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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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haben abgestimmt und beschlossen, dass Ihr und das Mädchen den Wagenzug verlassen mü ss t, da Ihr... äh... vorhabt, einander... äh... beizuwohnen.«
    »Beizuwohnen!« brüllte Ross. »Wir haben vergangene Nacht beide im Wagen geschlafen, weil draußen eine Sintflut vom Himmel kam!«
    »Ich verstehe...«, begann Grayson, aber Leona unterbrach ihn.
    »Ihr habt zusammen im gleichen Bett geschlafen!« kreischte sie und spießte sie mit einem knochigen Finger auf. Dann drehte sie sich um und sagte zu der durchweichten Gruppe hinter dem Wagen: »Ich habe sie gesehen. Sie haben zusammen in einem Bett gelegen. Er hat immer noch nicht alle seine Kleider an. Wahrscheinlich wird Gott mich mit Blindheit schlagen, weil ich einer Sünde ansichtig geworden bin.«
    Lydia hatte jetzt endgültig genug. Sie sah Dutzende von Augenpaaren neugierig durch die hintere Wagenöffnung auf sich gerichtet, sprang von der Matratze auf, den brüllenden Lee an ihre Brust gedrückt, und sagte aufgebracht: »Ihr habt nichts anderes gesehen als zwei Leute, die im gleichen Bett geschlafen haben!« Beim Anblick von Lydia im Nachthemd, mit geöffnetem Haar, das ihr verführerisch über die Schultern fiel, spannte sich Leona Watkins wie die Saite eines Flitzebogens. Lydia bemerkte es nicht. »Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich Mr. Coleman sein Bett weggenommen hatte. Auf meine Aufforderung hin hat er hier geschlafen, weil er völlig ausgefroren war. Das ist alles. Und ich habe deswegen neben ihm gelegen, weil es keinen anderen Platz zum Schlafen gab.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, zischte die Frau und streckte ihren mageren Hals wie eine übelnehmerische Henne. Speicheltropfen hingen an ihren schmalen, harten Lippen.
    »Was in aller Heiligen Namen wisst Ihr schon darüber, wie eine Frau mit einem Mann schläft, Leona Watkins?« Ma stemmte sich in den Wagen, dicht gefolgt von Zeke. Er hatte sich mit seinen langen Unterhosen, die er das ganze Jahr über trug, nur mangelhaft bedeckt. Sie waren b lass rot. Mit wirrem Haar um den ganzen Kopf bot er einen komischen Anblick. Leona wurde noch steifer, als sie ihn sah. »Ihr habt nur ein einziges Kind. Das bedeutet wahrscheinlich, dass Ihr nach dem einzigen Mal, das Ihr mit Eurem Mann zusammen wart, schwanger geworden seid.«
    Leonas Gesicht verlor jede Farbe und rötete sich dann heftig. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. »Ich höre mir derart schmutziges Gerede nicht an«, erregte sie sich und wandte sich wieder Grayson zu. »Was werdet Ihr, als gewählter Anführer des Wagenzuges, jetzt unternehmen angesichts dieses sündigen Einflusses auf unsere Kinder?«
    Grayson seufzte müde und schüttelte den Kopf. Seine eigene Frau, so tolerant sie auch sein mochte, war entsetzt gewesen, als heute morgen die Watkins herumposaunte, dass Mr. Coleman und »diese schamlose Dirne« zusammen in einem Wagen schliefen. Grayson wollte es zuerst nicht glauben. Er hatte gesehen, wie Ross litt, während Victoria in den Wehen lag. Dem jungen Mann war neulich die völlige Verzweiflung ins Gesicht geschrieben gewesen, als sie ihren schmucklosen Sarg ins Grab hinunterließen. Ross hatte sich wirklich zur Wehr gesetzt, als Ma ihm die junge Frau als Amme für seinen Sohn brachte. Grayson glaubte nicht, dass Ross jetzt schon bereit war, sich in Fleischeslust mit einer Frau zu verbinden, schon gar nicht mit diesem Mädchen, das er offensichtlich verabscheute.
    Dennoch war Ross ein Mann. Ein junger Mann. Mit mehr Schwung und, wie Grayson vermutete, einer lebensvolleren Natur als die meisten anderen Männer. Und das junge Ding war ja nun wirklich kein schlechter Anblick, jetzt, wo sie immer sauber und ordentlich angezogen war.
    Er fa ss te Lydia seitlich ins Auge und senkte dann beschämt den Blick. Welcher Mann in Ross Colemans Lage hätte nicht dasselbe getan? Oder wäre doch zumindest schwer in Versuchung geraten? Die junge Frau sah einfach aus wie eine menschgewordene erotische Phantasie, mochte sie vielleicht auch nichts dafürkönnen. Er wandte sich mutig an Coleman und schrak vor dem puren Ha ss in seiner Miene zurück. Die grünen Augen des Mannes loderten.
    »Es tut mir leid, Ross«, sagte Grayson und breitete flehend die Arme aus. »Persönlich habe ich nichts gegen dich. Aber man muss an die Kinder denken und ...« Er verstummte.
    » Lass t es gut sein«, grollte Ross. »Ich will nirgendwo bleiben, wo ich nicht erwünscht bin. Darum verschwindet jetzt bitte alle...«
    »Also jetzt mal eine Sekunde«, meldete

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