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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Dann löschte sie die Laterne, kroch an das entgegengesetzte Ende des Wagens, wickelte sich in eine Decke und lehnte sich an die Holzwand.
    Verdammt! Ross wusste , was er eigentlich hätte tun sollen, aber wie sollte er das schaffen? Wie konnte er diese junge Frau, die mit weiß Gott wie vielen Männern geschlafen hatte, die alles das darstellte, was er ha ss te und seit etlicher Zeit verbissen mied, einladen, mit ihm unter diese Decken zu kommen? Wie konnte er sie auffordern, sich neben ihn zu legen, wo Victoria, selbst im Bett noch damenhaft und anständig, in ihrem züchtigen Nachthemd mit Schleifchen gelegen hatte?
    Natürlich würde es nicht genauso sein. Er begehrte das Mädchen nicht. Aber wie, höhnte sein niederes Ich. Also gut, er war hart vor Lust nach ihr. Ihm tat alles weh davon. Es war eine unbestreitbare körperliche Erscheinung. Aber er war ein Mann, kein Tier. Victorias Liebe hatte ihn von jeder inneren Hä ss lichkeit dieser Art befreit. Er konnte seinen Körper nicht beherrschen, aber seine Reaktion darauf durchaus.
    »Miss... äh, Lydia«, begann er in das Dunkel hinein.
    »Ja?« Ihre Stimme klang ganz matt vor Angst. Was hatte er vor? Meistens machten Männer solche Sachen nachts mit Frauen. Sie konnte sich an das Weinen ihrer Mutter erinnern, wenn sie mit Otis Russell in ihrem gemeinsamen Bett lag. Und sie erinnerte sich auch, wie Clancey zu ihr auf ihre Strohmatratze gekommen war.
    »Ihr könnt doch nicht den Rest der Nacht dort sitzen bleiben. Wenn Ihr wollt, legt Euch auf die andere Seite der Matratze.«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Macht Euch nicht lächerlich.« Er stützte sich auf die Ellenbogen, um die dort hinten zusammengekauerten Umrisse anzusprechen. »Es dauert noch Stunden bis zum Morgen, und es ist zu feucht. Ihr könnt nicht die ganze Nacht da sitzen, sonst seid Ihr morgen krank.«
    »Ich habe eine starke Natur und halte einiges aus.«
    Das letzte, was seine strapazierten Nerven jetzt noch verkrafteten, war schon wieder ein Streit mit dem jungen Mädchen. In letzter Zeit hatte er dabei oft verloren. Sein Zorn wallte auf. »Zum Kuckuck, ich habe gesagt, Ihr sollt hierherkommen.« Er streckte die Hand aus, schloss sie um ihren Oberarm und zerrte sie quer durch den Wagen.
    Tränen sammelten sich in Lydias Augen. Sie hätte nicht gedacht, dass Mr. Coleman auch so widerliche Dinge tun würde wie Clancey, aber sie hatte sich getäuscht. Er war ein Mann. In blinder Abwehr merkte sie erst später, dass sie gar keinen Gegner hatte. Mr. Coleman hatte die Decken über sie gelegt und sich abgewandt. Er berührte sie nicht einmal.
    Lydia lag einige Zeit reglos da und entspannte sich langsam wieder. Als Mr. Coleman unverändert gleichmäßig atmete, glaubte sie schließlich, dass er ihr nichts tun werde, und kuschelte sich tiefer unter die Decken.
    Es go ss weiterhin wie aus Kübeln, auch wenn der Donner nur noch von fern grollte und die Blitze aufgehört hatten. Ohne sich im entferntesten zu berühren, fühlte sich doch die Hitze gut an, die Ross’ Körper ausstrahlte. Sie schlief ein.
    Als Ross wach wurde, brauchte er eine Minute, um sich zu orientieren. Als er die Augen öffnete, sah er die Holzwände des Wagens und das Segeltuch darüber. Durch den schmalen Schlitz dazwischen konnte er erkennen, dass es zwar hell war, aber immer noch schüttete. Er war trocken, warm, ausgeruht und fühlte sich überhaupt verdammt wohl.
    Hastig drehte er sich zur Seite. Lydia lag neben ihm. Sie war wach, hatte ihm den Rücken zugekehrt und hielt Lee in der Armbeuge. Das Nachthemd war aufgeknöpft und Lee saugte eifrig an ihrer Brust.
    Sie drehte den Kopf leicht zur Seite. »Es tut mir leid, dass wir Euch geweckt haben. Ihr habt gerade noch so fest geschlafen.«
    »Ihr habt mich nicht geweckt. Ich stehe immer früh auf.«
    Ross versuchte, seinen Blick von ihr loszureißen, von seinem zielstrebig nuckelnden Sohn, von ihrer Brust, aber er konnte es nicht. Er dachte nicht darüber nach, dass er in einem Bett mit ihr lag und sie beide nur unzureichend bekleidet waren. Auch Victoria war seinem Gedächtnis entschwunden. Sein Bewu ss tsein registrierte lediglich, wie hübsch sie aussah, wenn sie so verschlafen lächelte.
    »Es ist völlig sinnlos, heute früh aufzustehen«, sagte sie ruhig. »Der Regen hat seit gestern abend nicht nachgelassen.«
    »So hört es sich an«, sagte Ross abwesend. Er fragte sich, wie er ihr Haar je hatte unattraktiv finden können. Ein Drang, die wirre Fülle zu berühren,

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