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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Nagula
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falls er einer begegnete. Darin lag sogar eine gewisse Logik – es gab keine Alternative. Aber er würde sich weder ausziehen noch mit Grünzeug behängen. Dazu bestand keinerlei Notwendigkeit.
    Entschlossen ging er weiter in der einmal eingeschlagenen Richtung. Das Gelände stieg allmählich an. Er begann zu schwitzen. Und er empfand seine Expeditionskluft als lästig. Stöhnend öffnete er den Kragen. Doch das Unterholz wurde lichter, je weiter er nach oben vordrang. Hier ließ es sich leichter gehen. Und er hatte auch einen besseren Ausblick.
    Plötzlich bemerkte er vor sich zwischen den Stämmen eine Bewegung. Im ersten Augenblick dachte er, es sei eine Schlange, die sich aufrichtete. Doch es war keine Schlange. Was sich dort bewegte, ging eindeutig auf zwei Beinen. Aber es war ebenso eindeutig kein Mensch. Die Gestalt war mehr als mannshoch, trug ein zottiges, dunkelblaues Fell und auf den Schultern einen gewaltigen Kopf, dessen Konturen durch den dichten Pelzbewuchs kaum zu erkennen waren. Und dahinter tauchten schemenhaft andere Gestalten auf, wesentlich kleiner, zierlicher und vor allem heller in der Blaufärbung. Sie schienen der großen Gestalt zu folgen wie eine Herde ihrem Leitstier.
    Nick Reynolds zögerte. Er hielt es für besser, diesen unidentifizierbaren Wesen nicht in die Quere zu kommen. Vermutlich waren das jene rätselhaften Primaten, von denen Brumbil gesprochen und die Flatter als Brumbiliden bezeichnet hatte. Sympathisch fand Nick Reynolds sie jedenfalls nicht. Und er fingerte vorsichtshalber nach seinem Strahler.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch. Doch er wandte sich nicht um. Sicher wieder dieser Flatter, dachte er. Oder Brumbil. Wahrscheinlich schleichen die beiden die ganze Zeit um mich herum, um zu beobachten, was ich treibe. Und er wartete darauf, daß ihn einer ansprach. Aber es sprach niemand. Die Gestalten vor ihm zwischen den Bäumen waren inzwischen verschwunden. Und auch das Geräusch hinter ihm war verstummt.
    Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, daß er nicht allein war. Irgend jemand lauerte hinter ihm, schweigend, lautlos. Merkwürdigerweise aber glaubte er nicht an eine Gefahr. Er war nur neugierig. Und mit einem Ruck drehte er sich um.
    Sekundenlang glaubte er seinen Augen nicht zu trauen, hielt er das, was er sah, für eine Halluzination. Vor ihm, kaum einen Meter entfernt, stand eine zierliche Gestalt, fast so groß wie er selbst, aber so fremdartig wie eine Wahnfigur. Ein leuchtend hellblauer Haarflaum bedeckte den ganzen Körper, auch das von wucherndem Blaupelz umrahmte Gesicht. Aber was für ein Gesicht! Es war lang und sehr schmal, durchzogen von einem scharfkantig gebogenem Nasenrücken, von dem sich zwei enggeschlitzte, rotglimmende Augen schräg zu einer steilen Stirn hochwölbten. Darunter klaffte ein fast kreisrunder wulstlippiger Mund mit kleinen spitzen Zähnen. Und dieser Mund lächelte, lächelte ihn an.
    Er begriff, dieses Wesen war real. Und es bewegte sich, hob eine der geschmeidig langen, dreifingrigen Hände wie zum Gruß. Doch seine Blicke tasteten weiter, umglitten fasziniert die zierliche Gestalt, die üppigen, von spitz vorstehenden, blutroten Kuppen gekrönten Brüste, die schmale Taille und den unter bläulichem Haarflaum kaum erahnbaren Spalt zwischen ihren schlanken Schenkeln. Dieses Wesen war ein Weib. Aber was für eins!
    Nick Reynolds kniff verwirrt die Lider zusammen. In der Welt, aus der er kam, hatte man keinen Nerv für sinnliche Genüsse. Was einzig galt, waren Sachzwänge, die auch die Fortpflanzung regulierten. Beide Geschlechter waren absolut emanzipiert. Man benutzte einander nicht mehr zu Zwecken, die als Relikt tierischer Vorfahren galten. Was sich dennoch in dem einen oder anderen an Empfindungen regen mochte, wurde mittels einschlägiger Medikamente schnell eliminiert. Doch dazu war kaum Gelegenheit. Die sterile Atmosphäre technisch perfektionierter Zivilisation bot nirgends mehr eine Möglichkeit zu erotischen Reizen. Und man hatte sich daran gewöhnt, das für normal zu halten. So was hier, überlegte Nick Reynolds betroffen, müßte eigentlich verboten werden.
    Dann überlegte er nichts mehr. Er spürte plötzlich die fremdartig langen, dreifingrigen Hände an seinem Körper, die mit geschmeidigen Bewegungen den störenden Stoff von seiner Haut schälten. Und er ließ sie schweigend gewähren, überließ sich willenlos diesen gleitenden Fingern, die mühelos ihr Ziel fanden und weiterglitten. Er

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