, sagte Bant. Ihre normalerweise sanfte Stimme klang jetzt scharf und voller Ärger. »Was würdest du sagen, wenn dir das ein anderes Jedi-Team antäte, Obi-Wan? Was wäre gewesen, wenn Qui-Gon entführt worden wäre?«
Obi-Wan war beschämt. Qui-Gon war einmal von der Wissenschaftlerin Jenna Zan Arbor entführt worden. Wenn man ihn nicht in Qui-Gons Rettung einbezogen hätte, wäre er verrückt geworden.
»Wir haben nicht genug darüber nachgedacht«, gab er zu.
»Das würde ich auch sagen«, sagte Bant bitter. Sie hatte mit ihm noch nie in einem solch barschen Ton geredet. »Hast du auch nur einmal an mich gedacht, Obi-Wan?«
»Natürlich«, sagte Obi-Wan. »Ich dachte, ich würde dir einen Tag Sorgen ersparen. Wenn wir Tahl gerettet hätten, wäre immer noch Zeit gewesen, ein Jedi-Team zu rufen.«
»Aber ihr habt Tahl nicht gerettet«, sagte Bant geradeheraus. »Zumindest nicht rechtzeitig. Oder?«
Obi-Wan war getroffen. Bant hatte nichts anderes als die furchtbare Wahrheit ausgesprochen, doch es passte einfach nicht zu ihr, dass sie ihn so verletzte.
Sie schien zu erkennen, wie schwer ihn ihre Worte getroffen hatten. »Sie war meine Meisterin, Obi-Wan«, sagte sie in einem etwas sanfteren Ton. »Sie brauchte mich. Ich war nicht da. Du kannst dir nicht vorstellen, was das bedeutet.«
»Nein«, sagte er leise. »Und ich will es auch nie erleben. Es tut mir wirklich Leid, Bant. Du hast Recht. Wir hätten dich kontaktieren müssen.«
Bant nickte steif. Seine Handlungsweise hatte ihre Freundschaft erschüttert. Er wusste nicht, wie tief die Kluft war und wie er sie überbrücken konnte.
Tahl war tot. Qui-Gon war auf einmal wie ein Fremder. Und jetzt hatte sich Obi-Wans beste Freundin von ihm abgewendet.
Er hatte sich noch niemals so einsam gefühlt.
Kapitel 3
Das Letzte, was Qui-Gon wollte, war ein Gespräch unter vier Augen mit Mace Windu. Seine Seele war so schwer, dass er dem Jedi-Meister diese Höflichkeit nur mit größter Überwindung erweisen konnte. Der Schmerz in ihm nahm zu und ab wie eine unberechenbare Springflut. Manchmal brandete er so gewaltig auf, als würde eine Bestie in ihm wüten.
Weshalb musste unter allen Jedi ausgerechnet Mace Windu diese Mission annehmen? Die beiden Jedi hatten großen Respekt voreinander, Qui-Gon hatte sich seinem herausragenden Kollegen jedoch noch nie sonderlich nahe gefühlt.
Die Tür schloss sich hinter ihnen. Sogar in seinem Privatzimmer hatte Manex das Licht auf ein gedämpftes Blau eingestellt. Es verlieh dem glänzenden schwarzem Stein an den Wänden und auf dem Boden einen seltsamen Schimmer und dem giftigen Grün der Sitzecken und Kissen eine befremdliche Färbung.
»Wollt Ihr Tahls Leichnam zurück zum Tempel begleiten?«, fragte Mace. »Bant, Obi-Wan und ich können hier bleiben und die Mission fortsetzen.«
Qui-Gon bemerkte, dass Mace versuchte, freundlich zu klingen. In seinem klaren Blick lag tiefste Anteilnahme. Qui-Gon war erleichtert, dass Mace Windu ihn nicht über seine Gefühle befragte oder darüber, ob zwischen Tahl und ihm etwas Tieferes bestanden hatte. Er hatte den Verdacht, dass Mace Windu das bereits ohne Worte begriffen hatte.
Qui-Gon hatte keineswegs vor, die Suche nach Tahls Mörder aufzugeben. Er musste jedoch vorsichtig sein. Er durfte Mace nicht sagen, dass in ihm das Bedürfnis brannte, Balog zu finden. Sein Zorn konnte sich möglicherweise in seiner Stimme oder in seinem Gesicht widerspiegeln. Mace könnte annehmen, dass er seinen Zorn nicht unter Kontrolle hatte. Er würde nicht verstehen, dass Qui-Gons Selbstkontrolle trotz seiner Trauer vollkommen war.
Weil es so ein muss. Weil ich nur so
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