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jennissimo (German Edition)

jennissimo (German Edition)

Titel: jennissimo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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war mitfühlend, aber wenig überrascht. Natürlich sah er so was jeden Tag. Man musste nicht arbeitslos oder arm sein, um misshandelt zu werden.
    Violet versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Der Schmerz in ihrem Kopf war schlimmer als alles, was sie je zuvor erlebt hatte. Der Pfleger hatte versprochen, eine Infusion mit Schmerzmitteln aufzuhängen, sobald feststand, dass sie keine ernsthafte Kopfverletzung hatte. Von dem geschwollenen Kiefer, dem blauen Auge und den Prellungen von ihrem Sturz einmal abgesehen.
    Bald ist es nicht mehr so schlimm, sagte sie sich. Wenn sie erst mal Schmerzmittel bekam, würde es ihr sofort besser gehen.
    „Wir werden ihn finden“, sagte der Polizist. „Und er wird sich dafür verantworten müssen.“
    Violet nickte vorsichtig.
    „Das ist gut“, sagte sie, obwohl sie es besser wusste. Er würde verhört und wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Niemand konnte ihn davon abhalten, wieder vor ihrer Tür zu stehen.
    Bestimmt hat es schon andere Frauen erwischt, dachte sie traurig. Er war viel zu leicht und zu schnell ausgerastet, bestimmt war das schon öfter geschehen. Andere Frauen hatten dasselbe durchgemacht wie sie. In dem Fall konnte sie nur hoffen, dass die Polizei dahinterkam.
    Wie immer hatte ihr Bauchgefühl sie getäuscht. Doch verglichen damit, was er ihr angetan hatte, standen die anderen Versager in ihrem Leben ziemlich gut da. Offensichtlich musste sie sich grundsätzlich von Männern fernhalten und einfach akzeptieren, dass sie allein bleiben würde. Hoffentlich musste sie nicht auch noch seinetwegen Georgetown verlassen.
    Sie schloss die Augen. Ihr Körper würde wieder heilen, doch was ihre Seele betraf, war sie sich nicht so sicher. Das dauerte mit Sicherheit viel länger.
    Der Pfleger kam zurück. „Wir behalten Sie zur Beobachtung über Nacht hier, doch so wie es aussieht, ist ihr Kopf in Ordnung. Sie haben nur eine riesige Beule.“ Er hängte die Infusion auf und bot ihr etwas zu essen an.
    „Ich bin nicht hungrig“, sagte Violet. „Vielen Dank.“
    „Stört es Sie, dass ich ein Mann bin?“, fragte er. „Soll ich miteiner der Schwestern tauschen?“
    Unerwartete Tränen füllten ihre Augen. Sie war auf seine Freundlichkeit nicht vorbereitet. Beim letzten Mal war sie vielleicht neunzehn und mit Drogen vollgepumpt gewesen. Damals hatte sie nur einen Wunsch verspürt, nämlich so schnell wie möglich wieder high zu werden und über nichts nachdenken zu müssen.
    Violet betrachtete den Mann. Er war vielleicht eins sechsundsiebzig groß und wog 70 Kilo. Seine Augen waren sanft und braun, graue Strähnen durchzogen sein blondes Haar. Sein Ehering sah etwas ramponiert aus, als würde er ihn schon jahrelang tragen.
    „Da habe ich keine Bedenken. Mit Ihnen könnte ich schon fertigwerden.“
    Er grinste. „Wahrscheinlich. Und jetzt ruhen Sie sich aus. Die Schmerzmittel sollten schon anfangen zu wirken.“
    Sie runzelte die Stirn, bemerkte, dass die Schmerzen tatsächlich etwas nachgelassen hatten und nur noch dumpf pochten.
    „Stimmt“, sagte sie. „Vielen Dank.“
    „Ich bringe Ihnen später ein Sandwich. Und wenn Sie sich weigern, fordere ich Sie zum Armdrücken auf.“
    Sie schnappte nach Luft und zuckte zusammen. Zwar waren keine Rippen gebrochen, doch sie hatte sich bei dem Sturz jede Menge Blutergüsse zugezogen. „Okay, okay. Hauptsache, Sie bringen mich nicht zum Lachen.“
    Der Pfleger – auf seinem Namensschild stand Henry – berührte ihre Hand. „Hier sind Sie sicher, Violet! Versuchen Sie, zu schlafen.“
    „Das werde ich.“
    Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, und schloss die Augen, nur um sie umgehend wieder aufzureißen. Die Angst, die sie zu ignorieren versucht hatte, war noch immer da.
    Aber mir kann wirklich nichts passieren, dachte sie. Cliff würde zumindest eine Nacht in Untersuchungshaft verbringen. Wenn er wieder entlassen wurde, konnte sie noch immerüberlegen, wohin sie sich in Sicherheit bringen sollte. Vielleicht in ein Hotel.
    „Violet?“
    Als sie aufsah, stand Beth im Türrahmen. Jennas Mutter war blass und offensichtlich bemüht, ruhig zu bleiben. Violet spürte, wie sie vor Scham errötete. Frauen wie Beth kamen normalerweise nicht in solche Situationen.
    „Es tut mir leid“, wisperte Violet und senkte den Blick auf ihre Hände. „Ich musste eine Kontaktadresse angeben, aber man hat mir versprochen, dich nicht anzurufen.“
    „Nicht“, flüsterte Beth und eilte an ihr Bett. Tränen füllten

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