Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Dorpema
Vom Netzwerk:
flogen förmlich über die Weiten der Insel und da der Eisenturm ohnehin tief im Osten lag, würde dies kein Problem darstellen. Ihre wenigen Pferde, allesamt Schimmel, stammten von einer legendären, elfischen Züchtung ab, welche bis zu drei schlanke Elfen auf einmal in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit befördern konnte. Für den Kampf waren sie jedoch nicht geeignet. Ungeheuer mutig, waren die kräftigen, braunen und schwarzen Rösser der Menschen die ideale Kavallerie für die bevorstehende Schlacht.
    Träge erhoben sich die diversen Fraktionen der Völker und bewegten sich auf den Ausgang zu. Lediglich Torabur blieb wie gewohnt sitzen. Er streckte seine Arme aus und legte die massigen Hände mit gespreizten Fingern auf den Tisch, beobachtete die ehrenhaften Narben, den dichten Pelz, die groben, goldenen Ringe der Verantwortung an seinen Fingern.
    Grimmdor und Paradur gingen ihm wieder durch den Kopf. Er wusste nicht, wem er vertrauen konnte. Grimmdors Verhalten hatte ungewohnte Züge, doch diese konnte man ebenso gut seinen Gefühlsschwankungen vor der Schlacht zuschreiben.
    Müde stand er letztendlich auf. Der König verließ den Raum und ging in sein eigenes Heim innerhalb der Festung, legte sich hin.
    Im Gegensatz zu Kriegern wie Grimmdor war er nervös. Er fürchtete sich vor dem, was die folgenden Tage bringen würden. Wieder einmal dachte er an Garandor; fragte sich, wie der junge Zwerg sich in der Wildnis schlug. Alleine wäre er bereits umgekommen, doch gemeinsam mit Waldoran standen seine Sterne besser. Hoffentlich lebten sie noch. Hoffentlich.
     

     

     

     

     

XLII
     

     

     

     

    Ein silberner Streifen verwandelte sich in ein Seil. Unzählige bunte Punkte bildeten eine Form; ein Gesicht. Ein Haff aus leuchtendem Braun formte sich im Hintergrund, während das Antlitz zwergische Konturen annahm. Das silberne Seil verknotete sich. Eine Schlaufe, weit genug für einen Kopf, entstand. Mit dem braunen Haff im Hintergrund schwebte Garandors Antlitz allmählich in die runde Öffnung, welche das Seil gebildet hatte. Als der Hals hindurch war, fiel der deformierte Körper schlaff nach unten. Das braune Haff verschwand. Ebenso wie der Strick und Garandors bunter Körper.
    Der Zwerg öffnete die blinden Augen. Makelloses Weiß füllte sein Gesichtsfeld. Er saß noch immer auf dem Rücken des Stieres. Seit er herausgefunden hatte, wie er mit den Punkten unter seinen geschlossenen Augenlidern zeichnen konnte, hatte die trostlose, graue Umgebung durch die sie zogen, keinen Wert mehr für ihn. Garandor versuchte stets wieder, ob es möglich war, dass das was er erschuf, auch in der Wirklichkeit geschah. Bis jetzt hatten diese Versuche jedoch zu keinem Erfolg geführt.
    Die Einöde der Landschaft sog jegliche Motivation aus den Reisenden; ernährte sich von den nichtssagenden Blicken in den zwergischen Augen, trübten die pfeilschnellen Bewegungen Waldorans. Die Einöde war eine Spirale der Verkommenheit. Im Reich Latenors lauerten unermesslich finstere, durstige Gefahren auf hypnotisierte Beute wie die vier Auserwählten. Einen Elfen, zwei Menschen und einen Telénastier-reitenden Zwerg anzutreffen, wäre allerdings etwas vollkommen Neues für die Orks und anderen Kreaturen und Dante fragte sich, wie diese wohl reagieren würden. Nach wenigen Herzschlägen kam er zu dem Schluss, dass die meisten Feinde sie wohl als exotische Delikatesse ansehen und verspeisen würden.
    „ Wann verändert sich die Umgebung wieder, Waldoran?“ fragte Dante mit trockenem Mund.
    „ Das kann ich dir nicht sagen. Doch wir müssen in diese Richtung.“ erwiderte der Elf.
    Waldoran zeigte gen Westen, wo sich eine weitere niedrige Gebirgskette aufrichtete. Dante nickte.
    „ Dort müssen wir hin.“
    „ Du spürst, dass wir nach Westen ziehen müssen?“ fragte Lannus interessiert.
    „ Das ist richtig. Der Westen zieht mich.“
    Lannus‘ Neugier entflammte erneut.
    „ Erzähl uns wie dieses Gefühl sich äußert. Womöglich spüren wir es ebenfalls, doch wissen es bloß nicht zu deuten.
    „ Ein anderes Mal.“
    Lannus war versucht nachzuhaken, doch Dante berührte ihn leicht an der Schulter und schüttelte den Kopf. Der Menschenkrieger hatte sich damit abgefunden, dass sie die Information niemals aus Waldoran herausbekommen würden.
    Die Farblosigkeit schluckte ihre Worte und fütterte ein angespanntes Schweigen. Es ging rasch voran und die Gruppe näherte sich den Erhöhungen merklich, während sie weiterhin auf

Weitere Kostenlose Bücher