jennissimo (German Edition)
viel hat sie dir erzählt?“
Er wirkte verwirrt. „Worüber?“
„Über die Adoption. Über unsere Beziehung.“
„Oh.“ Er entspannte sich wieder. „Dass sie dich zur Adoption freigegeben hat, als sie ein Teenager war, und vor Kurzem wieder in dein Leben getreten ist.“
Jenna hatte den Eindruck, dass er noch viel mehr wusste, wollte es aber gar nicht so genau wissen.
Als die Kellnerin kam, bestellten sie Wein.
„Warum hattest du keine Verabredungen?“, fragte Jenna schließlich. „Kann nicht an mangelnder Gelegenheit liegen.“
„Danke für das Kompliment. Ich schätze, es gibt mehrere Gründe. Zum einen verabrede ich mich nicht mit Patientinnen.“
„Damit brichst du aber eine Menge Herzen in der ganzen Stadt.“
„Ein paar Frauen haben aus diesem Grund meine Praxis verlassen“, gab er zu. „Aber ich war an keiner ernsthaft interessiert.“
„Also interessieren dich manche Patientinnen schon?“
„Überhaupt nicht.“
„Es klang so.“
Seine Zähne blitzten weiß, als er grinste. „Du versuchst, mir einen Strick zu drehen.“
„Macht irgendwie Spaß. Du kommst mir so perfekt vor.“
„Weit gefehlt.“
„Oh bitte! Studium in Harvard, aber das war dir zu konventionell, also hast du ein paar Jahre in China studiert. Du bist sportlich, spirituell, hast ein Kind, kannst fantastisch massieren, denkst ganzheitlich, aber du isst Fleisch. Perfekter kann man gar nicht sein.“
„Viele Frauen betrachten meinen Sohn als ein Manko.“
„Viele Frauen würden ihn als Bonus betrachten.“
Als die Kellnerin mit den Getränken kam, sagte Ellington, dass sie noch ein paar Minuten bräuchten, bevor sie bestellten.
Jenna nippte an ihrem Wein und studierte ihn. Sie genoss es, ihn aufzuziehen, zumal sie das Gefühl hatte, dass er sie richtig verstand.
„Ich bin weit davon entfernt, perfekt zu sein“, sagte er, als sie wieder allein waren. „Erstens bin ich geschieden.“
„Ich auch.“
„Meine Ehe ging den Bach runter, weil ich zu viel gearbeitet habe. Ich habe meine Zeit lieber mit Patienten verbracht als mit meiner Frau. Oder ich war auf Reisen.“
„Lag das an dir, oder habt ihr euch einfach nicht so gut verstanden?“
„Beides. Es ist schwer, eine Beziehung zu führen, wenn man ständig auf Reisen ist. Selbst nach Isaiahs Geburt war ich jedes Jahr ein paar Monate in Indien. Ich hielt das, was ich tat, für wichtiger als alles andere.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich nichts für das Ende meiner Ehe konnte.“
„Was geschah dann?“
„Sie hat mich verlassen und meinen Sohn mitgenommen. Zuerst habe ich einfach so weitergemacht wie immer, aber eines Tages wurde mir klar, dass ich Verantwortung für Isaiah hatte. Dass ich ihn bewusst in die Welt gesetzt hatte und dasser mich brauchte. Als ich meinen Sohn öfter sehen wollte, war sie nicht einverstanden. Ich schätze, damit wollte sie mich für meine Gefühllosigkeit bestrafen, und ich kann es ihr nicht wirklich verübeln.“ Er zuckte die Achseln. „Leider hat Isaiah darunter auch gelitten.“
Jenna starrte ihn an. „Aber das alles muss sich geändert haben. Schließlich hat er gestern bei dir übernachtet.“
„Nicht nur gestern. Er lebt bei mir. Vor ungefähr einem Jahr kam sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und ich wurde Vollzeit-Dad. Es war ein schweres Jahr für ihn. Er war erst sechs. Es war für uns beide nicht leicht.“
Jenna konnte sich nicht vorstellen, wie ein kleiner Junge so etwas überstehen sollte. „Wie geht es ihm jetzt?“
„Er blüht regelrecht auf.“ Stolz erfüllte seine Stimme. „Ich habe ein Haus in der Nähe seiner Schule gekauft, damit er seine Freunde behalten kann. Meine Mom ist bei uns eingezogen, und meine Exschwiegermutter wohnt um die Ecke. Wir teilen uns die täglichen Pflichten. Ich habe aufgehört zu reisen und eine eigene Praxis im Healing Center eröffnet.“
„Also hast du es hingekriegt, wieder eine Beziehung zu ihm aufzubauen.“
„Es hat eine Weile gedauert, aber ja. Wir unternehmen alles Mögliche zusammen. Und wir haben eine Abmachung: dass ich immer rechtzeitig zu Hause bin, um ihn ins Bett zu bringen.“ Er grinste. „Es bedurfte einer Sondergenehmigung für heute Abend.“
„Bitte richte ihm aus, dass ich ihm für seine Großzügigkeit danke.“
„Ich habe den Eindruck, dass ich auch weiterhin mit ihm über dieses Zeremoniell verhandeln muss.“ Er sah ihr in die Augen. „Im vergangenen Jahr war das gar kein Problem,
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