jennissimo (German Edition)
jedem von ihnen Freude und Glück gebracht hatte.
Violet kam glücklich und erschöpft nach Hause. Der Tag war sehr emotional, aber wunderschön gewesen. Jenna hatte entschieden, all ihre Ideen in die Tat umzusetzen.
Ausnahmsweise betrat sie ihre Wohnung, ohne an Cliff denken zu müssen. Ihr Körper heilte genauso wie ihre Seele. Noch war sie nicht vollkommen gesund, aber es würde nicht mehr lange dauern.
Nachdem sie die Schuhe von den Füßen geschleudert hatte, ging sie in die kleine Küche. Dank Jenna gab sie sich inzwischen längst nicht mehr mit Tiefkühlgerichten zufrieden. Stattdessen nahm sie frische Tomaten und die Muscheln aus dem Kühlschrank, die sie am Tag zuvor gekauft hatte. Die wollte sie in Butter und Knoblauch sautieren und mit Spaghetti, Tomaten-Basilikum-Soße und einem grünen Salat servieren. Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Verkäufer eines exklusiven Weinladens hatte sie zwei Chardonnays ausgewählt und einen Merlot zum Probieren.
Gerade als sie anfing, den Salat zu waschen, klopfte es an ihre Tür. Sie zuckte zusammen, instinktiv breitete sich Angst in ihr aus. Doch dann holte sie tief Luft, straffte die Schultern und ging zur Tür. Cliff war wieder in Illinois, das hatte Marshall ihr versichert. Sie war in Sicherheit. Und noch besser, sie fühlte sichstärker als jemals zuvor. Und irgendwann würde sie diese kurzen Panikanfälle auch noch überwinden.
Sie blickte durch den Spion, dann riss sie überrascht die Tür auf und ließ Dragon herein.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie. „Solltest du nicht in San Francisco sein?“
Er sah müde und zerknautscht, aber noch immer fantastisch aus. In einer Hand hielt er einen Kleidersack, in der anderen eine Aktentasche. Als er ihren Blick bemerkte, schüttelte er den Kopf.
„Ich ziehe nicht ein. Ich habe mir ein Hotelzimmer genommen, aber ich wollte dich sehen. Ich musste dich sehen.“
Eine Dringlichkeit lag in seinen Worten und in seinem Blick.
„Wieso?“, fragte sie verwirrt.
Er ließ das Gepäck auf den Boden fallen. „Ich habe dich vermisst, Violet. Ich habe alles an dir vermisst.“
„Du kennst mich doch kaum.“
Er lächelte schief. „Na schön. Dann vermisse ich eben das, was ich von dir kenne.“ Er atmete tief durch. „Ich bin wegen eines Vorstellungsgesprächs hier. Besser gesagt: wegen drei Vorstellungsgesprächen.“
Natürlich hätte sie ihn bitten sollen, sich zu setzten oder eine Flasche Wein aufzumachen oder was auch immer, aber sie konnte sich einfach nicht rühren.
„Ich verstehe nicht.“
„Ich möchte hierherziehen. Wahrscheinlich werde ich wohl eher in Austin als in Georgetown arbeiten. Aber das wäre noch immer nah genug, richtig?“
„Ich verstehe nicht.“
Sein Lächeln wurde breiter. „Das sagtest du bereits.“
„Ich weiß, aber ich verstehe es trotzdem nicht. Warum willst du deinen Job kündigen?“
„Weil ich mit dir zusammen sein möchte und Fernbeziehungen bescheuert finde.“
Sie sank auf ihr Sofa und rang nach Luft. Dragon wollte mitihr zusammen sein? Das war wohl ein Scherz?
Er setzte sich neben sie. „Bitte sag jetzt nicht, dass du nicht verstehst.“
„Aber ich verstehe es nicht! Niemand zieht Tausende von Meilen in eine andere Stadt wegen einer Frau, die er gerade dreimal gesehen hat.“
„Es war öfter als dreimal.“ Er beugte sich vor. „Ich möchte dich besser kennenlernen. Ich möchte Zeit mit dir verbringen. Und das geht nur, wenn ich in derselben Stadt wie du bin.“
Sie hörte jedes Wort, und einzeln betrachtet ergab auch jedes einen Sinn. Doch zu Sätzen zusammengefügt, hätte er genauso gut Klingonisch sprechen können.
„Und wenn es nicht funktioniert?“, fragte sie. „Dann hast du dein ganzes Leben umsonst umgekrempelt.“
„Das Risiko gehe ich gern ein.“
Er klang, als ob er es ernst meinte. Als sie in seine dunklen Augen sah, entdeckte sie Aufrichtigkeit darin, ein Versprechen und eine Menge Gefühle, die sie nicht zu benennen wagte.
„Das ist verrückt“, sagte sie, sprang auf und starrte ihn an. „Hast du nicht gehört, was ich dir über meine Vergangenheit gesagt habe? Das war kein Scherz, Dragon! Ich war eine Prostituierte. Ich habe keine Ahnung, mit wie vielen Männern ich geschlafen habe. Und ich war drogenabhängig.“
Zwar hatte sie dieses Leben ohne ernsthafte Krankheiten und nur mit ein paar gebrochenen Knochen hinter sich gelassen. Aber trotzdem war ihre Vergangenheit noch immer da.
„Du bist Anwalt“, fuhr sie
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