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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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entdeckte erst nach einer halben Umdrehung der Tür, daß sich Samantha nicht in seiner Nähe befand, machte eine ganze Drehung, streckte dort, wo er eingestiegen war, die Hand aus und faßte Samantha am Arm. Nachdem er sie in das keilförmige Segment hineingezogen hatte, in dem er sich befand, gelang es ihm auch, sie im richtigen Zeitpunkt wieder aus diesem Ding hinauszubefördern.
    Als Samantha sich nun im Inneren des Kaufhauses befand, stand sie einen Moment regungslos da, wie betäubt von dem, was sie hier sah. Für jemand, der vier Jahre in Santa Fe gelebt hatte, mußte Saks wie das Paradies auf Erden erscheinen. Hier gab es Waren, auf denen keine heulenden Coyoten abgebildet waren. Hier gab es Kleider, die nicht aus Pendleton-Decken angefertigt waren. Sie sah Verkäuferinnen, die nicht nur mexikanische Baumwollröcke und -blusen trugen und pfundweise Türkis- und Silberschmuck mit sich herumschleppten. Sie sah auch Leute, die sich schneller bewegten als Eidechsen in der heißen Mittagssonne, und Leute, die Schuhe trugen, die in keinerlei Hinsicht der Fußbekleidung von Cowboys ähnelten. Und was ihr besonders angenehm auffiel: Nicht eine einzige Lederfranse befand sich in ihrem Blickfeld.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte Mike, ihr Gesicht beobachtend, auf dem sich ein tiefes Staunen widerspiegelte, während ihre Augen wie die Judith-Leiber-Handtaschen in der Glasvitrine vor ihnen glänzten. Samantha vermochte ihn nur stumm anzusehen, weil sie viel zu betäubt war, um ein Wort sagen zu können.
    »Möchten Sie nicht ein bißchen was einkaufen?« Er mußte sich sehr beherrschen, um bei dieser rhetorischen Frage nicht in lautes Gelächter auszubrechen. »Ich glaube, der Aufzug befindet sich irgendwo dort hinten.«
    Als Samantha aus ihrer Trance erwachte, wurde sie sich wieder der Frauen in ihrer Umgebung bewußt, die sie von Kopf bis Fuß musterten. Sie war sich natürlich darüber im klaren, daß sie in dieser Umgebung in ihren Augen eine höchst blamable Erscheinung darstellte, aber vielleicht konnte sie in Mr. Taggerts Haus zurückgehen, sich umziehen und wieder hierherkommen. Mit dem Geld, daß sie sich erspart hatte, konnte sie sich ein neues Kleid leisten. Aber die Wahrheit war, daß sie kein Stück Garderobe besaß, das in modischer Hinsicht auch nur annähernd den Standard erreichte, den die Frauen in diesem schönen Laden bei einer weiblichen Person erwarteten.
    »Ich kann in diesem Aufzug unmöglich hier einkaufen«, flüsterte sie Mike zu.
    Dem Ausdruck seines Gesichtes nach zu urteilen, hatte er nicht verstanden, was sie zu ihm gesagt hatte. Zuweilen schien der Sprachunterschied zwischen Männern und Frauen so groß zu sein wie zwischen Chinesisch und Englisch. Wie konnte sie einem Mann begreiflich machen, daß eine Verkäuferin nichts mit einer Kundin zu schaffen haben wollte, der man ansehen konnte, daß sie die Waren, die ihr angeboten wurden, auch benötigte?
    »Sie sehen großartig aus«, sagte Mike und schob sie dann in die Tiefe des Ladens hinein.
    Da waren schöne, großgewachsene junge Frauen, die den angehenden Kundinnen Parfümproben anboten, aber sie brauchten nur einen Blick auf Samanthas streng nach hinten gekämmtes Haar und ihren scheußlichen alten Jogginganzug zu werfen, um von dem Angebot einer Parfümprobe abzusehen. Statt dessen wanderten ihre Augen von Mike zu Samantha und wieder zu Mike zurück, als wäre es ihnen unbegreiflich, daß sich ein so großartiger Typ wie er mit einer so grauenhaft angezogenen Vogelscheuche wie sie in der Öffentlichkeit sehen ließ.
    Mike mußte sie buchstäblich in den Aufzug am anderen Ende der Etage hineinschubsen, und Samantha versteckte sich hinter seinem Rücken, um möglichst nicht von den anderen Passagieren des Fahrstuhls gesehen zu werden.
    Sie hinter sich herziehend, stieg Mike dann im neunten Stock wieder aus und führte sie durch die Abteilung für Kinderbekleidung.
    »Wohin verschleppen Sie mich eigentlich?« fragte sie, sich vergeblich gegen seinen Griff stemmend. Ebensogut hätte sie versuchen können, einen Lastwagen mit einem Lasso zum Stehen zu bringen.
    »Ich bringe sie zu einer Freundin von mir. Nicht so sehr eine Freundin, sondern mehr eine Kusine.«
    Er schleppte sie nun durch ein Großraumbüro, bis er zu einem von gläsernen Wänden umschlossenen Raum kam, in dem eine junge Frau hinter einem Schreibtisch saß, die man zwar nicht als ausgesprochen schön, aber als auffallend hübsch bezeichnen konnte. Ihr Haar machte den

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