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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einfällt«, sagte er, »rufen Sie mich bitte an.« Er musste sich zwingen, ruhig und höflich zu bleiben. Er gab ihm seine Karte und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Agnes.
    »Warum bleiben wir nicht dran?«, fragte sie. »Den hätten wir doch weichgekocht. Hätten Sie mich mal machen lassen.«
    Kaltblütig genug ist sie, dachte Waller. Und pfiffig ist sie auch. Also warum nicht? Er gab Agnes ein Zeichen. Also gut, sollte das heißen, dann probieren Sie Ihr Glück.
    »Ich bin nicht klatschsüchtig«, sagte Kofler zu Agnes. »Ich denk, wir sind fertig?«
    Agnes war etwa halb so groß wie ihr Gegenüber. Doch wie sie sich an Kofler heranrobbte, war bemerkenswert, fand Waller.
    »Sie sind ein Menschenkenner«, schleimte Agnes ihn an. »Sie haben diesen Mann gesehen und ihn sich gemerkt. Warum? Hatte er eine rote Nase oder einen Indianerkopfschmuck auf? Oder hat er gehinkt?«
    Kofler lachte und zeigte eine Reihe weißer Zähne sowie einen blauschwarzen Zahn rechts unten. »Nein. Er selbst hatte nichts, was mir besonders aufgefallen wäre. Aber die Frau …« Damit schwieg er wieder und forderte zur nächsten Frage auf.
    »Frau?«, ging Waller dazwischen. »Er hatte eine Frau bei sich? Etwa diese?« Er zog das Polizeifoto der Toten heraus und beobachtete Koflers Reaktion.
    »Hab ich doch gesagt«, zischte Agnes leise. »Hätten wir schon längst zeigen müssen.«
    »Genau!«, sagte Kofler und deutete auf das Foto. Sein Mund blieb offen stehen.
    »Genau der richtige Augenblick«, zischte Waller zu Agnes zurück.
    »Warum ist Ihnen die Frau aufgefallen?«, hakte Agnes nach.
    Kofler musste sichtlich überlegen. »Na ja«, sagte er schließlich, »dass eine Frau im Lkw mitgenommen wird, kommt häufig vor. Aber dass eine so viel Gepäck mitführt, als ob sie zum Mond reist, das passiert nicht jeden Tag.«
    »Können Sie das Gepäck beschreiben?«
    »Beschreiben? Nein. Es war bestimmt kein Koffer. Und auch keiner mit Rollen. Aber …«
    »… so etwas?« Agnes hielt ihm eine Zeichnung hin, die sie eigenhändig mit Farbstiften gefertigt hatte. Eine grün-weiß gestreifte Sporttasche und ein roter Rucksack.
    Das Ergebnis war erstaunlich. Kofler verschluckte sich und musste husten.
    Waller sah Agnes an.
    »Genau«, keuchte Kofler. »So muss es gewesen sein. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden verliebt waren.« Er sah Waller von unten her an. »Was ungewöhnlich ist. Denn zusammengehört haben die zwei bestimmt nicht.«
    Wann das denn gewesen sei, wurde er gefragt. Waller meinte, wenn er sich schon so präzise an das Gepäck erinnerte, müsse er doch auch den Zeitraum eingrenzen können. Januar, Februar oder was?
    Kofler war wie umgewandelt. Als ob eine Belohnung auf seine Auskünfte ausgesetzt war oder er den Fall selbst aufklären wollte. »Weiß ich genau«, spuckte er hastig aus. »Das war Silvester.« Er zögerte einen Augenblick. »Oder an Neujahr. Ja, genau. Silvester oder Neujahr. Weil ich noch gedacht hab …« Der Lange sprudelte über.
    Die Deutschen hatten genug gehört. Ihre Mission war erfolgreich.

Rosenheim, 17. bis 18.   April 2000
    Als in der Rosenheimer Dienstwohnung seine Augen vor Müdigkeit allmählich immer kleiner wurden, klappte Joe Ottakring das Buch zu.
    Nicht mehr lange hin, dann würde er fünfzig werden. Die erste Hälfte des Lebens hatte er dann überschritten. Ein Zurück gab es nicht mehr. Nicht zuletzt wegen seiner Rückenbeschwerden hatte er sich immer wieder einmal mit dem Gedanken getragen, ob er den Polizeidienst aufgeben und sich ein anderes Berufsfeld suchen sollte. Auch Lola zuliebe. Er hatte Stellenanzeigen studiert, hatte sich fast für einen Job in einem Münchener Sicherheitsdienst entschieden und es dann doch nicht getan. Inzwischen hatte er begriffen, dass daraus nichts mehr werden würde. Er war Polizist, und er würde Polizist bleiben.
    Auch dieses Rosenheim gefiel ihm. Er war abkommandiert, bis dieser Fall gelöst war. Doch wer sagte, dass Rosenheim nicht irgendwann sein endgültiger Standort würde? Er spähte hinüber zum Fenster. Doch da war nichts als eine Stubenfliege, die verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und löschte das Licht. Es war fast Mitternacht, zwölf Minuten davor.
    Wie immer vor dem Einschlafen dachte er an Lola. Und saß plötzlich aufrecht im Bett und war hellwach. Verdammt, Lola! Sie hatte schon zweimal auf seinen Anrufbeantworter gesprochen und um seinen Rückruf gebeten. Nicht nur das. Mit ihrer sexy

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