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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Eindruck, als wäre es gar nicht in der Lage, einmal unfrisiert auszusehen, und ihr Kleid war offenkundig ausschließlich für ihren Körper angefertigt worden. Ihr Anblick veranlaßte Samantha, sich in dem Raum nach einem Versteck umzuschauen, wo diese elegante junge Dame sie nicht entdecken konnte.
    Sobald die Frau Mike sah, lächelte sie und stand auf, doch Mike lächelte nicht, sondern nahm eine stramme Haltung ein, schlug die Hacken zusammen, nahm ihre Fingerspitzen und führte diese an die Lippen. »Königliche Hoheit!« sagte er im Ton eines Höflings und küßte ihr die Hand.
    Die Frau blickte nervös durch die gläsernen Wände auf ihre Mitarbeiterinnen und sagte: »Mike, unterlaß das bitte.«
    Da umfaßte er sie grinsend mit beiden Armen, brachte sie, als würde er einen Tango mit ihr tanzen, in eine fast horizontale Rückenlage und küßte sie auf den Hals.
    »Besser?« erkundigte er sich, als er sie wieder auf die Beine stellte.
    »Viel besser«, erwiderte sie errötend, während sie versuchte, ihn strafend anzusehen, obwohl sie offensichtlich von ihm verzaubert war.
    »Was macht der königliche Palast und wie geht’s der hochherrschaftlichen Familie?« fragte Mike und lächelte, als wäre er sehr zufrieden mit sich.
    »Es geht allen gut - was du wissen würdest, wenn du dir die Mühe machtest, uns einmal zu besuchen. Und so sehr ich mich geehrt fühle durch deine Anwesenheit, Mike -ich habe zu arbeiten. Was kann ich für dich tun?«
    »Uns beim Einkaufen helfen.« Samantha aus der Nische hinter dem Aktenschrank hervorziehend, wo sie sich versteckt hatte, stellte Mike sie der jungen Dame vor wie eine kaputte Uhr, die er repariert haben wollte, oder wie ein wildes Urwaldwesen, das bisher nur von Schlangen und Affenfleisch gelebt hatte.
    Als Samantha bemerkte, wie die junge Frau Mike fragend ansah, der Sams Arm nicht loslassen wollte, als wäre sie sein Eigentum, meinte sie, eine Erklärung abgeben zu müssen: »Es ist nicht so, wie es zu sein scheint. Er ist mein Vormund.« Kaum waren ihr die Worte über die Lippen gekommen, als ihr schon bewußt wurde, wie albern sie klangen und eine ihr peinliche Situation eher verschlimmerten, statt sie zu bereinigen.
    »So etwas wie ein Tinkerbell«, sagte Mike, immer noch grinsend.
    »Eher so etwas wie ein Captain Hook«, gab Samantha schlagfertig zurück.
    Da begann die junge Frau zu lachen und ging mit ausgestreckten Händen auf Samantha zu. »Ich habe den Eindruck, daß Sie ihn durchschaut haben. Mein Name ist Victoria Montgomery, und Mike und ich sind entfernte Verwandte - Vetter und Kusine zweiten oder dritten Grades.« Sie betrachtete Samantha nun mit fachkundigem Blick von Kopf bis Fuß, ihr Gesicht, ihre Figur und diesen grauenhaften Jogginganzug studierend, und fragte dann: »Was kann ich für Sie tun?«
    Mit einem schiefen Lächeln und dem Bemühen, sich in den Augen dieser jungen eleganten Dame einigermaßen zu rehabilitieren, antwortete Samantha. »Ich möchte so aussehen, wie all die anderen Frauen in dieser Stadt.«
    Mit einem verständnisinnigen Lächeln erwiderte Vicky: »Ich denke, das läßt sich machen.« Und dann, an Mike gewandt: »Wie wäre es, wenn du uns jetzt drei Stunden allein ließest, Mike?«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich bin von Anfang bis Ende dabei. Ich könnte sonst Gefahr laufen, daß sie sich in eine Rebecca von Sunnybrook Farm verwandelt. Meinst du, du kriegst sie hin?«
    Das hörte sich so an, als sei Samantha eine defekte Kurbelwelle, von der man nicht wisse, ob sie überhaupt noch reparabel sei! Nach einem mitfühlenden Blick auf Samanthas Gesicht, das die gleiche Farbe angenommen hatte wie ihr beklagenswerter Jogginganzug, wandte sich Vicky wieder an ihren Vetter: »Mike, du benützt deine Muskeln zu oft und deinen Verstand zu wenig. Und manchmal, scheint mir, vergißt du deine gute Kinderstube.« Aus ihrer Stimme sprach nicht nur Autorität, sondern auch eine große Zuneigung zu ihrem hübschen Vetter.
    Sich mit einem Lächeln bei Vicky bedankend und sich schon viel besser fühlend, ging Samantha den beiden voran zu den Aufzügen.
    »Wieviel?« erkundigte sich Vicky leise bei Mike, nachdem sie Samantha ein paar Schritte hatte vorausgehen lassen. »Was es eben kostet«, erwiderte Mike mit einem Achselzucken.
    Vicky wölbte eine perfekt gezupfte Braue. »Reden wir jetzt von Christian Dior oder von Liz Clairbone?«
    »Ich schätze, damit ist teuer oder billig gemeint. Ich möchte, daß sie beides bekommt. Alles. Aber

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