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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Forderung, das Problem Kirian zu beseitigen, noch offen auf seinem Schreibpult lag“, sinnierte er. „Das bedeutet, er hat Maruvs Intrige als Zeichen von Schwäche erkannt, sich zwar großzügig bereit erklärt, dem König zu helfen, gleichzeitig aber auch ganz andere Schritte angedacht.“
    „Ich verstehe nicht, Herr“, murmelte Inur.
    „Ganz einfach: Es ist bekannt, dass Ihr mein Verbündeter seid, ich weit oben in der Thronfolge stehe, meine Position allerdings aus vielen Gründen geschwächt ist. Wenn er Euch dazu verhilft, eine wirtschaftliche Vormachtstellung in Onur zu erlangen, stärkt er also indirekt mich. Dabei war es gleichgültig, ob ich jemals hierherkomme oder nicht. Kehre ich zurück und ergreife die Krone, stehe ich mit Kumiens Hilfe sehr viel sicherer da.“
    „Ich verstehe immer noch nicht, was hat er davon?“
    „Macht.“ Lys lächelte schmal. „Er kann gar nicht verlieren. Stärkt er mir den Rücken, bin ich ihm verpflichtet und er kann mich benutzen, wie er will. Gehe ich hier in Irtrawitt zugrunde, hat er durch Euch trotzdem den Fuß in der Tür und kann Druck auf die Adligen ausüben. Ihr seid seine Marionette, Inur, einmal mehr missbraucht man Euch als Werkzeug im Spiel um die Macht.“
    Mit offenem Mund starrte Inur ihn an. „Ich wusste nicht … ich konnte … ich …“
    „Scht.“ Lys senkte den Kopf wieder, legte ihn auf seine Arme ab, mit denen er die Knie umschlungen hielt. „Ich wusste es selbst nicht, woher auch? Kumien hat mich umgarnt, ich habe ihm mit meinen Erzählungen über Onurs Machtverhältnisse und dem Spiel der Adligen mehr verraten, als ich ahnen konnte. Auch ich war nur eine Fadenpuppe, viel mehr, als ich befürchtet hatte.“ Schmerz und Hass flackerten über sein Gesicht. „Vermutlich hatte er mir eine bedeutendere Rolle in seiner Inszenierung zugedacht. Als ich mich hartnäckig weigerte, von meiner Suche nach Kirian abzulassen und mich ihm ganz zu unterwerfen, wird er ein wenig hin- und her überlegt haben und ist zu dem Schluss gekommen, mich fallen zu lassen.“ Er ballte die Fäuste, rasende Wut leuchtete in seinem Blick – doch dann erstarb auch dieses Feuer und zurück blieb Leere.
    „Euch hat er hergeschickt, damit ich verstehe, was er plant. Verstehe, dass er jegliches bisschen Zuneigung nur gespielt hat.“
    „Lys …“, murmelte Inur hilflos, doch er hatte weder Trost noch eine bessere Erklärung zur Hand.
    „Dass ich Euch dabei über seine Absichten aufkläre, ist bedeutungslos. Ihr seid kein Spieler, Inur, und Ihr habt keine Verbündeten mehr, die Euch aus dieser Zwangslage heraushelfen könnten. Ich habe also auch bei Euch versagt.“
    Erschrocken wollte Inur abwehren, aber er konnte es nicht. „Lys, ich verhelfe Euch zur Flucht“, barst es plötzlich aus ihm heraus. „Irgendwo wird es hier Werkzeug geben, mit dem ich Euch von den Ketten befreien kann, und dann …“
    „Und dann laufen wir in den Untergang“, unterbrach Lys müde. „Kumien wird Wachen in der Halle stehen haben, um genau das zu verhindern, er ist doch kein Narr.“
    „Es gibt andere Wege!“, begehrte Inur trotzig auf. Er staunte über sich selbst, dass er den Mut hatte, so etwas tatsächlich auszusprechen. Wie er einen solchen Plan umsetzen sollte, sofern man von Plan reden konnte, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
    „Inur.“ Lys lächelte sanft. „Ich bin verletzt und Ihr seid kein Krieger. Selbst wenn wir aus diesem Palast herauskämen, was dann? Wir haben weder Ausrüstung noch Waffen, wie sollen wir es bis zum Pass schaffen, wenn uns die Wächter im Nacken sitzen? Wie sollen wir über den Pass gelangen, wenn wir nicht warten können, bis das Wetter Rücksicht auf uns nimmt? Und wie wollt Ihr verhindern, dass Kumien Eure Eskorte als Geiseln behält und meine Rückkehr erpresst? Wollt Ihr Eure Männer für mich sterben lassen? Noch ein paar Tote mehr auf meine Rechnung setzen?“
    Mit hängenden Schultern senkte Inur den Kopf, zutiefst beschämt.
    „Wäre ich Kirian, würdet Ihr nicht so reden, nicht wahr?“, murmelte er.
    „Kirian ist ein Löwe, Inur. Man müsste noch um seine Feinde fürchten, wenn er mich bewusstlos über der Schulter hängen hätte und Kleinigkeiten wie ein Schneesturm können ihn nicht aufhalten. Außerdem, wenn Kirian hier wäre, hätte ich nichts mehr, was mich in Irtrawitt hält.“
    Noch beschämter über seine lächerliche Anmaßung, sich auch nur andeutungsweise mit Kirian verglichen zu haben, wandte Inur sich ab. Was

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