Jenseits Der Grenze
Schiffe verloren gehen können? Wenn etwas geschieht und wir werden aufgehalten, wenn wir Schiffe verlieren, wenn es zu einer Katastrophe kommt … dann bin ich nicht die einzige lästige Person, die der Regierung keinen Kummer mehr bereiten kann.
Navarro hätte so was nicht inszeniert, Sakai wohl auch nicht. Aber wer hofft auf einen solchen Ausgang? Welche Person in der Regierung hätte ein Interesse daran? Und wer im Flottenhauptquartier, das ganz sicher genau wie die Regierung keine Lust hat, sich mit Scharen von heimgekehrten Senioroffizieren herumzuschlagen?
Rione wusste, dass das Teil dieses Befehls war. Deshalb auch ihr fassungsloser Blick, als sie erkennen musste, dass ihr Ehemann ebenfalls in dieses Komplott reingerissen worden war. Aber soweit ich weiß, hat sie nichts getan, um den Plan voranzutreiben. Sie ist zwar keine große Hilfe, aber sie sabotiert uns zumindest auch nicht.
Die einzelnen Teile des Puzzles begannen langsam, sich zusammenzufügen, aber das Bild, das sie bildeten, gefiel ihm gar nicht.
Der folgende Sprung machte es erforderlich, aus den Sprungantrieben alles herauszuholen, um eine etwas größere Reichweite zu erzielen. Die Flotte setzte zum Sprung an, während sich hinter ihr mit einer Lichtstunde Abstand die beiden Enigma-Gruppen zusammenschlossen.
»Kann ich Sie sprechen, Admiral?« General Charban setzte sich auf den Platz, auf den Geary deutete, dann sah er sich in dessen Quartier um. »Viel ist es nicht, aber es ist trotzdem ein Zuhause, nicht wahr? Schon eigenartig, wie vertraut einem ein rein zweckmäßiges Quartier oder der Komplex eines Hauptquartiers werden kann, stimmt’s? Menschen können überall zu Hause sein, wo sie gerade sind. Ich habe da eine Idee, Admiral Geary«, wechselte er abrupt das Thema. »Es ist vielleicht eine Möglichkeit, auf der Grundlage von einvernehmlichem Eigeninteresse zu einer Einigung mit der Enigma-Rasse zu gelangen.«
»Ich bin ganz Ohr«, erwiderte Geary.
»Ich habe über ein paar Dinge nachgedacht, unter anderem auch darüber, was Dr. Shwartz bei unserer letzten Flottenkonferenz über die Widersprüche zwischen den Erklärungen der Aliens und ihrem Handeln gesagt hat. Es könnte sein, dass wir bei der Auslegung dieser Worte einen grundlegenden Fehler gemacht haben, indem wir annahmen, dass die Erklärungen der Enigmas ihrer tatsächlichen Motivation entsprechen.«
Geary stützte das Kinn auf seine Hand und sah Charban an. »Warum sollten sie uns belügen und sagen, dass sie das eine wollen, während sie in Wahrheit etwas ganz anderes wünschen?«
Charban lächelte flüchtig. »Wenn Sie zu den Männern und Frauen sprechen, die in der Flotte dienen, reden Sie dann von Kosten-Nutzen-Relationen, von der Notwendigkeit, die Tantiemen der Aktionäre zu steigern oder die Regierungsausgaben zu verringern? Oder sagen Sie ihnen das, was Ihrer Ansicht nach für diese Leute wirklich zählt?«
Nachdem er kurz über diese Frage nachgedacht hatte, entgegnete Geary: »Sie glauben, die Enigmas haben uns bei Midway eine eigens entwickelte Erklärung für ihr Verhalten geliefert, von der sie dachten, wir würden sie verstehen oder akzeptieren?«
»Ja. Jeder außenstehende Agent, der den Krieg mitverfolgt hat, muss zwangsläufig erkannt haben, mit welcher Verbissenheit wir um die Kontrolle über Sternensysteme gekämpft haben. Um die Kontrolle über Territorium. Etwas zu besitzen, ist uns wichtig, auch wenn es für die meisten Menschen gar nicht das Allerwichtigste darstellt. Ich glaube, die Enigmas liefern uns seit Midway die eine Rechtfertigung für ihr Verhalten, von der sie glauben, dass wir sie für plausibel halten. Anstatt ihre wahren Gründe zu nennen, haben sie uns das erzählt, was wir ihrer Meinung nach hören wollten.«
Der General beugte sich vor und fuhr eindringlicher fort. »Bedenken Sie, wie verschlossen sie sind, wie sie nichts über sich enthüllt sehen wollen. Warum sollten sie uns bei Midway den wahren Grund für ihr Auftauchen nennen? Warum sollten sie uns sagen, was sie wirklich wollen?«
»Gute Frage.«
»Ich bin auf diese Überlegung gestoßen, als ich über die Menschen nachgedacht habe, die von der Enigma-Rasse festgehalten wurden«, redete er weiter. »Aus menschlicher Sicht war nichts daran überraschend, dass die Aliens mehr über uns erfahren wollen. Aber war das das wahre Motiv? Haben sie das Verhalten von Menschen nur erforschen wollen, weil sie neugierig sind, oder wollen sie mehr über uns wissen, weil sie uns als
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