jennissimo (German Edition)
lachte. „Die einzigen Probleme, die man gern hat.“ Sie sah ihre Tochter forschend an. „Erzähl mir von Violets Verabredung.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Es ist ein erstes Date. Er arbeitet in der Finanzbranche, und sie ist etwas nervös, weil er eigentlich nicht ihr Typ ist. Offenbar zieht Violet die bösen Jungs den anständigen vor.“
„Viele Frauen tappen in diese Falle. Aber sie versucht wenigstens mal was Neues.“ Beth füllte die übrig gebliebenen Kekse in kleinen Tütchen. „Du könntest dich ruhig auch mal wieder verabreden.“
Jenna war nicht überrascht. „Beeindruckend! Ich bin schon fast drei Monate wieder zu Hause, und das ist das erste Mal, dass du so was sagst.“
„Ich wollte dir Zeit lassen.“
„Und die ist jetzt abgelaufen?“
Beths Mundwinkel zuckten. „Ja, allerdings. In der Bank deines Vaters arbeiten einige nette junge Männer. Aber wenn du nicht mit jemandem ausgehen willst, der ihm hinterher Bericht erstattet, was ich verstehen könnte, dann gibt es doch noch deine Kunden. Alleinstehende Männer mit besten Zukunftsaussichten.“
Jenna trat auf ihre Mutter zu und nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Ich hab dich lieb, Mom, aber bitte misch dich nicht in mein Liebesleben ein.“
„Irgendjemand muss doch was tun! Du tust ja nichts anderes als arbeiten.“
„Mein Laden ist gerade mal ein paar Tage alt. Lass mich den doch erst mal zum Laufen bringen, bevor ich mich um anderes kümmere.“
„Du musst hier mal raus und wieder anfangen, richtig zu leben. Es muss ja nicht gleich was Ernstes sein, aber geh wieder aus! Aaron war ein Charmeur, so viel steht fest, aber wie meine Großmutter sagen würde: Mit ihm hast du auf das falsche Pferd gesetzt. Such dir ein besseres.“
Jenna musste an Violets Bekannten denken. Den Arzt, der nie eine feste Beziehung führte und gut im Bett sein sollte. Aber damit wollte sie ihrer Mutter gar nicht erst kommen.
„Ich denke ja darüber nach“, gab sie zu. „Violet ist der Ansicht, dass ich einen Übergangsmann brauche.“
„Das stimmt“, sagte Beth nachdenklich, während sie eine Kekstüte in ihre Handtasche gleiten ließ.
„Weißt du überhaupt, was ein Übergangsmann ist?“
„Ich habe Kabelfernsehen. Ich kenne mich aus.“
Jenna lachte. „Ganz sicher kennst du dich besser aus als ich!“ Sie wurde wieder ernst. „Ich weiß, dass ich ausgehen sollte. Aber ich möchte nach wie vor meine große Liebe treffen. Ichwill eine Familie haben. Meine biologische Uhr tickt, gleichzeitig möchte ich aber keinen Fehler mehr machen. Ich dachte immer, ich könnte eines Tages dasselbe haben wie du und Dad.“
„Jede Beziehung ist anders.“
„Aaron jedenfalls war eine schlechte Wahl, das weiß ich jetzt. Mir tut es nicht leid, dass wir uns scheiden lassen, ich möchte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Aber die ganze Zeit mit ihm ist verloren, und ich kann die Uhr nicht zurückdrehen.“
„Du bist zweiunddreißig. Du hast noch jede Menge Zeit.“
„Aber so fühlt es sich nicht an. All meine Freundinnen von der Highschool sind verheiratet und haben Kinder.“
„Du bist einen anderen Weg gegangen. Du wolltest Karriere machen.“
Merkwürdig genug, wo doch Beth ihr Leben lang Hausfrau gewesen war: Jenna hatte ihre Mutter immer geliebt und nie das Gefühl gehabt, gegen sie rebellieren zu müssen. Aber vielleicht war sie einfach anders.
„Du wirst dein eigenes Happy End bekommen“, verkündete Beth. „Für jeden Menschen ist ein anderer Weg der Richtige. Wir alle schließen Kompromisse.“
„Du nicht. Du wolltest immer Ehefrau und Mutter sein, und das bist du geworden.“
„Ich wollte mehr Kinder haben“, sagte Beth. „Ich wollte eine große Familie.“
Beth hatte als junges Mädchen einen Reitunfall gehabt und war so schwer verletzt worden, dass sie nie eigene Kinder hatte haben können. Was sie Marshall bei ihrem dritten Date gestanden und ihm tapfer erklärt hatte, dass sie verstehen könne, wenn er sie deswegen nicht mehr sehen wolle. Ein Mann wie er wollte bestimmt eigene Söhne haben.
Jenna hatte diese Geschichte schon mindestens ein Dutzend Mal gehört. Marschall hatte Beth in die Arme genommen, ihre Tränen weggewischt und ihr gesagt, dass er sie liebe. Dass sie eben Kinder adoptieren würden. Weniger als sechs Monate nach ihrer Hochzeit hatten sie Jenna bekommen.
„Du hättest noch andere Kinder adoptieren sollen.“ Jenna strich ihrer Mutter sanft über den Arm.
„Im Nachhinein betrachtet
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