jennissimo (German Edition)
bekommen wir Wolle. Und in der Scheune stelle ich Käse her.“ Sie lächelte. „Zum Verkaufen. Wir essen ja eigentlich keinen. Nun, ab und zu mal.“
„Ich bin schockiert.“
Serenity lachte. „Jeder hat seine dunklen Geheimnisse. Komm mit.“
Sie gingen durch die Hintertür nach draußen, wo mehrere Golfwagen an Aufladestationen angeschlossen waren. Serenity deutete auf einen Wagen, zog den Stecker und setzte sich hinters Lenkrad. Jenna glitt neben sie auf den Sitz.
„Ich dachte, wir machen eine kleine Besichtigungstour vor dem Abendessen.“ Serenity fuhr über einen unbefestigten Pfad auf die Weinberge zu.
„Tom und ich waren noch keine dreißig, als wir das hier alles gekauft haben. Land war damals noch relativ billig, deswegen kauften wir so viel dazu, wie wir nur konnten.“ Sie lächelte, während sie über den Weg holperten. „Wie auch immer, Wein herzustellen ist eine Kunst, die wir nie wirklich beherrscht haben. Wir füllen acht- oder neunhundert Kisten pro Jahr ab, aber die meisten unserer Trauben werden von den großen Weingütern in dieser Gegend abgekauft. Das macht unser Geschäft profitabler.“
Sie fuhr um die Merlot-Trauben herum, bog dann links ein und steuerte auf das ursprüngliche Wohnhaus zu.
„Das schauen wir uns morgen an. In der Weinstube gibt es ein gutes Mittagessen. Und manche der neuen Weine sind wirklich sehr beeindruckend. Wolf scheint, was Wein betrifft, mehr Talent zu haben als Tom oder ich.“ Sie seufzte. „Ich wünschte, Dragon würde sich auch dafür interessieren.“
Jenna dachte daran, was ihr kleiner Bruder ihr erzählt hatte. „Ich denke, er hat schon vor einiger Zeit seinen Weg gefunden.“
„Da hast du wohl recht. Er war sehr eigenwillig, sogar schon vor seiner Geburt. Das habe ich von Anfang an gewusst.“
Jenna presste die Lippen zusammen, um nicht zu fragen, woher. Langsam gewöhnte sie sich an Serenitys Sicht der Dinge, manchmal gefiel sie ihr sogar. Sie genoss den blauen Himmel, die warme Brise und die Schönheit der Landschaft.
„Wir arbeiten gerade an neuen Etiketten für die Flaschen“, verkündete Serenity, nachdem sie im Schatten geparkt hattenund auf die sanft geschwungenen Weinberge zugingen. „Wir werden uns die Entwürfe ansehen, während du hier bist. Ich würde gerne deine Meinung dazu hören.“
„Aber ich habe doch gar nichts zu sagen“, protestierte Jenna automatisch.
„Du gehörst zur Familie.“
Statt zu antworten, lächelte sie nur. Technisch betrachtet gehörte sie zur Familie. Sie war ein biologisches Mitglied – die Schwester von Wolf und Dragon. Aber von der gemeinsamen DNS einmal abgesehen hatte sie nicht das Gefühl, zu ihnen zu gehören.
„Geht es dir gut?“, fragte Serenity.
„Nur ein bisschen müde von der Reise.“
„Dann bringe ich dich zurück, damit du dich vor dem Abendessen noch etwas ausruhen kannst.“
Jennas Zimmer war genauso schön wie der Rest des Hauses. Groß, mit hohen Decken und einem herrlichen Blick auf die Weinberge. Etwas irritierend war jedoch das Schmetterlingsmotiv. Schmetterlinge waren auf die Tagesdecke gedruckt und in die Kommode geschnitzt.
Nachdem sie in dem angrenzenden Badezimmer geduscht und sich angezogen hatte, rief sie Violet an, um zu fragen, ob bei Grate Expectations alles in Ordnung war. Kaum hatte sie aufgelegt, da klopfte es an die Tür.
Als sie öffnete, lehnte Dragon am Türrahmen.
„Bist du mein inoffizieller Reiseführer?“, zog sie ihn auf.
Er grinste. „Ich bin der Normalste hier, also ja. Ich bin hier, um dir sämtliche Absonderlichkeiten der Familie zu erklären, die man sich nur vorstellen kann, und auch ein paar unvorstellbare. Heute Abend kochen wir mexikanisch. Fajitas.“
„Ich liebe Fajitas.“
„Unsere sind anders.“
„Inwiefern?“
Er hob die Augenbrauen.
Sie ging im Geiste die Zutatenliste durch. „Oh.“
„Ganz genau. Das Fleisch wird durch Portabella-Pilze ersetzt. Käse gibt es leider auch keinen. Ansonsten aber jede Menge frisches Gemüse, die Guacamole wird dich umhauen, und meine sehr süße, hundertprozentig natürliche Schwägerin macht eine Mörder-Margarita. Somit schlage ich vor, dass wir uns betrinken und die Stunden zählen, bis wir wieder Hühnchen essen dürfen.“
Sie lachte. „Einverstanden.“
„Gut. Ich habe die Route zum Flughafen nämlich bereits ausgearbeitet. Ich kenne ein kleines Restaurant, da bekommt man die unglaublichsten Grillhähnchen.“
Die anderen saßen schon alle in der Küche.
„Fühlst
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