Jedi Quest 05 - Meister der Täuschung
liefen und nach dem bestmöglichen Versteck suchten.
Soara und Obi-Wan entschieden sich für ein Gebäude, das in einer dicht bebauten Straße stand. Da es dort eine halb zerstörte Mauer gab, konnten sie alle vier Seiten überblicken. Und doch würde Darra genug Schutz und Wärme haben.
Sie wickelten einen Thermo-Umhang um sie und Soara brachte etwas Bacta auf ihrer Wunde auf.
»Es sieht nicht so schlimm aus«, sagte Obi-Wan.
Soara zog die Augenbrauen zusammen. »Das ist es gerade, was mir Sorgen macht«, sagte sie leise. »Sie dürfte eigentlich nicht bewusstlos sein.«
»Wenn Ihr gestattet«, sagte Joveh D'a Alin sanft. »Ich habe vor meinem Examen eine Ausbildung als Medizinerin gemacht.«
Sie kam näher und untersuchte Darra, betastete sie mit ihren sanften, geübten Händen.
»Ohne Instrumente ist es schwer, etwas zu sagen«, meinte sie. »Es sieht so aus, als stünde sie unter Schock. Wäre es denkbar, dass die Blasterschüsse eine chemische Ladung beinhaltet haben?«
»Das wäre möglich«, sagte Soara. »Ich hatte das auch schon befürchtet.«
Obi-Wan sah, wie sein Padawan schluckte. Anakins Augen wirkten in seinem bleichen Gesicht dunkel. Obi-Wan wusste, dass sich sein Padawan verantwortlich fühlte. Anakin war impulsiv losgesprungen, weil er nicht gedacht hatte, dass Darra dem Feuer ausweichen konnte. Wie immer hatte sein Padawan angenommen, dass er schneller und stärker war als alle anderen.
Das Problem war, dass das auch meistens stimmte. Aber eben nicht immer.
»Sie braucht Pflege, die wir ihr hier nicht geben können«, sagte Joveh D'a Alin. Ihre grauen Augen waren voller Mitgefühl. »Aber ihre Lebenszeichen sind noch immer gut. Das Bacta müsste ihr eigentlich helfen.«
»Wir müssen sie zum Tempel bringen«, sagte Soara. Sie streckte die Hand aus und berührte die staubigen Bänder in Darras Zopf.
»Meister, ich werde gehen«, sagte Anakin.
Obi-Wan drehte sich etwas genervt um. »Wohin?«
»Zu den Haariden. Ich werde einen Waffenstillstand verhandeln, damit wir den Transport vornehmen können.«
»Wie kommst du darauf, dass du näher als hundert Meter an die Haariden herankommst, ohne angegriffen zu werden?«, fragte Obi-Wan.
Anakin wich dem Blick seines Meisters nicht aus. »Auf dieses Risiko bin ich vorbereitet.«
Obi-Wan schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nicht die Lösung.«
Soara kam zu ihnen. Sie steckte gerade ihren Comlink weg. »Ich habe den Tempel kontaktiert. Sie werden die Haariden zu einem Waffenstillstand drängen. Aber das wird etwas dauern. Niemand weiß genau, wer auf der jeweiligen Seite verantwortlich ist. Außerdem schicken sie uns einen Mediziner, aber das wird zwei Tage dauern.« Sie warf einen Blick auf Darra. »Was ist, wenn es zu spät ist? Können wir riskieren, sie zu transportieren? Wir haben immer noch einige Kilometer vor uns.«
Obi-Wan hatte Soara noch nie so unsicher erlebt. Aber hätte sein Padawan so bleich und reglos dagelegen, hätte er sich ebenso gefühlt.
Tic Verdun ergriff das Wort. »Wir können uns ja abwechseln. Wir haben nicht so viel Kraft wie die Jedi, aber wir werden Euch nicht enttäuschen.«
»Danke«, sagte Soara leise.
»Wir haben noch mehr Möglichkeiten«, sagte Obi-Wan. »Ich komme gleich wieder.«
Anakin machte einen Schritt auf ihn zu. »Braucht Ihr mich, Meister?«
»Nein.« Obi-Wan ging eilig davon. Er bedauerte seine brüske Antwort sofort, aber er konnte allein einfach schneller arbeiten. Er wollte sich auf sein Wahrnehmungsvermögen konzentrieren. Und, auch wenn er es nicht gerne zugab, er brauchte Zeit, um allein über alles nachzudenken. Als er zu Soara gesagt hatte, dass sie noch andere Möglichkeiten hätten, hatte er es ernst gemeint. Er war sicher, dass sie existierten. Er wusste nur nicht wo. Er glaubte nicht, dass es eine gute Idee war, Darra mehrere Kilometer über raues Terrain zu tragen, während sie von einer Gruppe Soldaten verfolgt wurden.
Obi-Wan bewegte sich von Schatten zu Schatten. Er suchte das Dorf gründlich ab. Als er fertig war, wusste er, dass es hier einmal drei Bäckereien gegeben hatte. Er wusste, wer die Bürgermeisterin gewesen war und dass sie drei Kinder gehabt hatte. Er wusste, dass der Lehrer einen gelben Gleiter gefahren hatte.
Aber er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte.
Durch den Wald sah er ein blasses Licht dringen. Er stieg auf einen etwas höher gelegenen Punkt und hob sein Elektro-Fernglas an die Augen.
Die Patrouille kampierte draußen vor den Dorfgrenzen.
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