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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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fünften Mal auf die unbesprechbare Mailbox getroffen war, war seine Selbstbeherrschung dahin. Ihn packte die Wut. Sie mussten den Killer in die Zange nehmen. Conny, die Frau im RoLa-Terminal von Wörgl, hatte gemeint, den Mann auf dem Fahndungsfoto schon einmal gesehen zu haben. Wenn Waller am Startpunkt das gleiche Ergebnis – oder ein günstigeres – erzielen könnte, wäre das schon die halbe Miete. Die Maßnahmen, die dann zu ergreifen wären, hatte Ottakring im Kopf. Die Schlinge würde sich enger zuziehen … immer enger.
    Er fuhr zusammen, als sein Telefon schellte.
    »Waller hier. Sie hatten angerufen.«
    Wo treiben Sie sich rum? Wenn man Sie braucht, sind Sie nicht da. Was sind Sie doch für eine Schießbudenfigur! So oder so ähnlich hätte er gerne losgelegt. Doch Ottakring bemühte sich um Sachlichkeit. Waller war ein tüchtiger Kollege.
    »Na endlich erreiche ich Sie«, sagte er nur. Er erklärte Waller seine Theorie mit der Rollenden Landstraße. »Bitte fahren Sie hin und drehen jeden Stein um. Finden Sie heraus, ob unser Mann mit seinem Lkw den Zug genommen hat, und am besten auch noch die Zugnummer mit der Abfahrtszeit. Wenn er sein späteres Opfer dabeigehabt hat, wird man sich an die Frau erinnern können. Wenn das alles klappt, gebe ich nach Ihrer Rückkunft einen aus.«
    »Und für die liebe Agnes gleich einen mit«, gab Waller zurück. »Sie steht neben mir.«

Brenner, Tirol, dritte Aprilwoche 2000
    Wallers Hände waren schon steif gefroren, so oft hatte er das Fahndungsbild hergezeigt. Nun hatte er es Agnes in die Hand gedrückt.
    Ein kalter Wind blies am Brenner, was zu dieser Jahreszeit normal war. Schließlich blitzten am Tag noch Eis und Schnee droben vom Hochgebirge herunter. Über ihnen war es jetzt stockfinster. Ringsumher jedoch fingerten sich die Lichter Hunderter starker Scheinwerfer durch die Nacht. Es waren die Strahlen der Lastwagen, die zur Rollenden Landstraße drängten, oder von jenen, die auf der Autobahn in eintönigem Tempo hintereinander vorüberfuhren.
    »Wer seid ihr denn?«, war die Frage, der sich die beiden deutschen Kriminaler dort droben am Brenner wiederholt stellen mussten. Als solche ausweisen wollten sie sich vorerst nicht. Also erfanden sie die Mär vom verschwundenen Verwandten und kamen damit zunächst zurecht.
    »Haben Sie den gesehen? Kennen Sie diesen Mann?«, fragte Agnes den langen Kerl, der an der Lkw-Waage stand. Er hieß Kofler. Formulare wurden zwischen ihm und den Fahrern hin- und hergereicht, bevor sie den endgültigen Freigabestempel im Abfertigungsbüro erhielten. Kofler musste sich bücken, um das Bild zu erkennen, das sie ihm mit beiden Händen hinhielt.
    »Ja«, sagte er nach kurzem Zögern.
    Waller stutzte und fuhr herum. Er stellte sich neben Agnes und den Kerl. »Wie, Sie kennen den?«, fragte er.
    »Nein, das hab ich nicht gesagt«, erklärte Kofler in hartem Tirolerisch. »Ich hab ihn aber schon mal gesehen.«
    Nun kamen sie aus der Deckung und wiesen sich als Ermittler aus. Den Langen beeindruckte das nicht. Er nickte nur.
    »Würden Sie mit uns ins Gebäude gehen?«
    Er folgte ihnen, sobald der Lkw abgefertigt war.
    Waller hatte sich einen Stuhl unter den Hintern gezogen und saß da mit der Miene eines Raubtiers, das eine Spur aufgenommen hat. Doch Agnes, so hatten sie vereinbart, stellte die Fragen.
    »Erzählen Sie«, forderte sie den Langen auf. Sie saßen im Dreieck. »Wann und wo haben Sie ihn gesehen?«
    Kofler überlegte. »So genau weiß ich das nicht mehr«, sagte er. »Ich hab ja bloß gesagt, dass ich ihn gesehen habe. Das kann genauso gut in meiner Fernsehzeitschrift zu Hause gewesen sein.«
    »Wollen Sie uns verarschen?«, schrie Waller ihn an. Er war aufgesprungen. »Selbstverständlich können Sie sich erinnern. Strengen Sie Ihr Gehirn an. Es geht hier nicht um ein Bußgeld. Es geht um Mord! Machen Sie uns kein Kasperltheater vor!«
    Zu beeindrucken schien Wallers Auftritt den Mann nicht sonderlich. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. »Ich denk mal«, sagte er mit weiser Miene, »dass der Herr irgendwie beruflich hier war.«
    »Also ein Fernfahrer, der seinen Lkw verladen hat?«, warf Agnes ein.
    »Genau«, sagte er. »Sag ich doch.«
    Waller ging das Phlegma dieses Kerls auf die Nerven. Der hatte mehr Grips, als er preisgeben wollte. Der war so einer, der sich die Würmer aus der Nase ziehen lassen oder erst später reden wollte. Waller dachte an Letzteres.
    »Wenn Ihnen noch etwas dazu

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