Jenseits aller Vernunft
Ma sich zu Wort. »Es reicht allmählich!« Sie wandte sich Ross zu. »Wir wollen Euch sehr wohl in diesem Wagenzug dabeihaben. Wer sonst versteht schon soviel von Pferden?« Dann knöpfte sie sich Grayson vor. »Und wer schießt besser? Wer bringt immer frisches Fleisch mit von der Jagd? Hmm? Ihr wollt einen Mann rauswerfen, weil er sich nicht vom Regen wegschwemmen lä ss t? Ich hätte ihn für bekloppt gehalten, wenn er’s anders gemacht hätte.«
»Wirklich, Mr. Grayson...«, unterbrach Leona.
»Still jetzt, Frau«, fuhr Zeke sie an. Das war das erste Mal, dass sie den ruhigen Mann ein lautes Wort äußern hörte. Mrs. Watkins verstummte vor lauter Überraschung.
»Und was diese beiden Leute hier betrifft und dass sie was Unanständiges getan haben sollen - benutzt doch mal Euren gesunden Menschenverstand. Sie hat vor noch nicht ganz zwei Wochen ein Baby gekriegt. Glaubt ihr wirklich, dass sie schon wieder so weit ist, jemandem beizuwohnen?«
Lydias Gesicht errötete tief, als alle Blicke sich ihr nachdenklich zuwandten. Sie sah Ross an. Er stand stoisch da wie ein Indianer und schien völlig ungerührt von dem ganzen Aufruhr. Um einen eisigen Ausdruck bemüht, drehte sie sich zu Leona um. Die andere Frau gab sich noch nicht ganz geschlagen.
»Das ist bei solchen Frauen wie der doch völlig gleichgültig!« rief sie.
»Schmerz ist Schmerz, das ist bei allen Frauen gleich«, konterte Ma. Sie verschränkte die Arme vor ihrem massigen Busen und holte tief Luft. »Es gäbe allerdings eine praktische Lösung des Problems. Mr. Coleman und Lydia könnten heiraten.«
Auf allen Seiten brach gleichzeitig die Hölle los.
Ross brauste auf. »Den Teufel werd’ ich tun.«
Lydia schnappte nach Luft. »Ich will überhaupt niemals und niemanden heiraten.«
Grayson sagte: »Ma, da geht Ihr zu weit.«
Zeke kicherte vergnügt.
Mrs. Watkins tönte: »Oh, Herr im Himmel, und seine selige Frau ist noch nicht einmal erkaltet in ihrem Grab!« Genaugenommen hatte sie Victoria Coleman wegen ihrer Schönheit und Anmut verabscheut.
»Mr. Grayson, wenn sie heiraten, würde das die Sache regeln?« fragte Ma, ohne sich um die Einwände zu kümmern.
Hai Grayson reute der Tag, an dem er die Leitung des Trecks übernommen hatte. Er war Bauer, nichts sonst; woher sollte er wissen, wer wen zu heiraten hatte? »Ich denke schon.«
»Und was meint unsere teure Moralpredigerin?« wollte sie von Leona Watkins wissen.
Die Frau rang empört nach Luft. Sie sah aus, als würde sie gleich platzen vor Zorn. »Ich denke, das wäre eine Schande. Wer weiß, was wir aus diesem Wagen dann so alles zu hören und zu sehen bekommen würden!«
»Wenn ihr so scharf darauf seid mitzukriegen, was andere Leute in ihren Betten machen, wäre es doch interessant, in Eurem eigenen mal was zu veranstalten!«
»Oh!« Leona hielt sich die Hand vor die Brust, als wenn Ma sie geschlagen hätte. Sie sah Grayson vorwurfsvoll an und brachte damit schweigend ihre bittere Enttäuschung zum Ausdruck, dann stieg sie aus dem Wagen. »Die Langston hat vorgeschlagen, die beiden sollten heiraten«, verkündete sie den anderen. »Ich will mit der ganzen Sache nichts mehr zu schaffen haben und glaube, als gottesfürchtige Christen sollten wir alle beten, dass uns keine Strafe trifft.«
»Mr. Grayson, würdet Ihr uns bitte entschuldigen?« sagte Ma, ohne sich um das wirre Gebrabbel draußen zu kümmern. »Ich möchte mit Lydia und Ross reden. Zeke, pa ss du bitte auf, dass die Kinder unseren Wagen nicht auseinandernehmen.«
Zeke und Grayson verschwanden. Lydia ließ sich auf einen Hocker fallen, drehte Ross und Ma den Rücken zu und bot dem immer noch greinenden Baby die Brust an, um es zu beruhigen.
Ross sagte finster zu ihrem Rücken: »Da seht Ihr’s. Ich wollte ja nicht in dem Bett schlafen, aber Ihr muss tet mich unbedingt überreden. Da habt Ihr die Bescherung.«
Lydia sah ihn böse über die Schulter an. »Was habe ich denn getan?« Sie bemühte sich, leise zu sprechen. »Ja, ich wollte, dass Ihr im Bett schlaft, weil Ihr kalt und naß wart. Aber wer hat mich quer durch den Wagen gezerrt, damit ich neben Euch Platz nehme? Na?« Sie wandte sich wieder dem Baby zu.
Ross schlug sich mit einer Faust in die Handfläche der anderen Hand. »Seit ich Euch zum ersten Mal begegnete, hab’ ich nichts als Ärger.«
»Ach ja, und ihr wart das reine Vergnügen mit Euren Launen und Beleidigungen, bösen Blicken und kränkenden Worten, Mr. Coleman.«
»Ihr hättet mich heute
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