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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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verhandeln. Er hatte dabei sein bartstoppeliges Gesicht abgewandt. Es waren zwar drei Jahre vergangen seitdem, aber...
    Die Stunden des Nachmittags schienen eine Ewigkeit zu dauern. Lee schlief, obwohl Lydia sich die größte Mühe gab, ihn irgendwie wach zu halten, damit es ihr nicht so langweilig war. Andere Frauen nutzten diesen Tag, um sich auszuruhen, zu flicken oder sich mit ihren Familien ihre neue Heimat in Texas oder noch weiter westwärts auszumalen. Ross war zu seinen Pferden gegangen und hatte Lydia allein gelassen.
    Kurz bevor es dunkel wurde, riefen Luke und Bubba vom Wagenende nach ihr. Sie kroch auf Händen und Knien nach hin-ten und hob die Plane, dann brach sie bei dem Anblick der Jungen in Lachen aus. Die Krempen ihrer Filzhüte hingen schwer herunter, aber ihre regennassen Gesichter waren ausgesprochen vergnügt. Sie stellte sich vor, dass die beiden sicher noch tagelang von ihrem Ausflug in die Stadt erzählen würden.
    »Wir haben das ganze Geld ausgegeben, das wir von Ross bekommen haben. Birnen, Pfirsiche, Okra gekocht mit Tomaten und Zwiebeln, und eine Räucherwurst«, sagte Bubba, nahm die Sachen aus einer Satteltasche und überreichte sie ihr stolz.
    »Von dem Geruch dieser Wurst ist uns die ganze Zeit das Wasser im Mund zusammengelaufen«, verkündete Luke.
    »Habt ihr für euch auch eine gekauft?«
    Bubba sah Luke mit einem Blick an, als würde er ihn am liebsten erwürgen. »Nee.«
    Lydia war entsetzt, dass sie den Jungen genötigt hatte, das zu sagen. Die Längstens konnten sich keine Wurst leisten. Sie und Mama hatten früher manchmal beim Schlachten geholfen und einen ganzen Tag gearbeitet für ein Pfund Schinken oder Wurst. Sie hatte keine Vorstellung von Geld oder davon, was solche Leckerbissen kosten könnten.
    »Also, dafür, dass ihr sie mir... ich meine Mr. Coleman... gebracht habt, habt ihr eine Belohnung verdient.« Sie nahm ein scharfes Messer, klemmte sich die Wurst in den Arm und schnitt jedem der Jungen eine Scheibe ab. »Hier. Guten Appetit.«
    Luke griff sofort nach einer Scheibe und steckte sie sich hemmungslos in den Mund. Bubba hätte sich fast geweigert. »Vielen Dank, Miss Lydia.« Er war erleichtert, dass sie das Nachthemd nicht mehr trug, auch wenn sie Lukes altes Hemd vorn hübsch füllte.
    Die Geheimnisse des weiblichen Körpers verhexten ihn und gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er hatte schon den ganzen Tag an Priscilla Watkins gedacht. Gestern abend hatte er sie draußen im Regen stehen sehen. Ihr Kleid hatte na ss an ihr geklebt und ihre Figur genau abgezeichnet. Als sie Bubba sah, hatte sie sich ihm zugewandt, scheinbar ohne zu wissen, wie ihr Kleid an ihren Brüsten anlag. Er hatte die ganze Nacht wach gelegen und sich gefragt, wie sich wohl diese weichen Rundungen anfühlen mochten.
    Auch jetzt bewirkte der Anblick von Lydias Wärme und Fülle wieder beschämende und peinliche Reaktionen in seinem Körper. »Wir gehen jetzt lieber heim, sonst schickt Ma noch einen Suchtrupp nach uns.«
    Lydia lächelte. »Ja, geht nur.« Sie verschwanden in der Dämmerung.
    Als Ross zum Wagen zurückkam, aßen sie zusammen. Er sah fast genauso durchnä ss t aus wie die Jungen. Sie teilten sich das Essen so ein, dass es für ein paar Tage reichte. Selbst kalt und mit den restlichen Pfannkuchen fand Lydia es köstlich. Bevor die Langstons sie gefunden hatten, hatte sie noch nie etwas wirklich Schmackhaftes gegessen, obwohl alle anderen das völlig normal zu finden schienen.
    Lydia fürchtete, dass Ross zu bald wieder hinausgehen würde. Ross fand den Gedanken noch schrecklicher. Der Erdboden war jetzt völlig auf geweicht, und er hatte keine Lust darauf, wieder eine ganze Nacht damit zu verbringen, Pfützen auszuweichen. Im Wagen mit dem sanften Licht der Laterne war es gemütlich, es roch so angenehm nach Baby und... Lydia war da. Ihre weibliche Gegenwart gab dem Wagen den Eindruck eines Zuhauses.
    Er verlängerte seinen Aufenthalt im Warmen dadurch, dass er einen Zügel reparierte, der auch noch ein paar Tage gehalten hätte. Er ließ sich viel Zeit damit, sorgte aber immer dafür, dass die beiden Schatten, die durch das Lampenlicht auf die Plane geworfen wurden, deutlichen Abstand hielten, falls jemand herübersah. Als es keinen triftigen Grund mehr gab, noch länger zu bleiben, nahm er seine Decken und ging auf den Ausgang zu.
    »Verge ss t nicht, die Laterne auszumachen.« Er schaute nicht in ihre Richtung, denn sie hatte Lee an der Brust. Das Baby war zwar schon vor

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