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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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weibliches Wesen mit moralischen Prinzipien verstehst. Sam könnte einen Pfarrer heiraten.«
    Pat legte die Hand über die Muschel, richtete die Augen gegen die Decke und flüsterte: »Vielen Dank«, und dann mit munterer Stimme in den Hörer: »Nimm sie mit zum Einkaufen. Zeig ihr die Geschäfte auf der Fifth. Nimm sie mit zu Saks. Deine Kusine Vicky ist Einkäuferin bei Saks.«
    »Ja?« Mike war nicht sehr begeistert. Er hatte zu viele Verwandte, um auch nur die Hälfte davon im Kopf zu behalten. »Und wer ist meine Kusine Vicky?«
    »Du weißt sehr wohl, daß sie die jüngste Tochter von Jeanne Taggert und Aria ist. Wenn deine junge Dame New York noch immer nicht mag, nachdem sie Saks besucht hat, nimmst du sie mit auf einen Bummel auf der Madison Avenue. Beginne bei der Einundsechzigsten Straße und gehe hinauf bis zu den Achtzigsten und laß sie alle Schaufenster dazwischen ansehen.«
    Mike lachte. »Besonders die Schaufenster der Juweliergeschäfte? Um ihr vielleicht ein oder zwei Brillantringe zu kaufen? Verrate mir mal, Mom, mit wieviel Frauen hast du mich in meinem kurzen Leben bereits verheiratet?«
    »Mindestens mit sechs«, erwiderte Pat ebenfalls lachend.
    Mikes Stimme wurde nun ernst: »Mom, du und Dad seid glücklich verheiratet, nicht wahr?«
    Bei dem ernsten Ton seiner Stimme setzte Pats Herz einen Schlag lang aus, denn etwas bekümmerte ihr Kind. »Natürlich sind wir das, mein Darling.«
    »Samantha - so heißt sie nämlich - sagt, daß jede Frau, die länger als zwei Jahre mit dem gleichen Mann verheiratet sei, eine sehr hohe Schmerztoleranz besäße. Du glaubst doch nicht, daß das zutrifft, nicht wahr?«
    Nach einem vergeblichen Versuch, ihr Lachen zu unterdrücken, mußte Pat es freigeben. Selbst als Mike immer wieder »Mom, Mom!« rief, konnte sie nicht damit aufhören. Selbst als sie merkte, wie Mike frustriert den Hörer auf die Gabel warf, konnte sie mit ihrem Gelächter nicht aufhören.
    Mike legte tatsächlich auf, mehr als ein bißchen ärgerlich auf seine Mutter, ja, auf alle Frauen. Wenn sie glaubten, daß die Ehe mit einem Mann so schrecklich wäre, warum versuchten sie dann alle, unter die Haube zu kommen? Alle bis auf Samantha allerdings, dachte er. Aber vielleicht war ihr Sträuben auch nur Theater.
    Lächelnd ging er in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Für Samantha würde er einen Anzug mit Krawatte wählen. Vielleicht würde er sogar diese italienischen Schuhe anziehen, die seine Schwester für ihn ausgesucht hatte.
    Fünfundvierzig Minuten später kam er geduscht, rasiert und angekleidet aus dem Schlafzimmer, blickte sich prüfend im Flurspiegel an und zog seine Krawatte glatt. Nicht übel, dachte er bei sich, gar nicht so übel.
    »Sam!« rief er die Treppe hinauf. »Sind Sie soweit?« Er mußte noch zwei Minuten warten, ehe sie die Treppe herunterkam, aber als er sie sah, lächelte er und bot ihr seinen Arm an.
    *
    Als Samantha sah, wie Mike angezogen war, wollte sie am liebsten sterben. Sich einfach hinsetzen und sterben. Sie hatte davon geträumt, ihn in Verlegenheit zu setzen, ihn dazu zu bringen, daß er sich weigerte, sich in diesem Aufzug mit ihr in der Öffentlichkeit sehen zu lassen - das würde ihr Ex-Gatte ihr erklärt haben, wenn sie in ihren Gymnastik-Klamotten vor ihm erschienen wäre -, und deshalb hatte sie einen alten rosafarbenen Jogginganzug aus ihren Kartons herausgesucht, der an einigen Stellen bereits durchgescheuert war und an anderen weitgehend seine ursprüngliche Farbe verloren hatte. Das Oberteil war vorn mit einem Slogan versehen, der folgendermaßen lautete: »Erst stellt er mich auf ein Podest, und nun verlangt er, daß ich es abstaube.«
    Als Samantha in ihrem Anzug auf dem oberen Treppenabsatz stand und auf Mike in seinem wunderschönen dunklen Anzug hinunterblickte, wußte sie, daß sie in ihrem Leben noch keinen besser aussehenden Mann getroffen hatte. Zumindest hatte ihr Vater diesmal bei der Wahl der Männer, die er für sie aussuchte, eine glücklichere Hand bewiesen als bei Richard.
    Mit einem Blick in Mikes Augen erkannte sie, daß es ihm nicht einmal peinlich sein würde, mit ihr zusammen gesehen zu werden. Tatsächlich war sie sich nicht sicher, ob er sich überhaupt bewußt war, daß das, was sie trug, eine ganz und gar unmögliche Garderobe war. Sie anlächelnd, als würde er sich sogar darauf freuen, mit ihr zusammen ausgehen zu können, bot er ihr seinen Arm an.
    »Ich kann nicht...«, begann Samantha. »Ich muß noch . ..«

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