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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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Glückspilz«, murmelte Geary. Von Zeit zu Zeit kam es zu solchen Situationen, die ihm vor Augen führten, wie sehr der hundert Jahre währende Krieg gegen die Syndiks die alten Werte der Flotte in ihr Gegenteil verkehrt hatten. Es war keineswegs so, dass Politik für Senioroffiziere ein Jahrhundert zuvor ein Fremdwort gewesen wäre, aber politische Einflussnahme hatte sich auf Umwegen abgespielt. Es war nie so offensichtlich gewesen, dass einem Offizier nach wenigen Monaten ein Kommando abgenommen worden wäre, um einen anderen auf diesen Platz zu setzen, damit sich dessen Aussichten auf eine weitere Beförderung verbesserten. »Ist Vente mit Shen verwandt?«
    »Wieso …?« Sie schaute Vente genauer an und stutzte. »Nicht dass ich wüsste.«
    Vente, dem die Konferenzsoftware signalisiert hatte, dass Geary ihn ansah, drehte sich zum Kopfende des Tischs um. Anders als bei Shen änderte sich sein Gesichtsausdruck kein bisschen. Er nickte abrupt und wandte sich wieder ab, um weiter vor sich auf den Tisch zu starren, als liege dort etwas, das ihn schrecklich ärgerte.
    Die Crew der Invincible tat Geary leid, aber er war sich nicht sicher, ob er in der verbleibenden Zeit noch etwas wegen Vente würde unternehmen können. Die Ankunft von Captain Tulev lenkte ihn von dem Ärger ein wenig ab. Fast zeitgleich mit Tulev tauchten auch die befehlshabenden Offiziere seiner Division am Konferenztisch auf, darunter auch Commander Bradamont. Sie saß schweigend da und schaute vor sich hin, wie Geary es von früheren Besprechungen von ihr gewohnt war, sofern er sie dabei überhaupt wahrgenommen hatte. Wären da nicht noch so viele andere Dinge gewesen, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten, hätte er sich vermutlich gründlicher mit der Frage beschäftigt, wie es sein konnte, dass jemand im Gefecht so energisch auftrat, bei den Konferenzen aber keinen Ton herausbrachte. Aber letztlich wäre er ihr dafür vermutlich einfach nur dankbar gewesen, wenn er an die Probleme dachte, die er in der gleichen Zeit mit Offizieren wie Captain Numos gehabt hatte, die am Konferenztisch genauso agierten wie auf dem Schlachtfeld.
    Der Gedanke lenkte Geary genügend ab, um sich schnell nach Numos’ Status zu erkundigen. Er wartet noch immer auf sein Kriegsgerichtsverfahren. Die Mühlen der Justiz mahlen manchmal sehr langsam. Aber sie hatten Zeit genug, um sich diese idiotischen Anklagen gegen mehr als hundert befehlshabende Offiziere auszudenken, anstatt sich mit Numos zu befassen.
    Weitere virtuelle Bilder entstanden, während der Konferenzraum immer größer und größer zu werden schien, um allen Teilnehmern Platz zu bieten. Captains, Commander und Lieutenant Commander, die das Kommando über Schlachtkreuzer, Schlachtschiffe, Schwere und Leichte Kreuzer, Hilfsschiffe und Zerstörer hatten. Captain Duellos lehnte sich auf seinem Platz gemächlich zurück, als hätte sich die Flotte nicht erst kurz zuvor noch am Rand der Meuterei befunden. Captain Tulev saß stocksteif da und ließ kaum eine Gefühlsregung erkennen, aber er nickte Geary zum Gruß zu. Captain Badaya schaute sich argwöhnisch um; er rechnete unübersehbar damit, dass jeden Augenblick regierungstreue Agenten aus ihren Verstecken kamen, um Offiziere festzunehmen. Captain Jane Geary saß ruhig da und ließ sich nicht anmerken, dass sie erst vor Kurzem noch andere Kommandanten dazu angestachelt hatte, sich über Befehle hinwegzusetzen. Auch Captain Armus ließ kein Unbehagen erkennen, wofür er aber auch gar keinen Grund gehabt hätte, wirkte er doch wie üblich so schwerfällig wie das von ihm befehligte Schlachtschiff. Bis zu diesem Augenblick war es Geary nicht bewusst gewesen, wie beruhigend diese Art von Schwerfälligkeit sein konnte, wenn ringsum andere kopflos hin- und hereilten.
    Als auch der letzte noch fehlende Offizier aufgetaucht war, stand Geary auf, woraufhin die virtuell Anwesenden sich zu ihm umdrehten. Diejenigen, deren Schiffe sich in unmittelbarer Nähe zur Dauntless aufhielten, reagierten fast in Echtzeit, während andere, deren Schiffe einige Lichtminuten entfernt waren, unter Umständen erst sehen würden, dass er sich erhoben hatte, wenn er längst zu Ende gesprochen hatte. »Lassen Sie mich damit beginnen, Ihnen die Situation zu erklären. Mir ist das Kommando über die neue Erste Flotte übertragen worden. Da jedes Schiff hier im System zu dieser Flotte gehört, bin ich seit einer halben Stunde wieder offiziell Ihr Befehlshaber.«
    Badayas Argwohn wich aus seinen

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