jennissimo (German Edition)
er sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen, seine Augen leuchteten auf. Er ging ihr eilig entgegen.
„Hi“, sagte er. „Du bist also gekommen.“
„Bin ich.“
„Du siehst umwerfend aus! Ich wusste ja, dass du sehr schön bist, aber ich hatte schon befürchtet, dass es vielleicht am Glanz der Oliven lag. Weit gefehlt.“
Sie spürte ihre Wangen heiß werden und brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie tatsächlich rot wurde. Das war ihr zum letzten Mal vielleicht mit elf passiert.
„Danke.“
„Sollen wir?“, fragte er und deutete in den Raum. „Ich war optimistisch genug, einen Tisch für uns zu reservieren.“
Sie nickte.
Er legte eine Hand auf ihren unteren Rücken; sie konnte die Wärme spüren, die sie ausstrahlte. Normalerweise versuchten die Männer auf diese Weise einfach nur, ihren Hintern anzufassen, doch Cliffs Hand bewegte sich nicht.
Sie wurden zu einem Ecktisch geführt. Ein schönes Restaurant mit weißen Wänden und dunkler Decke. Ventilatoren drehten sich bedächtig über ihnen.
„Warst du schon einmal hier?“, fragte Cliff. „Kollegen haben es mir empfohlen. Das Essen soll hervorragend sein. Und es gibt eine große Auswahl.“ Sein Gesicht wurde ernst. „Sag mir, wenn ich zu viel rede.“
Violet wusste nichts zu entgegnen. Wie konnte jemand wie sie einen Mann wie ihn nervös machen?
Der Kellner kam an den Tisch, ein großer Mann Mitte zwanzig. Sein Blick ruhte so lange auf ihr, dass sie ganz zappelig wurde. Wusste er es? Würde er Cliff verraten, dass sie nicht in ein solches Restaurant gehörte?
„Guten Abend“, sagte er stattdessen. „Willkommen im Wildfire! Wir haben heute Abend drei besondere Empfehlungen.“ Er zählte sie auf und nahm dann die Getränkebestellung entgegen.
Cliff entschied sich für Scotch auf Eis. Violet stand der Sinn nach einem ungefährlicheren Getränk, deswegen bat sie um ein Glas Hauswein.
Als sie sich wieder zu Cliff umwandte, entdeckte sie, dass er sie anstarrte.
„Was?“, fragte sie und fasste sich ans Haar.
„Ich kann nicht glauben, dass du wirklich hier bist! Hast du gesehen, wie der Kellner dich angestarrt hat? Er findet dich atemberaubend. Warum bist du nicht mit irgendeinem reichen Typen verheiratet, dem halb Texas gehört?“
„Wir waren eine Weile zusammen, bis er mir auf die Nerven ging.“
Cliff lachte. „Gut für mich. Also Violet vom Olivenregal, erzähl mir von dir.“
„Ich arbeite hier in Old Town, in einem Laden namens Grate Expectations.“ Sie buchstabierte Grate. „Er ist ganz neu. Meine Chefin ist fabelhaft, sie hat allerdings keine Erfahrung im Einzelhandel. Die Arbeit macht viel Spaß, wir sind ein gutes Team. Und was ist mit dir? Auf deiner Karte steht, dass du in der Finanzbranchebist. Was heißt das?“
„Ich arbeite für Firmen, die an die Börse gehen wollen.“
Kurz erklärte er den Unterschied zwischen Stamm- und Vorzugsaktien, brach aber ab, als der Kellner mit ihren Getränken kam.
„Haben Sie entschieden?“
„Nein“, sagte Cliff. „Ich kann einfach nicht den Blick von ihr losreißen.“
„Verständlich“, schmunzelte der Kellner. „Ich lasse Ihnen noch ein paar Minuten.“
Violet war geschmeichelt, aber auch ein wenig verwirrt. Sie wusste, dass sie hübsch war, wenn sie auch nicht gerade einem konventionellen Schönheitsideal entsprach. Doch Cliff schien sie tatsächlich faszinierend zu finden. So benahmen sich normale Männer also? Vielleicht war sie an Komplimente nicht gewöhnt, weil ein Typ, der für Sex bezahlte, sich natürlich wenig Mühe gab.
Sie trank einen Schluck Wein. „Du sagtest, du bist neu in der Stadt.“
„Ja. Ich habe vorher in Chicago gelebt und davor in Boston.“
„Vermisst du den Schnee?“
„Nicht eine Sekunde lang. Und was ist mit dir?“
„Ich bin jetzt schon seit ein paar Jahren in der Gegend um Austin. Was machst du in deiner Freizeit?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ziemlich normales Zeug.“
„Schaust du gern Sport?“
„Football und Baseball.“
„Gute Wahl“, erklärte sie.
„Danke. Außerdem reise ich gern. Ich plane alle paar Jahre eine große Reise. Nächstes Frühjahr möchte ich nach Thailand. Dort soll es wunderschön sein. Und ich mag Wein.“ Er zeigte mit dem Kinn auf ihr Glas. „Warst du mal in Santa Barbara?“
„Nein.“
„Ich war vor ein paar Jahren dort. Mit dem Auto von Chicago aus, da habe ich viel von unserem Land gesehen. Dann habeich meinen Kofferraum mit Wein vollgepackt und bin wieder nach
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