jennissimo (German Edition)
für ein Glück, dass sie damals mich ausgewählt haben.“
„Wo wir gerade von Glück sprechen … oder davon, glücklich zu werden …“
Jenna lachte. „Geht es um dein Date am Dienstag?“
„Nein, es geht eher um einen bestimmten Arzt, den ich kenne. Ich habe lange nicht mehr an ihn gedacht, aber als ich ihn gestern Nacht im Three-Legged Willie’s gesehen habe, musste ich an dich denken.“
Jenna wich mit erhobenen Händen zwei Schritte zurück. „Nein, danke.“
„Ich habe doch noch gar nichts vorgeschlagen.“
„Aber das wirst du.“
„Er wäre der perfekte Übergangsmann“, erklärte Violet. „Er ist attraktiv, witzig und weltgewandt. Und das Beste: Er ist ein totaler Frauenheld und will keine ernsthafte Beziehung. Wie man so hört, soll er fantastisch im Bett sein. Er hat also alles, was einen Übergangsmann perfekt macht.“
Jenna wand sich unbehaglich. „Ich denke nicht.“
„Wieso nicht?“
„Er hat zu viel Erfahrung. Ich möchte nicht mit anderen Frauen verglichen und als schlechter befunden werden. Könnte ich nicht mit jemandem anfangen, der schon dankbar ist, dass ich überhaupt in Betracht ziehe, mit ihm zu schlafen?“
Violet lachte. „Ihr würdet wirklich super zusammenpassen.“ Jenna wollte Violet schon darauf hinweisen, dass sie keinen Scherz gemacht hatte, entschied sich aber dagegen.
„Kann ich ihm deine Nummer geben?“
Jenna zögerte, holte tief Luft und nickte dann. „Ich kann’s kaum erwarten“, log sie.
6. KAPITEL
H aben Sie schon die Kekse probiert?“ Beth reichte das Tablett herum. „Die sind mehr als köstlich. Wenn Sie mal einen schlechten Tag haben, werden Sie sich danach sofort besser fühlen. Ich glaube, die können fast jedes Wehwehchen kurieren.“ Sie lächelte strahlend. „Meine Tochter hat sie gemacht. Und nein, von mir hat sie das Talent nicht. Leider.“
Jenna grinste in sich hinein und tippte einen weiteren großen Einkauf in die Kasse. Beth war eingesprungen, damit Violet rechtzeitig nach Hause gehen und sich für ihre Verabredung mit diesem Finanztypen umziehen konnte. Ihre Mutter war die beste PR-Frau der Welt. Bisher hatte sie zwei der teuersten Mixer, ein komplettes Topfset und drei Keurig-Kaffeemaschinen verkauft.
Die beiden Frauen, mit denen Beth gerade sprach, probierten jeweils einen Keks. Ihren winzigen, höflichen Bissen folgte ein so lautes Aufstöhnen, dass Jenna im Innersten erschauerte. Es war einfach herrlich, wenn sie die Leute mit ihren Künsten so begeistern konnte.
Schokoladenduft von der Backstunde am Morgen hing noch im Raum, darunter mischte sich der süße Duft von Beeren, die sie gerade püriert hatte. Frucht und Schokolade war immer eine siegreiche Kombination.
Auf einmal verspürte sie den Drang, Crêpes zu machen. Oder vielleicht Schokoladen-Cannoli mit einer Fruchtcreme-Füllung.
„Gibt es dafür ein Rezept?“, fragte die größere Frau.
„Ja.“ Beth beugte sich vor und senkte die Stimme. „Sogar noch besser – es gibt Tüten an der Kasse mit den abgewogenen Zutaten. Sie müssen nur Eier und Butter zu Hause haben. Ist das nicht großartig? Sie können diese Kekse noch heute Abend backen. Ich jedenfalls werde genau das tun. Mein Mann ist ganz verrückt nach ihnen.“
Die beiden Frauen drehten sich um und sahen Jenna an. Alssie ihrem Kunden das Wechselgeld gegeben hatte, hob sie die beiden Tüten in die Höhe.
„Sprichst du von denen?“, fragte sie unschuldig. „Von den Keksen? Wir haben fast keine mehr auf Lager.“
„Ich nehme drei“, sagte die kleinere Frau energisch. „Nächste Woche kommen meine Enkel zu Besuch.“
Jenna tippte die Verkäufe ein, dann sah sie auf die Uhr. Es war fast sechs Uhr abends. Als die Frauen gegangen waren, eilte sie zur Tür, drehte das Schild um und schloss ab.
„Wir sind fertig.“
Beth trug das Tablett in die Küche und stellte es auf dem Tresen ab. „Bist du nicht vollkommen erledigt? Ich weiß nicht, wie du das jeden Tag hinkriegst.“
„Das ist auch nicht anstrengender, als in einem Restaurant zu arbeiten.“
„Mir kommt es sehr anstrengend vor. Du hast nicht eine Minute Pause gemacht. Ich glaube, du musst eine Teilzeitkraft einstellen.“
„Ich weiß.“ Der Gedanke gefiel ihr. Nach der ersten desaströsen Woche hatte sie schon befürchtet, nicht mal genug Geld zu verdienen, um die Stromrechnung bezahlen zu können. Und jetzt kam sie der Arbeit kaum noch hinterher.
„So viele Kunden zu haben könnte man wohl ein Luxusproblem nennen.“
Beth
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